Barbara Bauer, 22. Mai 2021

Humor und Ironie bei Boucher

Nichts ist schöner, als in einer Ausstellung in die leuchtenden Augen schmunzelnder Besucher*innen zu schauen oder ganz unverhofft ein laut schallendes Lachen zu hören.

Die Begegnung mit Kunst ist eine Bereicherung und löst Emotionen aus. Besonders das Rokoko gilt als heitere Epoche, in der vor allem das Vergnügen im Vordergrund stand. Auch die Kunst dieser Zeit thematisiert das gemütliche Beisammensein in der Natur, ausschweifende Feste mit glanzvoller Mode oder moralische Freizügigkeit.

Bei François Bouchers steht Humor nicht vordergründig als Thema in seinen Werken, doch findet sich bei näherer Betrachtung in zahlreichen Details Bildwitz und Ironie.

The painting The Magic of Rural Life in the François Boucher exhibition. The picture shows a resting group of people with grazing cattle. A landscape opens up in the background.

In den Pastoralen, den Hirtenszenen, zeigt der Maler modisch gekleidete junge Schäferinnen und Schäfer, die es sich in einer Landschaft gemütlich gemacht haben. Die humorvoll-ironisch zugespitzten Darstellungen haben nur wenig mit der Realität der Landbevölkerung im 18. Jahrhundert gemein. Statt harter Arbeit sehen wir genügsame Langeweile und gezähmte Tiere, die sich am seidenen Band führen lassen. Zwei sich anblökende Schafe lenken von den Annäherungsversuchern eines Kavaliers ab und ironisieren das romantische Treffen im Grünen.

François Boucher's drawing Vertumnus and Pomona in the François Boucher exhibition. The drawing shows a woman leaning. A man sits in front of her and asks for something.

In den mythologischen Darstellungen nutzt er Putten um spielerische Situationskomik hervorzurufen. Diese kindlichen Engelsfiguren zeigt er beim geschäftigen Agieren mit allerlei Gegenständen. Unwillkürlich distanzieren wir uns vom eigentlichen Bildthema und schenken diesen teils tollpatschigen Knaben unsere ungeteilte Aufmerksamkeit.

Nur wenig ist über den Charakter des Malers oder dessen Begeisterung für humorvolle Volten überliefert. Dennoch können wir uns heute dem Eindruck nicht erwehren, dass er bei der Erschaffung seiner Gemälde und Zeichnungen mit Freude am Werk war. Mehr als 250 Jahre später empfinden auch wir noch Witz und Ironie beim Anblick seiner Werke. Es lohnt sich also genau hinzuschauen!