Das verflixte 7. Jahr
„Ich bin es. Wissen Sie nicht mehr? Die Tomate vom ersten Stock.“ Noch weiß ich nicht, als was ich in der Kunsthalle in Erinnerung bleibe.
Aber einen Blogbeitrag mit einem Zitat aus einem Film mit Marylin Monroe zu beginnen, scheint mir immer eine gute Idee zu sein. Noch dazu, wenn es aus dem Film Das verflixte 7. Jahr stammt und meine Tätigkeit in der und vor allem für die Kunsthalle nach über sieben Jahren endet.
Zum Abschied würde man vermutlich schreiben, dass es eine tolle Zeit war und dass man viel gelernt und viel erlebt hat. Und tatsächlich kann ich mit Überzeugung sagen, dass es tolle Jahre waren, vor allem aber waren es anstrengende und sehr fordernde Jahre. Und ja, ich habe viel gelernt. In der Zeit zwischen dem 1. März 2017 (meinem ersten Arbeitstag) und dem 30.09.2024 (dem Tag des Abschieds) liegen viele Höhepunkte in der Geschichte der Kunsthalle, aber auch einschneidende Ereignisse.
Zu den Höhepunkten zählt ganz klar die Ausstellung Cézanne. Metamorphosen, die im Februar 2018 mit weit über 100.000 Besuchenden endete und als die bisher erfolgreichste Ausstellung in der Geschichte der Kunsthalle eingegangen ist. Durch die vom Team der Kommunikation und mir entwickelte Kommunikations- und Marketingstrategie haben wir sicher einen kleinen Beitrag zu diesem Erfolg geleistet. Anfang 2020 trat die Corona-Pandemie auf und veränderte unser aller Leben, auch das Museumsleben in der Kunsthalle war gravierend betroffen. Große Flexibilität und schnelle Reaktionen auf die aktuellen Geschehnisse standen auf der Tagesordnung.
Im Frühjahr 2020 wurde die Position der Geschäftsführung der Kunsthalle vakant, und ich habe mich auf die Stelle beworben. Nach einem langen Auswahlverfahren wurde ich vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst im September zum Geschäftsführer berufen und konnte eine ganz neue Perspektive auf die Museumsarbeit gewinnen und aus der neuen Positionen heraus Gestaltungsspielräume gewinnbringend für das Haus nutzen.
Im Bereich der digitalen Transformation haben wir in den sieben Jahren Enormes geleistet, und die Kunsthalle wurde von einem kleinen Team zu neuer Bedeutung im digitalen Raum geführt. Dass dabei innere Widerstände zu bewältigen waren, soll und darf hier in aller Klarheit benannt werden, zumal ich auf verschiedenen Tagungen sehr transparent darüber gesprochen habe. Ich empfinde es als sehr hilfreich und wichtig, transparent über Herausforderungen zu sprechen. Nach meiner Beobachtung und Erfahrung ist dies etwas, was in der Museumswelt zu lang zu selten gemacht wurde.
Nach Abschluss des Jubiläumsjahres 2021 – die Kunsthalle feierte ihr 175 jähriges Bestehen – kam ein weiterer, vielleicht der gravierendste Einschnitt: die baubedingte Schließung des Hauses. Und damit begann das, was ich gerne als „Once in a lifetime“-Projekt bezeichne: die Vorbereitungen und die Durchführung des Umzugs des kompletten Museums.
Das hat das gesamte Team über einen sehr langen Zeitraum gefordert; als Verantwortlicher musste ich hier kontinuierlich kommunizieren, motivieren, begleiten, agieren, reagieren, entscheiden – die ganze Palette der Managementkompetenzen war gefragt. Aus unterschiedlichsten Gründen verzögerte sich die Fertigstellung und die Übergabe der Interimsflächen immer wieder, so dass aufgestellte Zeitpläne oft eine kurze Halbwertszeit hatten. Ich habe in dieser Phase gelernt, mit Unwägbarkeiten und Ungewissheiten gut umzugehen und eine professionelle Gelassenheit zu entwickeln.
Diese war auch nötig, galt es parallel noch das klassische, über viele Strecke nicht unterkomplexe Alltagsgeschäft eines Geschäftsführers zu bewältigen. Ebenso mussten das vielfältige Bau- und Planungsgeschehen eng begleitet und die Nutzerinteressen gegenüber der Bauherrschaft und den beteiligten Architekt*innen und Fachplaner*innen aufmerksam vertreten werden.
Mittlerweile haben wir uns an unseren Interimsstandorten sehr gut eingerichtet und eingelebt, auch die Sammlungspräsentation im ZKM ist seit rund eineinhalb Jahre erfolgreich geöffnet, die Planungen für die Sanierung des Hauptgebäudes an der Hans-Thoma-Straße sind weit vorangeschritten, der Spaten ist gestochen, das Gebäude selbst ist an die Bauverwaltung übergeben.
Es scheint mir ein guter Zeitpunkt für eine Veränderung in meinem Leben zu sein – im verflixten siebten Jahr. Dass dieser Ausspruch tatsächlich auf den gleichnamigen Film aus dem Jahr 1955 mit Marylin Monroe zurückgeht, hätte ich übrigens nicht gedacht. Als was werde ich aber in der Kunsthalle in Erinnerung bleiben? Diese Frage müssen später einmal andere beantworten. Die Kunsthalle wird mir in Erinnerung bleiben als ein Haus mit einer phänomenalen Sammlung und als ein Museum, das sich seiner Tradition bewusst ist. Das sind gute Grundlagen, um nach Abschluss der Sanierung des Hauptgebäudes in eine gloriose Zukunft zu starten!
Von außen betrachtet, kann ich nur sagen, dass ich Florian Trott als jemanden gesehen habe, der den digitalen Weg der Kunsthalle frei gemacht hat. Denn ermöglichen und gute Leute motivieren, diesen zu gehen, das ist eine ganz entscheidende Qualität von guter Leadership! Viel Erfolg auch im neuen Wirkungskreis und der Kunsthalle ein gutes Händchen bei der Auswahl der Nachfolge.
Liebe Anke,
da können wir dir nur voll und ganz zustimmen – der Blick zurück auf die digitalen Angebote, die in den vergangenen sieben Jahren entstanden sind (und die Entwicklung dieser), hat uns das einmal mehr verdeutlicht.
Herzliche Grüße aus der Kunsthalle
Tabea