Die Sammlung von Hans Baldung zeigt viele Skizzen von Menschen, Tieren, und Pflanzen, oft in verschiedenen Posen.
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Das "Karlsruher Skizzenbuch"

Hans Baldung

Jahr:
1511/1545
Ort:
nicht ausgestellt

Beschreibung

Hans Baldung, genannt Grien, ist einer der außergewöhnlichsten Künstler des 16. Jahrhunderts, der die tief greifenden religiösen und gesellschaftlichen Veränderungen seiner Zeit in teils ungewöhnlichen Motiven verarbeitete. Neben Altar- und Andachtsbildern schuf er eine profane Bildwelt, zu der Porträts, humanistische Denkbilder und sinnliche Akte sowie drastische Hexenbilder zählen.

Mit über 100 Silberstiftzeichnungen und einem historischem Silberstift gehört das Karlsruher Skizzenbuch von Hans Baldung Grien zu den außergewöhnlichsten Zeugnissen seines Werks. Eigenhändige Datierungen des Künstlers sowie zahlreiche Bezüge zu seinen Gemälden und Druckgrafiken weisen auf eine Entstehungszeit der Blätter zwischen 1511 und seinem Todesjahr 1545. Sein vielseitiges Studium nach der Natur zeigt ein reiches Themenspektrum: Landschaften, Stadtansichten, Tiere, Pflanzen, Porträts sowie diverse Gegenstände und Detailstudien zeugen von einer lebendigen und unmittelbaren Aneignung der ihn umgebenden Welt.

Silberstifte waren im 15. und 16. Jahrhundert speziell für das Zeichnen in Skizzenbüchern beliebt. Das trockene Zeichenmittel konnte bequem transportiert und jederzeit unterwegs genutzt werden – selbst ein Schärfen oder Anspitzen des Stiftes war nicht nötig. Im Falle des Karlsruher Skizzenbuchs dient er, durch zwei Ösen gezogen, sogar als Schließe. Bereits Leonardo empfahl in seinem Malerbuch für das schnelle Skizzieren das Mitführen eines solchen Buches: „Trage … gern ein kleines Büchlein bei dir, mit Blättern, die mit Knochenmehl präpariert sind, und notire dir derlei Bewegungen in der Eile mit dem Silberstift … Und wenn du dein Buch voll hast, so lege es bei Seite und hebe es wohl auf für das, was du vorhast, und nimm ein anderes und fahre darin ebenso weiter fort.“

Das „Karlsruher Skizzenbuch“ ist jedoch nicht nur ein herausragendes Konvolut von Zeichnungen Hans Baldung Griens, sondern auch ein Zeugnis für das frühe Sammeln und systematische Ordnen seines zeichnerischen Werks. Der einstige Besitzer Sebald Büheler ließ es laut eigener Inschrift auf der Innenseite des Deckels 1582 für 3 Schillinge aus mehreren Buchfragmenten binden, einige kleinere Blätter wurden einzeln eingeklebt. Der Einband aus braunem Ziegenleder mit eingeprägten Renaissanceornamenten ist möglicherweise original und charakteristisch für Reiseskizzenbücher: Mit einer auf den Vorderdeckel greifenden Klappe garantiert er eine schonende Aufbewahrung des Inhaltes und wird durch den als Verschluss genutzten Silberstift zusammengehalten. Der Stift wird so ein Bestandteil des Buches und ist dem Künstler bei Benutzung sofort zur Hand.

Zur Person Hans Baldungs, der vermutlich um 1485 in Schwäbisch Gmünd geboren wurde, ist heute noch immer wenig bekannt. Er arbeitete einige Jahre bei Albrecht Dürer in Nürnberg, schuf von 1512-17 den Hochaltar für das Freiburger Münster und verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Straßburg. Die Kunsthalle Karlsruhe besitzt neben dem Skizzenbuch vier Gemälde, mehrere Zeichnungen und über 60 Blatt Druckgrafik des Künstlers.

Daten und Fakten

Titel Das "Karlsruher Skizzenbuch"
Künstler*in Hans Baldung
Entstehungszeit 1511/1545
Inventarnummer VIII 1062
Epoche Renaissance
Maße Buch H 21,6 cm  B 16,3 cm  T 3,6 cm  
Material Grundiertes Papier Pergament
Technik Silberstift
Genre Historie
Gattung Zeichnung
Abteilung Kupferstichkabinett
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