Petra Erler-Striebel, 17. April 2020

Kunstvermittlung im Homeoffice

Der Shutdown stellt den (Arbeits)Alltag der meisten auf den Kopf – so auch bei uns im Referat Kunstvermittlung der Kunsthalle. Was also verändert sich, wenn plötzlich die Besucher*innen fern bleiben müssen?

Tag 1 im Homeoffice. Corona lässt uns umdenken

Die Kunsthalle ist seit vergangenen Samstag für die Öffentlichkeit geschlossen. Unsere Ausstellung Iss mich. Obst und Gemüse in der Kunst, die am 18. April in der Jungen Kunsthalle eröffnet werden sollte, musste auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Nach dem Schock gibt es viel zu tun: Erst einmal werden die Künstler*innen informiert, Kunsttransporte gestoppt, die Schulen, und alle anderen Kooperationspartner über die Absage informiert.

„Wir haben uns schon so gefreut!“

Großes Bedauern auf beiden Seiten. Fast alles war bereits organisiert, auch unser umfangreiches Begleitprogramm – wir standen quasi auf der Zielgeraden. Schade. Aber so ist es jetzt.

Tag 2

Das Museum ist geschlossen, unsere Besucher*innen sind zuhause und werden jetzt erst einmal – wie wir auch – mit dieser Situation zurecht kommen müssen und dann – wann auch immer das sein wird – zurückkommen!
Uns fehlt schon jetzt ihre Neugier, ihre Begeisterung für die Kunst, ihre Freude am Austausch, ihre Lust auf Farbe und „das Pinsel schwingen“.

Mit welcher Ausstellung und welchem Programm wollen wir sie wieder begrüßen? Mit dieser Überlegung möchte ich mich schon einmal beschäftigen. Nach einer solchen Zäsur kann man nicht einfach so weitermachen, als wäre in der Zwischenzeit nichts geschehen. Unsere jungen Besucher*innen sind wie wir weitgehend zuhause und mit den unterschiedlichsten Herausforderungen konfrontiert. Auch der so wichtige Kontakt mit Freund*innen hatte sich plötzlich und grundlegend geändert. Sie einfach wie zuvor zu treffen, ist aktuell nicht möglich. Stattdessen entwickeln sich vielleicht Alternativen mit Geschwistern, Eltern oder auch mit sich selbst. Was jedem persönlich wichtig ist im Leben, wird langsam spürbar und bleibt als Erfahrung und Gefühl für die „Zeit danach“. Ich denke, dass wir mit der Jungen Kunsthalle einen wunderbaren Ort des Austausches und Erlebens haben, an dem dann all diese Dinge aufgegriffen, kreativ umgesetzt und verarbeitet werden können.

Dann interessiert mich natürlich auch sehr, was die anderen Museen online anbieten. Ich möchte weiterhin ins Museum gehen! Digitale Ausflüge nach Mannheim, Frankfurt und ,New York: Für solche Recherchen, die im gewohnten Arbeitsalltag oftmals zu kurz kommen, kann ich mir jetzt Zeit nehmen und es motiviert und inspiriert mich sehr!

Mein Blick auf die Dinge und meine Aufmerksamkeit ändern sich durch die aktuelle Situation, auch was meine täglichen kleinen Ausflüge nach draußen betrifft. Ich beobachte jeden Tag Situationen, die amüsieren, anrühren, inspirieren und irgendwie in diesen kreativen Flow einfließen. Ich bin gespannt, was sich da noch so entwickelt!

Nun erst einmal einen gemeinsamen Kaffee am Telefon mit meiner Kollegin zur Lagebesprechung und heute Abend etwas Leckeres kochen!

Tag 29

Wie selbstverständlich sitze ich an meinem neuen Arbeitsplatz zuhause und arbeite an der Weiterentwicklung unterschiedlicher Ideen. Gleichzeitig kommt aber auch bei mir wieder die Frage auf, ob einige der Folgen der Corona-Pandemie nicht auch als Chance genutzt werden können. Mittlerweile denke ich nein, sie können nicht, sie sollten oder müssen sogar die Chance zum Nachdenken und Handeln für uns alle sein. Unsere Aufmerksamkeit ist gefragt.