Baldung in der Kunsthalle
Den Allermeisten sagt der Name Hans Baldung Grien nicht viel. Erst wenn erwähnt wird, dass Baldung ein Zeitgenosse Albrecht Dürers war und er am Anfang seiner Künstlerkarriere wahrscheinlich in dessen Werkstatt in Nürnberg arbeitete, dann ergibt sich langsam ein Bild.
In der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe weiß jedoch mittlerweile jede*r wer Baldung war, denn am 30. November eröffnet hier die Große Landesausstellung „Hans Baldung Grien. Heilig | Unheilig“. Ende des Jahres also – das klingt nach ferner Zukunft, doch damit am Stichtag tatsächlich ein Großteil des erhaltenen Werks des eigenwilligen Renaissance-Künstlers in Karlsruhe gezeigt werden kann, arbeitet das Ausstellungsteam bereits seit Langem auf Hochtouren an der Realisierung des Projekts.
Baldung sichtbar machen
Das wichtigste Anliegen des Teams ist es, Baldung mit der Ausstellung einem breiteren Publikum bekannt zu machen und ihn „aus dem Schatten“ Dürers zu holen. Denn auch wenn Baldungs Aufenthalt in Nürnberg künstlerisch sehr prägend war und die Auseinandersetzung mit Dürer ihn sein Leben lang beschäftigte, war er doch ein sehr eigenständiger Künstler. Baldung lebte und arbeitete vor allem in Straßburg und erhielt auch Aufträge vom damaligen badischen Markgrafen Christoph I. von Baden. Das ist auch der Grund dafür, dass sich die sogenannte Markgrafentafel Baldungs, die Christoph I. mit seiner Familie zeigt, im Besitz der Kunsthalle befindet.
Aber auch Werke wie das Frauenbad, das in einer erotisch-geheimnisvollen Szene drei weibliche Akte um einen Spiegel darstellt, das Ungleiche Paar, das die Verbindung einer jungen aber mittelosen Frau mit einem alten, reichen Mannes zeigt und die Geburt Christi, die durch ihr scheinbar „grimmiges“ Christuskind ins Auge fällt, gehören zur Karlsruher Sammlung.
Was das Baldung-Team an dem Renaissance-Künstler reizt
Die Themenvielfalt Baldungs und sein innovativer Umgang mit bekannten Bildsujets, fasziniert Dr. Holger Jacob-Friesen, Leiter der Kunsthallen-Sammlung und Kurator für die Alten Meister. Von ihm stammt die Idee, aufbauend auf den Karlsruher Beständen eine große Baldung-Retrospektive zu zeigen: „Für mich ist Baldung einer der aufregendsten Künstler der Renaissance: Er ist schöpferisch, er ist originell, er ist unkonventionell, er ist oft sogar exzentrisch.“
Auch der Rest des Teams ist vom Baldung-Fieber ergriffen: Ko-Kuratorin Dr. Julia Carrasco promovierte sogar über Hans Baldung Grien. Die Expertin für Altdeutsche Kunst weiß zu berichten, dass Baldung sich von zeitgenössischen Kollegen auch durch seinen speziellen Humor unterscheidet: Wer die vielen wildgewordenen Putten Baldungs kennenlernt, weiß was gemeint ist.
Dr. Johanna Scherer, wissenschaftliche Volontärin im Team, schätzt den dialogischen Charakter von Baldungs Werk: „Auf vielen seiner Bilder begegnen uns die Figuren – sei es Adam, sei es eine Hexe, sei es ein porträtierter Adeliger – mit einem auffordernden, manchmal lockenden Blick und wir fühlen uns unmittelbar angesprochen. Das ist nur eines von vielen Elementen, die Baldung überraschend modern machen.“