10 Gründe, Gemälde Alter Meister zu lieben
Jahrhunderte alt und doch oft erstaunlich aktuell und faszinierend: Sammlungsleiter Prof. Dr. Holger Jacob-Friesen über die Anziehungskraft Alter Meister.
…, weil sie uns vertraut scheinen.
So etwa, wenn sie Erfolg und Elend, Glück und Verzweiflung, Begehren und Abscheu schildern. Dann kann einen auch ein 400 oder sogar 500 Jahre altes Bild direkt und ohne alle Erklärung ansprechen.
…, weil sie uns fremd sind.
Sie öffnen Fenster in eine Welt, in der es Herrscher von Gottes Gnaden, Ritter in goldener Rüstung, Frauen mit gewaltigen Reifröcken und Bauern ohne Traktor gab. Sie gewähren Ausblicke in Zeiten, die bisweilen märchenhaft wirken, ohne es gewesen zu sein.
…, weil sie Malkultur in höchster Vollendung zeigen.
Durch genaue Beobachtung, ausgefeilte Technik und geduldige Hingabe entstanden in alter Zeit Gemälde von verblüffender Lebendigkeit, die wir so weder in der modernen Kunst noch in der Fotografie finden.
…, weil sie auch ganz einfach sein können.
Drei Pfirsiche oder ein einzelner Baum reichen, um die Schönheit der Natur zu empfinden und über die Vergänglichkeit des Lebens nachzudenken.
…, weil sie die sichtbare Wirklichkeit auf verdichtete Weise darstellen.
So vereint etwa ein barockes Blumenstillleben Blüten unterschiedlicher Jahreszeiten. Es ist somit eine Summe der Natur, nicht ihr Abbild.
…, weil sie das Unsichtbare anschaulich machen.
Alte Meister führen das Wunderbare und Göttliche vor Augen, die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Sie beleuchten die christlichen Grundlagen der europäischen Kultur.
…, weil sie Geschichte vergegenwärtigen.
Sie machen uns mit Menschen der Vergangenheit bekannt, lassen uns zu Augenzeugen bedeutsamer Ereignisse werden und konfrontieren uns mit längst verschwundenen Landschaften und Bauwerken.
…, weil sie die Gegenwart als historisch entstanden zeigen.
Das, was heute ist, war nicht immer so und muss auch nicht so bleiben: Das gilt für moralische Ansichten ebenso wie für die Mode. Alte Bilder machen den ständigen Wandel der Zeiten sichtbar.
…, weil sie die ernsten Seiten des Lebens reflektieren.
Die Maler früherer Jahrhunderte haben nicht nur Schönheit, Anmut und Eleganz gefeiert. Sie haben auch Gewalt und Tod, Unterdrückung, Krieg und Katastrophen in den Blick genommen, oft auf drastische Weise.
…, weil sie vergnüglich sind.
Das Spiegelei für die heilige Anna, die in den Messwein gefallene Spinne, der unglücklich verliebte Zyklop: Alte Bilder erzählen Geschichten, bisweilen grotesk und nicht selten amüsant.