Was User*innen von Museen erwarten
Als Mitarbeiter*in einer Kommunikationsabteilung analysiert man für die unterschiedlichsten Projekte Zielgruppen und versucht sich in diese hineinzuversetzen, um so Konzepte optimal entwickeln und umsetzen zu können.
Da man aber auch der Gefahr ausgesetzt ist, sich in einer Echokammer zu befinden und das erst beim Launch des Projektes zu bemerken – das Angebot also an der Zielgruppe vorbei zu entwickeln – entschieden wir uns bei der Vorbereitung des Konzeptes für das Förderprogramm Digitale Wege ins Museum II dazu, unser Vorhaben der anvisierten Zielgruppe vorzustellen und die Rückmeldungen in die weitere Ideenentwicklung einfließen zu lassen.
In einer abgewandelten Form der Fokusgruppenbefragung sprachen wir mit zehn Personen unserer Zielgruppe. Diese waren zwischen 25 und 35 Jahre alt und u.a. definiert als nicht zwangsläufig museumsaffin, aber keineswegs kulturfern, berufstätig und einen aktiven Lifestyle pflegend.
Nachfolgend wollen wir sieben Learnings teilen, die wir aus der Fokusgruppenbefragung mitgenommen haben.
- Miteinander zu sprechen hilft immer
Egal mit welchen schlüssigen Methoden und Vorgehen versucht wird, sich in eine Zielgruppe hineinzuversetzen und wie vermeintlich nah man sich an dieser befindet: Nichts kann das ehrliche Gespräch mit dieser ersetzen. Die so gewonnenen Einblicke und Erkenntnisse nutzen zudem für ein tiefer gehendes und weiter reichendes Verständnis der Zielgruppe. - Faszination des Blicks hinter die Kulissen
Für die Akteur*innen des Kulturbetriebs erscheint es wie ein alter, kaum mehr interessanter Hut. Die Gespräche der Fokusgruppenbefragung zeigten aber einmal mehr, dass das Interesse für die unterschiedlichen Bereiche und Aspekte der Museumsarbeit, die nicht in der Öffentlichkeit stattfinden, ungebrochen ist. - Den Dialog ernstnehmen
Ob potenzielle, digitale oder analoge Besucher*innen: Eine gelungene Kommunikation besteht aus Zuhören und Sprechen. So sollte auch die zwischen einer Kultureinrichtung und den verschiedenen (potenziellen) Besuchergruppen funktionieren. Immer wieder wurde im Kontext der Fokusgruppenbefragung erwähnt, wie wichtig es den einzelnen Akteur*innen ist, in diesen Austausch zu treten. - Partizipation – mehr als nur ein Buzzword
Die meisten Museen werden aus Steuermitteln finanziert. Entsprechend verständlich ist der Wunsch nach Mitbestimmung. Auch wenn es (noch?) nicht umsetzbar scheint, dass Ausstellungen künftig gemeinschaftlich erdacht und umgesetzt werden, gilt es hier neue Möglichkeiten der (ernstgemeinten) Partizipation zu finden, zu testen und umzusetzen. - Menschen interessieren sich für Menschen
Dies ist ein Fazit, das sich durch die gesamte Fokusgruppenbefragung zog. Spannend hierbei: Unsere Auswertungen aus dem Bereich der digitalen Kommunikation zeigen, dass sich zumindest unsere digitalen Besucher*innen stärker für Werke und deren Geschichten als für die der Museumsmitarbeiter*innen interessieren. - Information is King
Informationen und qualitative Inhalte zählen: Auch wenn im Digitalen der Fokus auf komprimierten Inhalten liegt, sollten diese deshalb keineswegs inhaltsarm sein. Die Zielgruppe vermittelte in den Gesprächen mehrfach den Wunsch, sich im Digitalen „nebenher“ mit wenig Zeitaufwand zu informieren und dazuzulernen. Dass diese Angebote unterhaltsam und / oder ansprechend dargeboten werden müssen, um ihren Weg zur Zielgruppe zu finden und von dieser wahrgenommen zu werden, ist selbstverständlich. - Die Zeit der Experimente ist vorbei
Für uns eine besonders erstaunliche Erkenntnis: Mehrfach wurde betont, dass im Digitalen nicht nach Experimenten gesucht werde. Die Befragten nutzten eher eine überschaubare Zahl an Anwendungen und verfolgt bei diesen auch die Neuerungen. Daraus werden Standards und Erwartungen abgeleitet, die andere, neue Anwendungen zu erfüllen haben. Für Kultureinrichtungen sollte dies eine große Herausforderung sein.
