Florian Trott, 29. Januar 2021

Ein Jahr der Ungewissheiten. Ein Jahr der Chancen!

Was für ein Jahr hätte es werden können bzw. sollen. Vor 175 Jahren wurde die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe eröffnet, für das Jubiläumsjahr waren viele Dinge in Planung: eine Jubiläumsausstellung, ein Symposium, natürlich auch ein großes Museumsfest und zahlreiche analoge wie digitale partizipative Projekte.

Das Jubiläum sollte gebührend gefeiert werden, schließlich sollte es auch eine Art Abschied auf Zeit werden. Ende 2021 stehen der Aus- und Umzug bevor, das Hauptgebäude der Kunsthalle wird grundlegend saniert und umstrukturiert.

Doch dann kam Corona – und alle Pläne wurden durcheinandergewirbelt. Zum Beginn des Jubiläumsjahres herrscht nach wie vor viel Ungewissheit. Wie alle anderen Museen und Kultureinrichtungen in Deutschland ist auch die Kunsthalle aktuell noch geschlossen. Wann der Shutdown endet, darüber lässt sich eigentlich nur spekulieren. Klar ist, der Museumsgeburtstag wird ganz anders gefeiert als gedacht und erhofft. Für ein Haus mit einer so langen Tradition ist das keine einfache Situation. In Museen wurde bisher ja sehr langfristig geplant. Große Ausstellungen haben oftmals eine mehrjährige Vorlaufzeit, die für wissenschaftlichen Vorarbeiten, die Objektrecherchen und die gesamten Planungen auch notwendig ist. Die Pandemie hat diese gewohnten Abläufe ins Wanken gebracht. Aber, die Kunsthalle hat diese Ausnahmesituation genutzt und ist dadurch auch ein Stück über sich selbst hinausgewachsen. Mit der Sonderpräsentation Systemrelevant? aus dem Sommer 2020 haben wir – wie nie zu vor – umgehend auf gesellschaftliche Veränderungen reagiert und in Windeseile ein Projekt umgesetzt. Vielleicht sollte der Grundsatz „Einfach machen!“ auch in der musealen Arbeit öfter angewendet werden?

Die Pandemie wird in allen gesellschaftlichen Bereichen zum Teil gravierende Spuren hinterlassen, ich denke beispielsweise an Schulen und die Herausforderungen des Distanzunterrichts, an die wirtschaftlichen Folgen oder etwa an unser Miteinander allgemein. Auch für den Kulturbereich sind die Folgen noch nicht absehbar: Sparrunden werden anstehen, das Publikum will zurückgewonnen werden – und fundamentaler: über die Bedeutung und Relevanz von Kultur sollte grundsätzlich diskutiert werden. Welche Aufgaben kommen der Kultur unter den Bedingungen einer Pandemie, aber auch in einer sich verändernden Gesellschaft zu?

Die Pandemie hat aber auch Potenziale freigesetzt und Entwicklungen ermöglicht, die vorher nur schwer vorstellbar waren, auch in der Kunsthalle. Als Beispiele seien – so banal es klingen mag – digitale Workshops oder digitale Teammeetings genannt. „Vor Corona“ waren diese in der Kunsthalle keineswegs selbstverständlich. Diese erreichten Veränderungen müssen nicht nur beibehalten, sondern auch konsequent weiterentwickelt werden.

Die Kunsthalle wird – unabhängig davon, wie sich die Pandemie entwickelt – 2021 in die baubedingte Schließzeit gehen. Für das Haus ist das natürlich eine große Veränderung, aber noch mehr eine enorme Chance, die es zu nutzen gilt. In der Schließzeit werden wir uns als Team und im Austausch mit unterschiedlichsten Gruppen Gedanken darüber machen, wie wir uns die Kunsthalle der Zukunft vorstellen, wie wir uns neu positionieren und wie es gelingen kann, das Haus für neue Besucher*innen zu öffnen. Und wir werden uns noch stärken den digitalen Angeboten und Formaten zuwenden, um in der Bauphase unseren Bildungsauftrag in diesem Bereich gerecht werden zu können. Vorher gilt es aber, viele ganz praktische Fragen zu klären, die in dem Stichwort „Umzugslogistik“ gebündelt werden können. Es gibt viel zu tun!

Dieser Beitrag ist im Rahmen der Blogparade #museumsforfuture von Jörn Brunotte entstanden. Er bildet zugleich den Auftakt für eine Blogreihe, in der wir regelmäßig vom aktuellen Planungsstand der Sanierung und Weiterentwicklung der Kunsthalle berichten und mit Ihnen und Euch in den Austausch treten wollen. Welche Themen und Fragestellungen interessieren Sie und Euch hierbei besonders?