Tabea Schwarze, 8. Dezember 2020

#femaleheritage – Die Markgräfin Karoline Luise von Baden

Die oftmals unzureichende Sichtbarkeit von Frauen in den unterschiedlichsten Bereichen von Kunst ist in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus getreten – einige Ausstellungen, Podiumsdiskussionen und Beiträge später hat sich Bewusstsein für diese Problematik erhöht – was als Beginn eines langen Prozesses gesehen werden kann.

Detail aus Liotards Pastellporträt der Markgräfin Karoline Luise, die an einer Staffelei sitzt.

Umso wichtiger, dass neben den politischen und gesellschaftlichen Debatten sich auch Museen und Kultureinrichtungen an dem Diskurs beteiligen und die Frauen aus ihren Häusern, ihrer Geschichte und ihren Sammlungen sichtbar machen – wie nun angeregt durch die Blogparade #femaleheritage der Monacensia.

Nicht nur im Bereich der produzierenden Künstlerinnen, auch im Feld der Kunstsammlerinnen ist einige Aufholarbeit zu leisten. Nicht zuletzt waren es häufig die Kunstsammlerinnen und Mäzeninnen, die Künstler*innen unterstützten und ihnen so deren Arbeit ermöglichten.

Und auch unsere Ausstellungsräume wären ohne die Markgräfin Karoline Luise von Baden heute nicht die Gleichen: Mit ihrer erstklassigen Kunstsammlung legte sie den Grundstein für unsere heutige Sammlung. Mit Anfang 20 lernte die Prinzessin – damals noch Karoline Luise von Hessen-Darmstadt – den gefeierten Porträtisten Jean-Étienne Liotard kennen, der sie nicht nur porträtierte, sondern ihr fortan auch Zeichenunterricht in Darmstadt gab. Die Gemälde ihrer Vorbilder studierte sie intensiv und kopierte sie mit großer Begeisterung – einige dieser Kopien befinden sich bis heute noch in der Kunsthallen-Sammlung.

Nach der Hochzeit mit Karl Friedrich von Baden zog Markgräfin Karoline Luise in das erst 1715 gegründete Karlsruhe. Neben der Kunst galt ihr Interesse der Literatur, der Historie, den Naturwissenschaften und der Medizin: So richtete sie sich im Karlsruher Schloss neben ihrem Malereikabinett auch eine beeindruckende Naturaliensammlung ein. Daneben besaß sie u.a. auch eine Kerzenfabrik und eine Papiermühle. Sie widmete sich intensiv ihren vielseitigen Interessen und verstand es exzellent, einige der wichtigsten Zeitgenossen um sich zu versammeln und mit ihnen in den Austausch zu treten. Mit großen Namen wie Boucher, Goethe und Voltaire, die sie in Karlsruhe besuchten, vor allem aber mit ihrem Intellekt, ihrem Verstand und ihren vielseitigen Begabungen trug sie dazu bei, dass Karlsruhe sich nur 50 Jahre nach seiner Gründung europaweit zu einem Zentrum der Wissenschaft und Künste entwickeln konnte.

Als sie 1759 Besuch von dem Kunsthändler Jean-Henri Eberts erhielt, war das der Beginn ihrer eigenen Tätigkeit als Kunstsammlerin. Mit ihrem ästhetischen Gespür und analytischen Verstand beauftragte sie die bedeutendsten Künstler ihrer Zeit, erwarb vor allem niederländische Meisterwerke des 17. Jahrhunderts sowie bedeutende französische Gemälde des 18. Jahrhunderts und baute innerhalb von rund 20 Jahren eine beeindruckende Kunstsammlung von über 200 Gemälden auf. Von Rembrandts Selbstbildnis über die von ihr beauftragten Schäferszenen François Bouchers bis hin zu Stillleben Rachel Ruyschs schuf sie eine persönliche wie exquisite Sammlung, deren Werke heute noch zu den Highlights der Kunsthallensammlung gehören.

Beeindruckend aus heutiger Perspektive ist nicht nur das Geschick, mit dem die Markgräfin die Künstler*innen für ihr „Mahlerey-Cabinett“ auswählte, sondern auch ihre vielseitigen und tiefgreifenden Interessen sowie ihr Vermögen, die wichtigen Intellektuellen und Künstler*innen ihrer Zeit um sich zu versammeln, ausgiebig zu reisen und so Zeit ihres Lebens ihrem unersättlichen Wissensdurst gerecht zu werden. All das brachte ihr schon früh den Spitznamen der hessischen Minerva ein.