Bildnis der Veronica Spinola Serra
Beschreibung
Am Beginn des sogenannten „Goldenen Zeitalters“ der niederländischen Malerei leisteten die Porträtkünstler mit ihrem scharfen Realitätssinn Unvergleichliches. Unter ihnen ragt Peter Paul Rubens heraus, der schon früh zu Ruhm gelangte. Im repräsentativen Bildnis der Veronica Spinola Serra stellte er sein Können eindrucksvoll unter Beweis.
1600 reiste der 23-jährige Rubens aus Flandern nach Italien und wurde Hofmaler des Herzogs Vincenzo Gonzaga in Mantua, er arbeitete jedoch auch in Rom und Genua. Veronica Spinola Serra (1577-1617), so die jüngst vorgeschlagene Identifizierung, war eine Genueser Adlige, die Rubens überlebensgroß in Ganzfigur malte. Monumental thront sie auf einem roten Sessel vor einer Mauernische. Ihre schwarze Robe ist kunstvoll und kostbar mit Gold und Silber verziert. Ein imposanter „Mühlsteinkragen“ aus feiner Spitze rahmt ihr hell erleuchtetes, jugendliches Gesicht.
Auf der Lehne des Sessels hinter ihr sitzt ein Papagei, dessen Gefieder ebenso wie der links oben ins Bild wehende Vorhang die Grundfarben der Komposition aufnimmt: Schwarz, Rot und Gold. Der Vorhang verweist in seiner Gestaltung – silberne und rote Quadrate auf goldenem Grund – sowohl auf das Wappen der Familie Spinola als auch auf dasjenige der Familie Serra, in die Veronica Spinola einheiratete.
Das Gemälde war vermutlich für den Ehemann der Porträtierten, Geronimo Serra, bestimmt. Auf den Ehestand könnte die Nelke in Veronicas Haar hindeuten – ein Symbol der Treue. Der Papagei steht für Luxus und wurde damals als Sinnbild der „süßen Gefangenschaft“ der Liebe verstanden.
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Highlights
Daten und Fakten
Titel | Bildnis der Veronica Spinola Serra |
---|---|
Künstler*in | Peter Paul Rubens |
Entstehungszeit | um 1605/1606 |
Inventarnummer | 2505 |
Epoche | Barock |
Maße Bildträger | H 225,5 cm B 138,5 cm |
Maße Rahmen | H 251,0 cm B 165,0 cm T 8,0 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Genre | Porträt |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |
2002 wurde Rubens’ Gemälde „Kindermord von Bethlehem“ oder „Das Massaker der Unschuldigen“ für 49,5 Millionen englische Pfund im Auktionshaus Sotheby’s versteigert.
Rubens war zweimal verheiratet. Nachdem seine erste Frau Isabella Brant verstorben war, heiratete er die 16-jährige Helene Fourment, eines seiner Modelle.
Jan Lauts, Slg. Kat. Karlsruhe 1966, S. 259-260: „Erstmals als Werk des Rubens erkannt und veröffentlicht von L. Burchard (Lit. 1929). Er versuchte, die Dargestellte als Brigida Spinola Doria zu identifizieren, und sah in ihr dasselbe Modell wie auf zwei weiteren Genueser Porträts von Rubens: 1) Damenbildnis der Sammlung Bankes in Kingston Lacy (Lit. Burchard, 1929, Taf. nach S. 340), in der kompositionellen Anlage wohl mit Nr. 2505 übereinstimmend, jedoch im Gesichtstypus und in der Kleidung abweichend; 2) Bildnis einer stehenden Dame in weißem Kleid, National Gallery Washington (Abb. in J.-A. Goris and J. S. Held, Rubens in America, New York 1947, Taf.14). Nur dieses Werk (ursprünglich ganzfigurig, jetzt durch Bescheidung an der unteren Seite fragmentiert) ist durch eine heute nicht mehr vorhandene Inschrift, welche in einer 1848 entstandenen lithographischen Reproduktion von P. Hédouin überliefert wird, als Bildnis der Brigida Spinola Doria gesichert.
Müller Hofstede hat gegen die Annahme, alle genannten Porträts seien Darstellungen derselben Dame, überzeugend Stellung genommen und gleichzeitig mit guten Gründen als Modell für das Karlsruher Bildnis Veronica Spinola Doria namhaft gemacht. Veronicas späteren Gatten Giancarlo Doria hatte Rubens bereits 1602 in einem lebensgroßen Bildnis zu Pferd porträtiert (Florenz, Palazzo Vecchio). Giancarlo Doria dürfte (Müller Hofstede, 1965) das Karlsruher Bildnis im Sommer 1607 in Auftrag gegeben haben; Rubens begann es in Genua und vollendete es vermutlich während des folgenden Winters 1607/08 in Rom.
Eine eigenhändige Wiederholung des Karlsruher Porträts (Kniestück, in weißem Kleid, mit verändertem Kopfschmuck, vermutlich Fragment eines ursprünglich ganzfigurigen Bildnisses) befindet sich in der Sammlung Lord Faringdon, Buscot Park, Berkshire (Müller Hofstede, 1965, Anm. 26; Burchard, Lit. 1929, Abb. 11).“
Pietro Boccardo (2004) identifizierte die Dargestellte versuchsweise als Maddalena Serra.
