Großh. Galerie-Direktion
Specialia
die Erwerbung von Kunstgegenständen etc. etc. betr.
1904
Euer Hochwohlgeboren
gestatte ich mir folgende Angelegenheit
ergebenst zu unterbreiten.
Am 14. Januar d. J. verstarb ganz unerwartet
infolge Schlaganfalls mein lieber Vater, Professor
W. Schröter, Landschaftsmaler dahier. Meine
Mutter, welche durch diesen herben Verlust in eine
gänzlich veränderte Verhältnislage geraten ist,
hat mich damit beauftragt, den nicht unbe-
deutenden Nachlass meines unvergesslichen Vaters
zu realisieren.
Ich erlaube mir nun hiermit bei Euer Hochwohl-
geboren ergebenst anzufragen, ob die Großherzogliche
Bildergallerie nicht geneigt wäre, eines der grösseren
Werke meines Vaters zu erwerben. Ich bin gerne
erbötig, zwei grössere Bilder, ein „Winterbild“
Hochformat im Preise von Mark 2000, und
eine Sommerlandschaft, Motiv aus der Schweiz
im Preise von 5000 Mark zur gefälligen Ansicht
und Auswahl an die Ankaufskommission der
Großherzoglichen Bildergallerie zu senden.
Indem ich die Hoffnung ausspreche, dass
Euer Hochwohlgeboren gütigst geneigt sein
werden, mein Anliegen zu berücksichtigen
verbleibe ich
Euer Hochwohlgeboren ergebener
Otto Schröter, stud. ing.
Körnerstrasse 2
Karlsruhe 29.1.1904
1.2.04
Den Ankauf eines der Bilder des
verstorbenen Malers Prof. W. Schroeter betr.
Als Anlage unterbreiten wir der Generalintendanz
das Gesuch des Sohnes des verstorbenen
Malers Professor W. Schröter um Ankauf eines der
hinterlassenen Bilder desselben. –
Schröter ist seiner künstlerischen Qualität
nach wohl schon zu reichend in der Gallerie
vertreten – ein Unterstützungszweck dürfte
nicht für Ankäufe maßgebend sein –
jedoch in Anbetracht unserer spezieller [speziellen] Karlsruher
Verhältnisse darf man hierin auch nicht
allzu schroff sein und so dürfte wenn man
auch die Rücksicht auf die traurigen Verhältnisse
der Hinterbliebenen ein wenig mitsprechen
lassen will die Aufnahme des Winterbildes [Preis 2000]
sich noch einigermaßen künstlerisch
rechtfertigen lassen. –
Freilich sind jetzt kaum Mittel mehr vor-
handen und man müsste die Auszahlung
verschieben. – Aber vielleicht dürfte
die Erlaubnis zur Einberufung der
Begutachtungskommission, deren
Ermessen man die künstlerische Qualität
zur Aufnahme der Bilder unterbreiten
würde jetzt schon angängig sein – um
den Bescheid an die Erben bald gelangen
zu lassen damit sie im Falle eines abschlägigen
Bescheides die Bilder anderweitig zu
veräußern suchen könnten. – indem man
im Falle des Ankaufes denselben mittheilt
dass Auszahlung erst nach Einbruch [Einlauf?] des neuen Budgets erfolgen
kann –
Direction
der Großherzoglichen Kunsthalle
Karlsruhe, den 12. Februar 1904
N° 89
Die geehrten Herren Mitglieder der Begutachtungskommission zur
Anschaffung von Kunstwerken für die G. Kunsthalle
werden andurch ergebenst zu einer in der Großh. Kunsthalle
Samstag, den 13 d. [= 13. Februar], Mittags 12 Uhr
stattfindenden Sitzung eingeladen.
Hochachtungsvollst ergebenst
Hans Thoma
Kommt:
Römer 11/2
Hemberger
Hofbaudirektor a. D.
H. Volz
G. Sch[…]ter [?]
Ratzel
Keller
v. Oechelhaeuser leider verhindert.
An die Herren Mitglieder
der Begutachtungskommission
Dahier.
Abgehalten:
Geeignet zur Anschaffung
6 gegen 1 dafür, ausschlaggebend war, daß das Bild allgemein für besser gehalten
als das in der Gall.
Karlsruhe 13.2.04
Protokoll
der Sitzung vom 13.2. der Begutachtungskommission
zur Anschaffung von Kunstwerken für die Gr. Kunsthalle.
Die Kommission war mit allen gegen eine Stimme der Ansicht, daß das
Oelgemälde des verstorbenen Professors Wilhelm Schroeter dahier:
„Winterlandschaft“, seiner künstlerischen Qualität nach, zur Erwerbung
für die Großh. Kunsthalle geeignet sei, wobei ausschlaggebend war, daß
genanntes Bild allgemein für besser gehalten wurde, als das
bereits in der Gallerie befindliche Werk des Künstlers („Eichengruppe“)
Erwerbungsvorgang
Unterlagen aus den Akten Hans Thomas machen den Vorgang der Erwerbung des Gemäldes Winterbild von Wilhelm Schröter nachvollziehbar und illustrieren dabei, wie Thoma als Direktor bei Neuankäufen vorging.
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