Die Störung
Beschreibung
Im Jahr 1846 malte Adolph Menzel das stimmungsvolle Genrebild, das zwei Damen beim Musizieren zeigt. Realistisch beobachtet er das Momentane und Intime einer alltäglichen Begebenheit. Unangemeldeter Besuch verursacht die titelgebende „Störung“, die das harmonische Spiel abrupt beendet.
Solche „Störungen“ waren Menzel nicht fremd – insofern ist dieses Bild ein Zeugnis auch eigener künstlerischer Arbeitsbedingungen, unter denen das Werk dieses ungemein fleißigen, talentierten und mit Humor begabten Künstlers entstand. Um die „Störung“ zu malen, brauchte Menzel wegen vieler Unterbrechungen drei Jahre.
Man blickt in einen großbürgerlichen Salon. Es ist Abend. Warmes Kerzenlicht erhellt den Raum mit seinen weichen Teppichen und Portieren. Die stuckdekorierte Architektur erinnert an Säle in Schloss Sanssouci, die Menzel für Werke zum Leben Friedrichs des Großen studiert hatte. Durch die weit geöffneten Flügeltüren weht angenehm laue Luft herein. Doch die besinnliche Atmosphäre wird zerrissen, als sich die Zimmertür öffnet und ein älteres Paar eintritt.
Sehr subtil zeugen Menzels Bilder immer wieder vom Ende biedermeierlicher Geruhsamkeit. Er wird zum Beobachter einer Epoche voller Umbrüche, des Beginns und der Konsequenzen der bürgerlichen Revolution. Neben seinen figurenreichen Historiengemälden zur Geschichte des preußischen Staates schuf er Bilder und Zeichnungen, in denen die härter werdenden Realitäten des Lebens in einer modernen Großstadt, die industrielle Revolution und die Verunsicherung des bürgerlichen Lebensgefühls Gegenstand wurden.
Daten und Fakten
Titel | Die Störung |
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Künstler*in | Adolph Menzel |
Entstehungszeit | 1846 |
Inventarnummer | 2611 |
Maße Bildträger | H 111,5 cm B 90,0 cm |
Maße Rahmen | H 128,3 cm B 107,1 cm T 11,0 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
Der vielleicht größte Realist des 19. Jahrhunderts war lediglich knapp 1,50 groß und zeigte dies auch gelegentlich selbstironisch in seinen Werken. Aufgrund dessen bezeichneten Zeitgenossen den im Jahr 1898 geadelten Maler als „die kleine Exzellenz“.
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Adolph Menzel. 1815-1905. Das Labyrinth der Wirklichkeit
Nationalgalerie, Berlin 1997
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Die Kunst des Handelns. Meisterwerke des 14. bis 20. Jahrhunderts bei Fritz und Peter Nathan
Kunsthalle Tübingen 2005-2006
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Adolph Menzel. Radikal real
Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München 2008
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XXXV. Kunstausstellung
Kgl. Akademie der Künste, Berlin 1846
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Ausstellung deutscher Malerei XIX. und XX. Jahrhunderts
Zürcher Kunstgesellschaft 1917
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IV. Ausstellung der Gesellschaft für deutsche Kunst im Auslande
Sofia 1918
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German Masters of the Nineteenth Century.Paintings and Drawings from the Federal Republic of Germany
1981, Nr. 60
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1984: Neuerwerbungen für die Gemäldegalerie 1972-1984
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
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1986: Adolph von Menzel: "Die Störung" 1846
Peters, Anne
Saaltext -
1988: Ausgewählte Werke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Lüdke, Dietmar; Reising, Gert; Simons-Kockel, Katrin
150 Gemälde -
1988: Die Deutsche Malerei von Anton Graff bis Hans von Marées 1760-1870
Börsch-Supan, Helmut
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1991: Menzel
Hochhuth, Rolf
Maler des Lichts -
1996: Menzel (1815-1905)
"la névrose du vrai"
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1998: Die Sing-Akademie zu Berlin und ihre Direktoren
Eberle, Gottfried (Hrsg.); Rautenberg, Michael (Hrsg.)
Staatliches Institut für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz -
2000: Berliner Salons
Wilhelmy-Dollinger, Petra
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2001: Adolph Menzel from Different Perspectives
Paret, Peter
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2005: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Voigt, Kirsten Claudia
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2008: Sehend zeichnen, schauend malen
Maaz, Bernhard
Adolph Menzel zwischen Skizzenbüchern und Bildern -
2015: Adolph Menzel :
Busch, Werner
auf der Suche nach der Wirklichkeit -
unpubl.: Vollständiger Katalog der Ölgemälde Adolph von Menzels
Vogel, Elisabeth
Phil. Diss. Regensburg