Was wir mit diesen Erkenntnissen gemacht haben?
Nach der Auswertungsphase haben wir unsere ursprüngliche Projektidee überarbeitet und die Zielgruppe enger und näher definiert. Auch wenn uns bewusst ist, dass dies nur ein kleiner, nicht repräsentativer Ausschnitt einer Zielgruppe war, helfen uns die Ergebnisse diese besser zu verstehen. Im Kontext des Projektes Digitale Wege ins Museum II, an dem wir aktuell im Hintergrund mit Hochdruck arbeiten, wird demnächst eine weitere Fokusgruppenbefragung mit dem aktuellen Projektstand und der enger gefassten Zielgruppe durchgeführt.
An die Kulturtussi Anke von Heyl geht an dieser Stelle ein großer Dank: Im Rahmen mehrerer Workshops hat sie uns in der Konzeptentwicklungsphase maßgeblich unterstützt und uns die Methode einer Fokusgruppenbefragung für dieses Projekt empfohlen.
Wie seht Ihr das? Was erwartet Ihr von Museen und Kultureinrichtungen?
Meine erste Erwartung an eine öffentliche Einrichtung ist die, dass Blogs – zur nachdenklichen Bearbeitung, weitern vVerwendung etc. – vollumfänglich downloadbar und druckbar sind.
Das Museum lässt einen aber schon in der Bildschirmpräsentation der Blogs immer nur „Schnipsel“ einer Seite lesen und keine vollständigen Artikel oder wenigstens Din A4 Seite auf einmal.
Also: Ist es so, dass die Blogs auf Ihrer Homepage nicht kopierbar bzw. druckbar sind? Und wenn ja – warum ist das so?
MfG
Klaus Dietrich Wachlin
Sehr geehrter Herr Wachlin,
haben Sie vielen Dank für Ihre Rückmeldung und die Einschätzung. Tatsächlich ist es aktuell leider so, dass die Texte nicht kopierbar sind. Hierbei handelt es sich um einen Bug, den wir sobald als möglich beheben werden.
Mit besten Grüßen
Florian Trott
Jetzt fürchte ich mich je wieder in dieses Museum zu gehen, falls man dieser Troll*in begegnete. Es ist schlimm genug, wenn man diese Artikel lesen muss. #furchtbar
Lieber Herr Bauer,
wir hoffen natürlich, dass Sie die Kunsthalle auch künftig mit Freude besuchen und sich wie bisher weiterhin online mit der Kunsthalle vernetzen und an unseren Aktivitäten teilhaben. Vielen Dank dafür. Wir freuen uns über positive Resonanz, ebenso schätzen wir kritische Stimmen – mit beidem setzen wir uns intensiv auseinander. Wichtig ist uns, dass wir – auch hier im Blog – respektvoll miteinander umgehen. Diese Bitte richten wir grundsätzlich an alle Kommentarschreiber*innen.
Mit herzlichem Dank und besten Grüßen aus der Kunsthalle
Florian Trott
„Miteinander zu sprechen hilft immer“.
Danke schön für diesen Blogpost und für den ernsthaften Bemühen, mit realen und potentiellen Besuchern, vor Ort und online, ins Gespräch zu kommen. Das ist wahrhaftig nicht immer einfach. Würde mich freuen, wenn Sie so weitermachen! Als Museum entscheiden Sie ja letztendlich selbst, welche Anregungen zu honorieren und wie die Ausstellungen zu gestalten. Ihre Kompetenz wird nicht gefährdet sondern eher gefördert und gefordert. Nur Mut!
Peter Soemers / Den Haag
Peter Soemers
Lieber Peter Soemers,
haben Sie vielen Dank für den Zuspruch! Wir bemühen uns auch weiterhin um den Austausch und um neue Wege ins Gespräch zu kommen. Wenn dies wahrgenommen und diskutiert wird, freuen wir uns umso mehr.
Mit herzlichen Grüßen
Tabea Schwarze
Lieber Herr Soemers,
vielen Dank für Ihren ermutigenden Beitrag. Miteinander zu sprechen sollte auf vielen Ebenen und in vielen Situationen eine wichtige Option und der richtige Weg sein. Schon der Humanist und Reformator Philipp Melanchthon schrieb, die Menschen seien zum Gespräch geboren.
Viele Grüße, Florian Trott
oder wurde er nur noch nicht freigegeben?
warum wurde mein Kommentar gelöscht? Sie mögen offensichtlich keine Kritik, das finde ich skandalös
Wie Sie sehen, wurde Ihr Kommentar nicht gelöscht. Für uns ist dies ein wertvoller, subjektiver Meinungsbeitrag, den wir natürlich veröffentlichen.
