François Boucher und Karlsruhe
Am 30. Mai 2020 jährt sich der Todestag des Rokokokünstlers François Boucher zum 250. Mal – Grund genug einen Blick auf seine Verbindung zu Karlsruhe und die Herbstausstellung der Kunsthalle zu werfen.
Karlsruhe – Paris, das sind 2½ Stunden Fahrt mit dem TGV, von Baden aus betrachtet liegt die französische Hauptstadt näher als die deutsche. In diesen Tagen jedoch scheint Frankreich viel weiter entfernt, und man kann sich in die Zeit des 18. Jahrhundert, hineinversetzen, als Markgräfin Karoline Luise von Baden acht Tage für die Reise benötigte. Viele Wochen brauchte es, um die Vorbereitungen zu treffen. Transport, Zoll und Unterkünfte mussten geplant und das Haus hergerichtet werden, das die markgräfliche Familie 1771 für drei Monate in Paris bewohnte.
Paris war für die Markgräfin keine Unbekannte. Ihrer weit gefächerten Korrespondenz verdankte sie fundierte Kenntnis des gesellschaftlichen und künstlerischen Lebens vor Ort. Zudem hatte sie zahlreiche Werke für ihre Sammlung in der Kunstmetropole erworben. Zu diesen gehörten zwei Gemälde und sechs Pastelle von François Boucher, einem der angesehensten Künstler der Zeit. Bereits 1765, als er der Markgräfin für ihre Gratulation zu seiner Ernennung zum ersten Hofmaler dankte, hatte der Künstler den Wunsch geäußert, ihr recht bald sein Atelier zeigen zu dürfen. Ihren Besuch 1771 erlebte er nicht mehr, bereits im Jahr zuvor war Boucher im Alter von 66 Jahren gestorben.
Zwei der von der Markgräfin erworbenen Bilder sind bis heute in der Karlsruher Kunsthalle zu sehen. Karoline Luise hatte ihn eigens gebeten, mehrere Tiere einzufügen, auf deren Darstellung er sich besonders verstehe, wie sie gehört hätte. Ungeduldig in Erwartung der Werke bat sie um eine separate Zusendung nach der Vollendung. Nachdem bereits das erste Bild zu ihrer vollsten Zufriedenheit ausfiel, zeigte sie sich nach dem Erhalt des zweiten noch größere Begeisterung. Dem Wunsch nach einer möglichst raschen Übersendung folgend, hatte der Künstler dieses Gemälde noch nicht mit der abschließenden Lasur versehen. Der nötige Firnis sowie eine entsprechende Anleitung zum Auftrag desselben waren der Sendung beigelegt.
Die von Karoline Luise gelobte Frische und Brillanz der beiden Gemälde lässt sich noch heute nachvollziehen, auch wenn die Farben über die Jahre etwas gedämpfter geworden sind. Die sorgfältige und dennoch schwungvolle Ausführung verweist auf die sichere Hand des Künstlers. Boucher galt als Meister der Darstellung idealer Schäferszenen, sogenannter Pastoralen, die Mensch und Natur in idealer Harmonie vereinen. Zu sehen sind nicht die Mühen des Landlebens, sondern der beglückende Müßiggang junger Frauen und Männer im Freien.
Unsere Ausstellung im Herbst bietet die Gelegenheit, diesen bereits zu Lebzeiten in Karlsruhe geschätzten Künstler, neu zu entdecken!