Studienblatt
Beschreibung
Dieses Studienblatt ist deutlich von Michelangelos Sixtinischer Kapelle (1508–1512) inspiriert und zeigt Géricaults unmittelbare zeichnerische Reaktion auf die eindrucksvollen Wandmalereien im Vatikan, die er während eines Italienaufenthaltes 1816 sah. Die Zeichnung könnte daher durchaus vor Ort entstanden sein. In mehreren Linien und Strichlagen probierte der Künstler auf der rechten Blattseite Pinsellavierungen und Federstärken aus, wobei einige Tuschkleckse einen lockeren und zwanglosen Arbeitsprozess bezeugen. In manchen Figuren sind die Renaissance-Vorbilder direkt ablesbar, andere wurden bereits beim Zeichnen künstlerisch abgewandelt. Identifizierbar sind etwa einige Körper aus dem Jüngsten Gericht sowie die berühmte Gestalt des Adam aus der Schöpfungsgeschichte.
Géricaults Michelangelo-Rezeption ist von größter Tragweite für sein Werk und lässt sich vor allem in seinem berühmtesten Werk, dem „Floß der Medusa“ (heute im Louvre), deutlich ablesen. So tauchen einige der hier kopierten und veränderten Figuren in abgewandelter Form auch in den dramatisch inszenierten Körpern des großen Gemäldes auf.
Der jung verstorbene Théodore Géricault gilt in seiner zeichnerischen und malerischen Ausdrucksstärke als früher Vertreter der französischen Romantik. Diese Skizzen sind ein deutliches Beispiel für den dynamisch-bewegten Zeichenstil, der sich gegen die strenge Formensprache des Klassizismus wandte und eine neue Auseinandersetzung mit den Werken Michelangelos begründete.
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Daten und Fakten
Titel | Studienblatt |
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Künstler*in | Théodore Géricault |
Entstehungszeit | Erstes Viertel 19. Jh. |
Inventarnummer | 2017-3 |
Maße Blatt | H 16,8 cm B 34,9 cm |
Material | Papier |
Technik | Feder in Braun Lavierung |
Gattung | Zeichnung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Als Géricault im Alter von 25 Jahren in der Sixtinischen Kapelle die Malereien Michelangelos sah, soll er seinem Biografen zufolge überwältigt gewesen sein und gesagt haben: „Ich zitterte, […] ich zweifelte an mir selbst und brauchte sehr lange, um mich von meiner Verstörtheit zu erholen.“
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sehen denken träumen. Französische Zeichnungen aus der Kunsthalle Karlsruhe
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2018: sehen denken träumen
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[2023]: [Erwerbungsbericht zu: Théodore Géricault, Studienblatt, 1816]
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