2020 (und im Ausst. Kat. Stuttgart 2021) publizierte Anna Orlando die jüngste, auf archivalischen Forschungen basierende Neubenennung der Dargestellten auf dem Karlsruher Gemälde sowie der damit zusammenhängenden Bildnisse: ersteres identifiziert sie als Bildnis der Veronica Spinola Serra (1577-1617), das kompositionell nahezu übereinstimmende Damenbildnis in Kingston Lacy soll ihre Nichte Maria Serra Pallavicino (1575 [?] -1656) darstellen. Das Kniestück aus Buscot Park könnte Veronicas Schwester Violante Maria Spinola Serra (1584-1642) wiedergeben. Zudem stellte die Autorin den Zusammenhang von Nr. 2505 mit einem von Rubens ausgeführten Doppelbildnis her, welches eine Großmutter mit ihrer Enkelin darstellt und sich in der Staatsgalerie Stuttgart befindet (Inv. 2710, Öl/Leinwand, 207 x 133 cm): bei den Porträtierten soll es sich um die Mutter Veronicas, Geronima Spinola Spinola, sowie um ihre Tochter, Maria Giovanna Serra (1598-1638?), handeln.
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Gemälde alter Meister
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Drei Jahrhunderte vlämische Kunst 1400-1700
Secession, Wien 11.01.-23.02.1930
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Antwerpen Juni-September 1930
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1928: Gemälde alter Meister
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1929: Oude Kunst
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1929: Genuesische Frauenbildnisse von Rubens
Burchard, Ludwig
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1930: Drei Jahrhunderte vlämische Kunst 1400-1700
Verein der Museumsfreunde in Wien
Secession, Wien, 11.01.-23.02.1930 -
1930: Exposition internationale coloniale, maritime et d'art flamand
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Antwerpen, Juni-September 1930 -
1930: The Belgian centenary
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1930: La peinture à l’exposition d’art flamand ancien à Anvers
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1965: La Chronique des Arts [Erwerbungsanzeige]
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1965: Bildnisse aus Rubens' Italienjahren
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1965: Neuerwerbungen 1964
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1966: Katalog Alte Meister bis 1800
Bearb.: Lauts, Jan; Hrsg.: Vereinigung d. Freunde d. Staatl. Kunsthalle
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1966: Katalog Alte Meister bis 1800
Bearb.: Lauts, Jan; Hrsg.: Vereinigung d. Freunde d. Staatl. Kunsthalle
Bildband -
1966: (o. A.)
(o. A.)
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1968: Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Lauts, Jan (Bearb.); Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hg.)
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1969: 20 Jahre Toto-Lotto in Baden-Württemberg
Trabold, C.
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1973: Meisterwerke in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Ammann, Edith u.a. (Bearb.); Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hg.)
Erworben von Jan Lauts -
1977: Rubens
Huemer, Frances
Portraits -
1977: Rubens and Italy
Jaffé, Michael
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1977: Rubens in Italien
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Wallraf-Richartz-Museums, Kunsthalle Köln, 15.10.-15.12.1977 -
1977: Rubens e Genova
Biavati, Giuliana (Hg.)
Palazzo Ducale, Genua, 18.12.1977-12.02.1978 -
1981: Van Dyck et la peinture génoise du XVIIe siècle
Ostrowsky, Jan K.
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Schweers, H. F.
Katalog der in der Bundesrepublik Deutschland ausgestellten Werke -
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1988: Ausgewählte Werke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
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1988 (3. Aufl.): Unsere Kunsthalle
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Holsten, Siegmar
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1989: Rubens
Jaffé, Michael
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1990: Van Dyck Paintings
Wheelock, Arthur K. Jr.; Barnes, Susan J.; Held, Julius S.
National Gallery of Art, Washington D. C., 11.11.1990-24.02.1991 -
1994: Ritratti di Genovesi di Rubens e di Van Dyck
Boccardo, Pietro
Contesto ed identificazioni -
1997: Pittura fiamminga in Liguria
Boccardo, Pietro (Hg.); Fabio, Clario Di (Hg.)
Secoli XIV - XVII -
1997: Van Dyck a Genova
Barnes, Susan J.
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2001: Das Gemälde "Bildnis der Marches Veronica Spinola Doria" von Peter Paul Rubens und die Chronologie einer Rückforderung
Schrenk, Klaus
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2004: Rubens
Grandazzi, Josette (Hg.)
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2004: L'Età di Rubens
Boccardo, Pietro (Hg.)
Dimore, committenti e collezionisti genovesi -
2005: Flemish paintings of the seventeenth century
Wheelock, Arthur K.
The Collections of the National Gallery of Art Systematic Catalogue -
2007: The Black Dress
Steele, Valerie
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Welti, Manfred
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2012: Peter Paul Rubens
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2020: Dame con orecchini di perle
Orlando, Anna
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2020: Rubens in Stuttgart: Geronima Spinola and Her Granddaughter Maria Giovanna Serra
Büttner, Nils; Orlando, Anna
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2020: Kunstrecht, Urheberrecht, Kunstgeschichte
Jayme, Erik
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2021: Peter Paul Rubens
Büttner, Nils (Hg.); Diefenthaler, Sandra-Kristin (Hg.)
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2022: Veränderte Beweislage - Die Rubens-Bildnisse Veronica Spinola Serra der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und Geronima Spinola Spinola und ihre Enkelin Maria Giovanna Serra der Staatsgalerie Stuttgart
Baensch, Tanja; Halfbrodt, Nora
(...) mit der Provenienz Jakob und Rosa Oppenheimer in der Beurteilung der fortschreitenden Provenienzforschung