Sarah Ball, 25. Juni 2022

Coding da Vinci 2022: Wie ein Kulturhackathon verbindet und vermittelt

Es ist das Zusammenspiel zwischen Kultur und Technik, das Coding da Vinci so besonders macht. Im Rahmen des Kulturhackathons stellte die Kunsthalle exklusive Daten des mehrjährigen Piranesi-Projekts einer technikaffinen Community zur freien Verfügung. Das Ergebnis: Ein spannendes Projekt und ungeahnte Perspektiven.

Coding da…“ – Was? Sammlungsbestände von Museen und Kulturinstitutionen gehören der Gesellschaft: Diesem Prinzip bedient sich auch der Kulturhackathon Coding da Vinci und lädt sowohl Museen als auch Software-Entwickler*innen, Hacker*innen, technikaffine Kreative und Kulturinteressierte ein, aus offenen Kulturdaten gemeinsam digitale Projekte zu schaffen. Doch was kann man unter offenen Kulturdaten verstehen? Beginnen wir von vorne …

Der Ablauf

Am Anfang der Teilnahme der Kunsthalle an Coding da Vinci stand die Vorbereitung der Daten: Die Wahl fiel dabei auf einen Teil der Datensätze des umfassenden Piranesi-Forschungsprojektes. Damit wurde ein umfangreiches Konvolut architektonischer Motive mit ausführlichen Meta-Daten zur Verfügung gestellt. Sowohl die Daten als auch die Bilder sind, wie der Großteil der Werke der Online-Sammlung, gemeinfrei unter CC0-Lizenzen zugänglich und können ohne Einschränkungen verwendet werden.

Das Bild zeigt eine Architekturzeichnung. Darüber steht der Schriftzug Architektur neu erleben und das Logo der Kunsthalle Karlsruhe

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Einen Einblick in die ausführlichen Daten gibt ein kurzes Video, das auf dem YouTube-Kanal von Coding Da Vinci angesehen werden kann.

Anfang Mai startete Coding Da Vinci offiziell mit einem großen Kick-Off-Wochenende im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, bei dem Museen und Kulturinstitutionen sowie die Teilnehmer*innen zusammenkamen. Es wurden Daten vorgestellt, ausgewählt, Gruppen formiert, kennengelernt, Daten interpretiert, gegessen, getrunken und kreative Ideen ausgetauscht. Auch die Daten des Piranesi-Projekts der Kunsthalle stießen auf Begeisterung.

Im Anschluss an das Kick-Off-Wochenende folgte eine mehrwöchige Sprintphase, in der die Teilnehmer*innen das Projekt ihrer Wahl im Austausch mit den Kulturinstitutionen weiterentwickelten. Der Hackathon ist mittlerweile abgeschlossen. In Eigeninitiative arbeiten die zwei Gruppen, die sich den Piranesi-Datensätzen annahmen noch weiter an der Entwicklung ihrer Projekte.

Übrigens: Die Daten der Kunsthalle und der anderen Institutionen sind weiterhin auf der Website von Coding Da Vinci verfügbar und können auch unabhängig vom mehrwöchigen Hackathon genutzt und verarbeitet werden.

Kunstwerke anders gedacht

Coding Da Vinci ist eine andere, eine neue Art der Kunstvermittlung. Während die klassische Kunstvermittlung vor allem durch die kunsthistorischen Interpretationen der Werke geprägt ist, geht es beim Kulturhackathon um das Gegenteil. Ähnlich wie beim Digital-Projekt Art of  der Kunsthalle werden die Teilnehmer*innen dazu eingeladen, die Daten bzw. Kunstwerke auf eine ganz neuartige Weise zu interpretieren und in neue Kontexte zu setzen.

Aufgrund dieser intensiven Auseinandersetzung kann sowohl Coding Da Vinci, als auch die Projektergebnisse als eine Form der Vermittlung angesehen werden – von der nicht nur die Teilnehmer*innen, sondern sicherlich auch die Institutionen in hohem Maße profitieren können.

Auch bei den Piranesi-Daten der Kunsthalle konnte eine große Diskrepanz des vorgestellten Inhaltes zu den später erarbeiteten Projekten festgestellt werden, die verdeutlicht, wie facettenreich und alles andere als trivial Perspektiven und Interpretationen sind. So entstand aus der ursprünglichen Kunsthallen-Idee aus den Daten eine Art Erkennungs-App für Architektur-Elemente zu entwickeln, u. a. der Gedanke, ein Spiel zu entwickeln, in dem der Geist Piranesis durch seine Werkstatt führt. Letztendlich eine hervorragende und niederschwellige Form der Vermittlung des Projekts.

Ein Mann zeichnet auf ein großes Plakat und verbildlicht somit die vorgestellten Ideen der Veranstaltung.

Coding Da Vinci als Chance

Mit dem Kulturhackathon bot sich der Kunsthalle eine weitere Möglichkeit zur Vernetzung und Verknüpfung mit anderen Bereichen. Es ist immer wieder bereichernd und gewinnbringend, aus der eigenen Komfortzone des Museums zu treten, in „andere Welten“ einzutauchen und Inspiration für die Digitalisierung der Kunstinhalte zu sammeln. Es ist spannend zu sehen, wie die Teilnehmer*innen die Kunst aufnehmen und es ermöglicht Berührungspunkte zur eigenen Zielgruppe.

Ein weiteres Learning ist es, als Kulturinstitution mehr in Richtung Maschinenlesbarkeit zu denken, um weiterhin mit digitalen Angeboten mit dem Zahn der Zeit mithalten zu können. Coding Da Vinci hat erneut einen tollen Blick auf das Digitale als ein absolut gleichwertiges Pendant zum Analogen geworfen und die Dringlichkeit hervorgehoben, einen niederschwelligen und nicht stigmatisierten Zugang zu Kunst zu ermöglichen.