Viele Grüße, Florian Trott
Aber korrekte Rechtschreibung und Zeichensetzung ist Ihnen egal, oder?
Guten Tag,
wie an anderer Stelle hier schon einmal erläutert, freuen wir uns über aufmerksame und kritische Leser*innen unseres Blogs und nehmen Hinweise nicht nur dankbar auf, sondern berücksichtigen diese, sofern sie zutreffend und berechtigt sind, was dieses Mal der Fall war.
Viele Grüße, Florian Trott
Ich erwarte von einem Museum wissenschaftlich präzise ausgearbeitete Ausstellungen und viele Informationen in Form eines Katalogs und guter Wandtafeln – so wie ich es von der Kunsthalle Karlsruhe gewöhnt bin. Ich halte nichts davon, mich „’nebenher‘ mit wenig Zeitaufwand zu informieren“, ich will mich mit der Ausstellung und den einzelnen Werken auseinandersetzen können. Das kann ich mit einem Katalog und indem ich mich führen lasse. Ich halte das mit dem „wenig Zeitaufwand“ für geistige Faulheit, Häppchenwissen und, böse gesagt, Angst, sich tiefer auf etwas einzulassen.
Wieso sollten mich die Geschichten der Museumsmitarbeiter*innen interessieren? Mir unerfindlich.
Ich will auf gar keinen Fall eine von irgendwelchen Bürgern gestalteten Ausstellungen sehen, sondern von den Fachleuten, die ich mit meinem Steuergeld genau dafür bezahle, dass sie mir neue Erkenntnisse und Sichtweisen ermöglichen – dafür sind sie ausgebildet, dazu sind sie da. Die Idee der Partizipation bei Ausstellungen halte ich für populistischen Unfug.
Ganz grausig finde ich die Idee, dass die „Angebote unterhaltsam und / oder ansprechend dargeboten werden müssen“ – ich will kein Infotainment, ich will keine Show, ich will mich in Ruhe mit den „Angeboten“, d.i. der Kunst, auseinandersetzen.
(Und als weitere Anmerkung: Kommasetzung und Rechtschreibung wären für eine Kommunikationsabteilung essenziell. Beispiele: „Die so gewonnen Einblicke“ und „dass sich zumindest unsere digitalen Besucher*innen stärker für Werke und deren Geschichten, als für die der Museumsmitarbeiter*innen interessieren“.)
Wolfgang Ullrich hören sie auf herumzutrollen.
Gerne können Sie mit Katalog unterm Arm die Ausstellungen besuchen – wir stören uns da nicht dran und akzeptieren, dass jede*r Besucher*in eigene Zugänge zu Kunst fordert und findet.
Das Museum muss sich ernsthaft weiterentwickeln – besonders Kinder und Jugendliche sollten schon früh, möglichst partizipativ an das Museum herangeführt werden. Es müssen gesellschaftlich relevante Fragen diskutiert werden. Sonst schaffen sich die Museen ab!
Fehlt hier ein Kommtar von Wolfgang Ullrich? Oder worauf bezieht sich die Bitte, mit dem Trollen aufzuhören?
Nein, hier fehlt kein Kommentar der genannten Person.
Viele Grüße, Florian Trott
Guten Tag, Anna Meise,
vielen Dank für Ihren Einwurf, auf dessen zweiten Teil wir gerne kurz reagieren möchten. Wir sind ebenso der Überzeugung, dass es gerade mit Blick auf das Publikum von morgen für Museen sehr wichtig ist, sich zu öffnen und neue Wege zu erproben, um sich weiterzuentwickeln.
Viele Grüße, Florian Trott
Guten Tag,
haben Sie vielen Dank für Ihren Diskussionsbeitrag. Neue Vermittlungsformate – neben etablierten Angeboten wie Katalogen, Wandtafeln und Führungen – bieten aus unserer Sicht große Potenziale, Kunst und Kultur zugänglicher zu machen, und können Anreiz sein, sich intensiver mit einer Ausstellung oder einem Thema auseinanderzusetzen. Um unseren Bildungsauftrag zu erfüllen, ist es unerlässlich, auf die Bedürfnisse derjenigen einzugehen, für die die Angebote gemacht werden. Unterschiedliche Modelle einer Teilhabe der Besucher*innen erachten wir hierbei als wichtige und wertvolle Instrumente. Wir sind überzeugt, dass anspruchsvolle und unterhaltsame Inhalte keinen Widerspruch an sich darstellen.
Mit besten Grüßen aus der Kunsthalle
Florian Trott