Boucher in Karlsruhe – Ein kurzer Rückblick
Die Laufzeit der Boucher-Ausstellung, die im November 2020 eröffnet werden sollte, fällt mitten in die vielen Wochen des Covid-bedingten Museumsshutdowns. Eine Bilanz eines außergewöhnlichen Ausstellungsverlaufs.
Am 30. Mai ist unsere Ausstellung François Boucher. Künstler des Rokoko zu Ende gegangen. Fast sieben Monate waren die Werke des Künstlers bei uns zu Gast, nur gut drei Wochen davon konnten wir sie öffentlich zeigen. Vorgestellt hatten wir es uns natürlich ganz anders: Die Ausstellung sollte ein Angebot sein für ein konzentriertes und vertieftes Wahrnehmen, für sinnliche Erfahrungen und anschauliches Lernen. Wir wollten zu einer „Reise“ ins 18. Jahrhundert einladen, um den Horizont der eigenen Kenntnisse und Erlebnisse zu erweitern, historische mit heutigen Vorstellungen abzugleichen und um sich zu erfreuen. Und wir hatten auf intensive Gespräche mit unseren Besucherinnen und Besuchern gehofft, die nun überwiegend online stattfanden.
Ein Künstler, der in seinen vielfach stilllebenartigen Kompositionen das genussvolle Erkunden zeichnerischer und malerischer Oberflächen, die Kontemplation des Augenblicks zum Thema machte, dessen Werk die Spannung zwischen Nähe und Distanz reflektiert und sich jenseits erlebbarer Realität als ideale Fiktion formuliert, hat in dieser ungewöhnlichen Zeit dennoch besondere Aktualität erlangt. Die Rundgänge durch ein geschlossenes Haus, der Anblick der ungesehenen Werke schmerzte, weil die Zeichnungen und Gemälde in den dunklen Räumen ihre Wirkung nicht entfalten konnten. Ihnen fehlte ein waches Gegenüber, das sie durch seine Blicke, Gedanken und Emotionen in ihrer Vielgestaltigkeit zu neuem Leben erweckt hätte.
Doch die Tage, an denen die Türen des Hauses geöffnet waren, haben uns gezeigt, wie befreiend die Begegnung mit Kunst erlebt werden kann. Die Einschränkungen der vergangenen Wochen und Monate haben auch eine neue Intensität der Wahrnehmung ermöglicht. Kunst wurde dabei keineswegs nur als zerstreuendes Vergnügen erfahren, sondern als eine lebensgestaltende Notwendigkeit.
Museen als kommunikative Orte der Begegnung und des Gesprächs, als unabhängige Orte der Reflexion, des Erlebens und auch der Irritation haben gefehlt. Und wir wissen nun umso besser, wie nötig sie für uns sind!