Das Kupferstichkabinett
Eine der ältesten Grafiksammlungen Europas befindet sich in der Kunsthalle Karlsruhe. Die Grundlage für die heute rund 90.000 Blätter umfassende Sammlung geht auf das badische Adelsgeschlecht zurück.
Von altdeutschen Meistern über große Radierer bis hin zu Schabkunstblättern
Der Fokus liegt auf Zeichnungen und Druckgrafik der altdeutschen, insbesondere am Oberrhein tätigen Meister wie Martin Schongauer, Albrecht Dürer, Matthias Grünewald und Hans Baldung Grien. Radierungen der Barockzeit wie beispielsweise von Jacques Callot, Wenzel Hollar und Stefano della Bella bilden einen weiteren Schwerpunkt. Ergänzt wurden diese Bestände später durch umfangreiche Werkkomplexe großer Radierer des 18. Jahrhunderts, so etwa Giovanni Battista Piranesi oder Jean Jacques de Boissieu, sowie einer repräsentativen Auswahl englischer Schabkunstblätter.
Die Grafiksammlung im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert wuchs die Sammlung besonders stark. Die Gründung der Kunsthalle und Kunstakademie Mitte des 19. Jahrhunderts bildeten den Ausgangspunkt für die Bemühungen der Großherzöge Leopold und Friedrich, die Residenzstadt Karlsruhe zu einem überregionalen Kunstzentrum werden zu lassen. Aus dieser Zeit stammen über 8.400 Einzelblätter und 127 Skizzenbücher von Künstler*innen, die zumindest zeitweise in Karlsruhe tätig waren. Dazu zählen u.a. Johann Wilhelm Schirmer, Anselm Feuerbach, Hans Thoma oder Ferdinand und Gustav Kampmann.
Die Entwicklungen im 20. Jahrhundert
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden durch staatliche Ankäufe und private Schenkungen neue Schwerpunkte: Mit Zeichnungen und Drucken von vor allem Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel wird die Kunst der Brücke präsentiert, mit Otto Dix, Georg Scholz und Karls Hubbuch unterschiedliche Strömungen der Neuen Sachlichkeit.
Unter anderem mit der Druckgrafik der klassischen französischen Moderne konnten die internationalen Tendenzen gestärkt werden: Lottomitteln unterstützten eine qualitätsvolle Sammlung französischer Zeichnungen von Claude Lorrain über Jean-Honoré Fragonard und Edgar Degas bis hin zu Fernand Léger. Der vor allem aus dem deutschsprachigen Raum stammenden Gegenwartskunst kommt aktuell eine herausgehobene Rolle zu.