Florian Trott, 5. Juni 2020

Wieder geöffnet

Unser Alltag ist ein anderer geworden, wie es derzeit überall sichtbar und spürbar ist. Die Pandemie hat Wörter in unseren aktiven Wortschatz überführt, die zuvor eher nicht zur Alltagssprache gehörten. Auch der Besuch in einem Museum hat sich durch die Pandemie verändert.

Seit dem 29. Mai 2020 ist die Kunsthalle wieder geöffnet. Während die Schließung Mitte März von jetzt auf gleich erfolgte, musste die Wiedereröffnung sorgfältig vorbereitet werden. Ein umfassendes Infektionsschutzkonzept wurde erarbeitet, aus dem sich die verschiedenen Maßnahmen ableiten.

Eine derart intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Infektionsschutz war für uns – wie für die meisten anderen Institutionen, Unternehmen und Einzelpersonen wohl auch – erst einmal Neuland. In Runden, in denen für gewöhnlich Ausstellungskonzepte und -budgets, Vermittlungsangebote und Museumsstrategien diskutiert werden, standen nun ganz andere Fragen im Zentrum:
Welche Bereiche der Kunsthalle können im ersten Schritt geöffnet werden? Wie viele Besucher*innen dürfen sich gleichzeitig in diesen Galerien aufhalten? Unter welchen Voraussetzungen kann die Kunstbibliothek wieder externe Gäste empfangen? Was ist mit dem Angebot der Gemäldeberatung, das sich großer Beliebtheit erfreut? Wie sieht ein Leitsystem aus, das nicht ein optimales Kunsterlebnis, sondern vor allem die Wahrung der gebotenen physischen Distanz fokussiert?

Informationsschilder, Plakate, Pfeile, Bodenmarkierungen, Desinfektionsmittelspender, Spuck- und Niesschutz an Museumskasse und Empfangstresen – diese Details sind Zeugen der veränderten Welt. Sie dienen der Sicherheit und dem Schutz der Gesundheit der Besucher*innen und der Kolleg*innen der Kunsthalle, was für uns oberste Priorität hat.

Unter diesen Eindrücken und vor dem Hintergrund der Auswirkungen und Diskussionen rund um die Covid-19-Pandemie entwickelte das kuratorische Team der Kunsthalle die Idee, kurzfristig eine Sonderpräsentation zu verwirklichen. Systemrelevant? wird ab Ende Juni Fragen nachgehen, die während der Pandemie einmal mehr drängend wurden. Die Werke werden dabei so vereinzelt präsentiert, wie es aktuell das Gebot für die Menschen ist, die sie betrachten werden.

Kunst kann nun endlich wieder vor Ort betrachtet werden, aber natürlich stehen unsere zahlreichen digitalen Angebote weiterhin zur Verfügung. Hinter den Kulissen stellen wir uns die Frage, wie es uns gelingen kann, das hohe Tempo, das wir während der Schließung einlegen konnten, zu halten. Der Museumsbetrieb in Zeiten von Covid-19 bindet mehr Kapazitäten als zuvor, zugleich wollen wir die Möglichkeiten des digitalen Museumsbesuchs weiter ausbauen.

So oder so freuen wir uns aber, endlich wieder vor Ort Gäste willkommen zu heißen. Unsere Besucher*innen haben die Kunsthalle und ihre Sammlung so vermisst, wie uns unsere Besucher*innen gefehlt haben. Habt Ihr schon wieder eines Eurer Lieblingsmuseen besucht, seitdem es wieder geöffnet ist? Welche Variante des Museumsbesuchs bevorzugt Ihr aktuell?