
Kopfstudie eines bärtigen alten Mannes
Beschreibung
„Alles Zeichnen ist nützlich und Alles zeichnen auch“, dieses leidenschaftliche Plädoyer für das Zeichnen ist von Adolf Menzel überliefert. Der kleinwüchsige Mann, der bereits im Alter von 16 Jahren die väterliche Lithografiewerkstatt übernahm, gilt bis heute als einer der faszinierendsten Chronisten seiner Zeit. Der Kunsthistoriker Werner Busch schreibt: „In den winzigen Figuren seiner Illustrationen probierte er jede Drehung und Wendung des Körpers aus, die Dinge wurden in extremer Perspektive gezeigt, von oben, von unten, von hinten, in extremer Verkürzung, in abenteuerlicher Fülle und Verschränkung. Nichts Menschliches ist ihm hier fremd, die Figuren sind betrunken, haben Kopfschmerzen, ihnen wird schlecht, sie singen, musizieren, rauchen, öffnen Flaschen, arbeiten auf dem Bau, sägen und hämmern, steigen auf Leitern, balancieren gewagt, jubeln und sind verzweifelt, verrichten gar ihr Geschäft, jagen hinter dem Glück her.“
Die Karlsruher Studie steht beispielhaft für die Intensität von Menzels vielfach nahansichtig angelegten Studien. Der aus ungewöhnlicher Perspektive wiedergegebene Kopf erscheint aufgrund der nur partiell sichtbaren Gesichtszüge weniger als Porträt denn als faszinierende Beleuchtungsstudie. Während die eine Gesichtshälfte sich im Schatten aufzulösen scheint, vermittelt das unbearbeitete Papier auf der anderen Seite den Eindruck von hellem Licht. Die mit weichem Bleistift ausgeführten und verwischten Partien werden teilweise – wie beispielsweise im Bereich der struppigen Augenbrauen – durch den spitzen Stift kontrastiert. Am oberen Blattrand sind Farbspuren zu erkennen. Sie verweisen auf die Verwendung der Studie im Atelier.
Daten und Fakten
Titel | Kopfstudie eines bärtigen alten Mannes |
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Künstler*in | Adolph Menzel |
Entstehungszeit | 1887 |
Inventarnummer | 1989-14 |
Maße Blatt | H 22,9 cm B 11,3 cm |
Material | Papier |
Technik | Bleistift Aquarell |
Gattung | Zeichnung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Der Künstler war nur 1,40m groß. Mit der Formulierung, ihm habe der Klebstoff zur Welt gefehlt, beschrieb er ein Gefühl der Fremdheit, das ihn zeitlebens begleitete.Menzel war Linkshänder.
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Blütenlese. Highlights aus dem Kupferstichkabinett
Vorlegesaal 23.07. - 31.10.2021