Raumkonzept (Concetto Spaziale)
Beschreibung
Der Vorstoß des Italieners Lucio Fontana, durch Verletzung neue Qualitäten zu entdecken, war in seiner Zeit beispiellos. Indem er die Leinwand durchstach oder aufschlitzte, bezog er den Raum nicht nur als Illusion mit ein, sondern auch real. Das Karlsruher Bild stammt aus den ersten Jahren dieser Erfindung.
Eine mit Papier überzogene Leinwand ist mit sanddurchmischter olivgrüner Farbe in kreisenden Pinselspuren bedeckt, die ein zartes Relief bilden. Zugleich sind Leinwand und bemaltes Papier von hinten mit winzigen bis zentimetergroßen Löchern durchstoßen, deren Ränder sich mit deutlichen Risskanten wie kleine Krater aufwerfen. Diese locker um die Bildmitte rotierenden Formationen folgen teilweise den Pinselspuren, gehen aber nach oben hin auch gegenläufig über sie hinweg.
Was auf den ersten Blick den Eindruck spontaner Zufallsstrukturen oder zerstörerischer Provokation hervorrufen mag, erweist sich bei genauerem Hinsehen als feinsinnig gesteuert. Durch den Widerstreit von malerischen und plastischen Strukturen wird die quadratische Bildfläche zu einem Raumgebilde, das etwa an Strudel kosmischer Spiralnebel denken lässt.
Fontana schuf seine ersten, „Bucchi“ genannten Bild-Perforierungen im Jahr 1949. Seitdem nannte er seine Bilder fast immer „Concetto spaziale“, was mit „Raumkonzept“ oder „räumlichem Entwurf“ übersetzt werden kann. 1958 wurden die Lochbilder von der Serie der „Tagli“ („Schnitte“) abgelöst. Dabei nahm der Künstler Einschnitte in die Leinwand mit einer Klinge vor.
Daten und Fakten
Titel | Raumkonzept (Concetto Spaziale) |
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Künstler*in | Lucio Fontana |
Entstehungszeit | 1952 |
Inventarnummer | 2853 |
Maße Bildträger | H 81cm B 81cm T 2.5cm |
Maße Rahmen | H 81cm B 81cm T 2.5cm |
Material | Papier auf Leinwand |
Technik | Sand Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
„Concetto spaziale“ befand sich einst im Besitz des bedeutenden Sammlerpaares Ute und Rudolf Scharpff, von denen die Kunsthalle es 1993 erwarb.
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