
Blumenstudie
Beschreibung
Anselm Feuerbach vollendete „Das Gastmahl des Plato“ im Jahr 1869. Er meinte, mit diesem Werk zu einem der bedeutendsten Texte der Philosophiegeschichte auch selbst eines seiner Hauptwerke geschaffen zu haben. Die Resonanz fiel jedoch vernichtend aus. Sein Gemälde – das zur Sammlung der Staatlichen Kunsthalle gehört – wurde von den Zeitgenossen für zu statisch, kalt, grau und unlebendig erklärt. Die Blumenstudie aus dem Jahr 1871 ist eine Arbeit auf dem Weg zu einer zweiten Version des „Gastmahls“, die opulenter und farbiger ausfallen sollte.
Rosen, Päonien und Tulpen hat Feuerbach für die Studie nicht etwa als gebundenen Strauß ins Bild gesetzt, sondern wie liegend, ausgestreut auf dem Boden komponiert. In ähnlicher Form, zur Girlande gewunden, gingen die Blüten dann auch in die zweite Fassung des Historienbildes – auf der Treppe, zu Füßen der in den Saal eintretenden Alkibiades-Gruppe – ein.
Alla prima, mit lockerem Pinsel gemalt, zeichnet sich die Darstellung dieser Blumen durch eine grandiose Natürlichkeit, Unmittelbarkeit und Frische aus. Feuerbach arbeitet spontan, hält sich nicht mit Details auf, sondern erfasst souverän und differenziert die Zartheit, Form- und Farbvielfalt der Blätter und Blüten, das feine Spiel des Lichts auf ihnen. Seine Studie ist in der Tat ein „Wurf“ – so wie die Blumen auf den Weg des bacchantischen Zuges geworfen, sorglos ausgestreut sein sollten – mit einer großzügigen Geste, Schwung und im Überschwang. Hier erreichte Feuerbachs Kunst kurz jene sinnliche Leichtigkeit, die er der zweiten Version mit derartigen dekorativen Zutaten zu geben suchte. Gegen die Statik der Komposition allerdings richtete dieses Beiwerk nichts Wesentliches aus.
Daten und Fakten
Titel | Blumenstudie |
---|---|
Künstler*in | Anselm Feuerbach |
Entstehungszeit | Unbekannt |
Inventarnummer | 823 |
Maße Bildträger | H 56,0 cm B 78,0 cm |
Maße Rahmen | H 65,7 cm B 88,0 cm T 5,6 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
Anselm Feuerbach lebte für kurze Zeit im Jahr 1855 in Karlsruhe und brach von hier aus mit dem Schriftsteller Joseph Victor von Scheffel zu einer gemeinsamen Studienreise nach Italien auf.
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Hauptwerke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
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Um Anselm Feuerbachs "Gastmahl"
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1971:
Katalog Neuere Meister
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1976: Anselm Feuerbach, Gemälde und Zeichnungen
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1989: Anselm Feuerbach
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1991: Anselm Feuerbach
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Brötje, Michael
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