Kopf eines bärtigen alten Mannes
Beschreibung
„Ad vivum“ - „Nach dem Leben“ hat Antoine Coypel zusätzlich zu seiner Signatur und der Datierung auf der Zeichnung dieses alten Männerkopfes vermerkt. Offensichtlich war es ihm wichtig, seinen zeichnerischen Arbeitsprozess nach einem lebenden Modell zu notieren. Und in der Tat vermittelt das in farbigen Kreiden wiedergegebene Gesicht eine große Lebendigkeit: Der bärtige Mann blickt mit leicht geneigtem Kopf nach oben, um Mund und Augen spielt ein verschmitztes Lächeln – er scheint in einer Unterhaltung begriffen und dabei zu ahnen, was sein Gegenüber ihm mitteilen will.
Dazu passt die Person, für die der Künstler diese Figurenstudie in einem heute verschollenen, doch durch einen Reproduktionsstich überlieferten Gemälde verwendete: Es ist der alte Laban, der Jakob nach sieben Jahren treu geleisteter Arbeit nicht wie versprochen seine Tochter Rahel, sondern die ältere (und hässlichere) Lea gab (1. Mose 29). Entschuldigend wendet er sich dem zu Recht erbosten Jakob zu, der weitere sieben Jahre für ihn arbeiten musste, um endlich seine Rahel zu bekommen. Und der Schalk scheint dem Vater dabei im Nacken zu sitzen...
Coypel, der zu einer äußerst erfolgreichen Künstlerfamilie des 17. und 18. Jahrhunderts in Paris gehörte, zeigt auf diesem Blatt seine gekonnte Anwendung von wenigen Farbkreiden für eine wirkungsvolle Ausdrucksstudie: Neben einigen schwarzen Akzenten dominiert das leuchtende Weiß, das er für das Haupthaar, den Bart und als Lichtreflexe auf der Haut verwendete. Sparsame Setzungen von Rosa, Gelb und Braunrot verleihen dem Gesicht ein hohes Maß an Vitalität.
Daten und Fakten
Titel | Kopf eines bärtigen alten Mannes |
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Künstler*in | Antoine Coypel |
Entstehungszeit | 1697 |
Inventarnummer | 1978-6 |
Maße | B 26.4cm |
Maße Blatt | H 36.1cm |
Material | Papier braun |
Technik | Pastellkreide |
Gattung | Zeichnung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Im Alter von elf Jahren begleitete Antoine Coypel seinen Vater Noël Coypel nach Rom, wo dieser Direktor der französischen Akademie geworden war. Dort begegnete er unter anderem dem berühmten Architekten und Bildhauer Gian Lorenzo Bernini.
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