Dr. Astrid Reuter, 9. April 2021

Gerühmt und geringgeschätzt

Woran liegt es, dass ein einst gefeierter Künstler in Vergessenheit gerät und erst Jahrzehnte nach seinem Tod wiederentdeckt wird? Welchen Einfluss haben Politik und Gesellschaft auf die Bewertung von Kunst? Welche Urteile bestimmen unseren Blick heute?

Beschäftigt man sich mit dem französischen Künstler François Boucher, so drängen sich solche Fragen geradezu auf. Der als Meister der Illusion gefeierte Maler wurde von der Elite seiner Zeit hoch geschätzt – für die Brillanz seiner Werke, ihren Erfindungsreichtum und ihre virtuose Ausführung. Die Ernennung zum Ersten Maler des Königs sollte 1765 seine Karriere krönen, doch zu dieser Zeit bröckelte sein Ruhm bereits. Gefragt waren nun eine strengere Formensprache und Themen, die zu moralischem Handeln ermunterten. Vom viel gelobten wird Boucher zum nachhaltig kritisierten und schließlich im Zuge der Französischen Revolution fast vergessenen Künstler. Seine Wiederentdeckung ist insbesondere Künstler*innen zu verdanken, unter ihnen Edouard Manet und Pierre-Auguste Renoir sowie Berthe Morisot.

Bouchers Leben erzählt von Aufstieg und Fall und so wurde der Künstler für den in Ostberlin tätigen Dramatiker Peter Hacks (1928–2003) zu einem Modell für die Wendezeit und zu seinem eigenen Alter Ego. In seiner Komödie Der Maler des Königs aus dem Jahr 1991 zeichnet er das Bild eines verkannten, vereinsamten, verbitterten und zugleich geistreich-ironischen Künstlers, der als scharfzüngigen Beobachter eine veränderte Zeit betrachtet.

Auch wir wollten genauer hinschauen! Unsere Ausstellung lädt zum Entdecken eines Künstlers ein, dessen Werk die Lust an der malerischen Verführung zeigt, der humorvoll, auch ironisch auf die Dinge blickt und malerisch seine eigene Welt entwirft.