
Der Sommerremter im Hochmeisterpalast der Marienburg
Beschreibung
Domenico Quaglio reiste 1832 auf Geheiß des preußischen Kronprinzen und späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. von Danzig nach Königsberg und Tilsit, um Architekturansichten von zentralen gotischen Bauten anzufertigen. Zu den porträtierten Gebäuden auf dieser Reise zählte auch die Marienburg – Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens in Preußen, gelegen am Rande der Stadt Marienburg (polnisch Malbork) –, die als mittelalterliche Macht- und Verwaltungszentrale fungierte. Im sogenannten Mittelschloss, dem Hochmeisterpalast, der im ausgehenden 14. Jahrhundert vollendet wurde, befinden sich neben Wohn- und Verwaltungsräumen auch repräsentative Säle.
Die Marienburg hat eine äußerst bewegte Geschichte. Kriegsschäden und die zeitweilige Nutzung als Kaserne führten zu Restaurierungsmaßnahmen, die im Jahr 1818 unter der Beteiligung von Karl Friedrich Schinkel einsetzten. Quaglio zeigt den Innenraum des Sommerremters, der meist als Speisesaal diente – auch Refektorium genannt –, im renovierten Zustand von 1835/1836. Das Sommerrefektorium liegt am Westende des Hauptschlosses und bildet den Abschluss des Hochmeisterpalastes. Auf der linken Seite sind die Wände mit Maßwerkfenstern bestückt, durch die das Sonnenlicht in den Innenraum dringt. Sie sind als zwei übereinander angeordnete Ebenen aus hochrechteckigen Kompartimenten gegliedert. Das Maßwerk der oberen Fensterreihe endet kunstvoll in einem stehenden Vierpass, der wiederum auf einem Kleeblattbogen aufsitzt. Das Bildprogramm der Fenster zeigt Szenen aus der Ordensgeschichte sowie im unteren Teil die Stifterwappen. Auf der rechten Seite ist eine Schenklade, also eine Öffnung, durch die Speisen und Getränke in den Raum gereicht werden konnten, sowie ein Kamin zu sehen. Im Raumzentrum steht eine schmale achteckige rote Granitmittelsäule, die das gotische Sterngewölbe trägt. Aus der Art der Darstellung des Sommerremters geht Quaglios Faszination für die gotische Architektur hervor. Stiltypische Eigenschaften werden verstärkt dargestellt: Zum einen feiert er in seiner Darstellung die Trias aus Glas, Licht und Farbe, die einen harmonischen Raumeindruck erzeugt. Zum anderen hebt er die Vertikal-Tendenz gotischer Kathedralarchitektur, die hier auf einen Profanbau übertragen wird, hervor.
Daten und Fakten
Titel | Der Sommerremter im Hochmeisterpalast der Marienburg |
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Künstler*in | Domenico Quaglio |
Entstehungszeit | 1835/36 |
Inventarnummer | 2328 |
Maße Bildträger | H 55,5 cm B 70,5 cm |
Maße Rahmen | H 84,5 cm B 99,7 cm T 10,0 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
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Vorwärts, vorwärts sollst du schauen ..." Geschichte, Politik und Kunst unter Ludwig I.
Haus der Bayerischen Geschichte, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg 1986, Nr. 41
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Deutschland u. Polen - 100 Jahre
Martin-Gropius-Bau, Berlin 23.09.11 - 09.01.12
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Ein Münchner in Marienburg. Veduten Domenico Quaglios von seiner Reise nach Preußen im Jahre 1832
Muzeum Zamkowe w Malborku 19.06.2015 - 06.09.2015
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1996: Moritz von Schwind, Meister der Spätromantik
Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
[anlässlich der Ausstellung "Moritz von Schwind - Meister der Spätromantik" in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 12. Oktober 1996 bis 6. Januar 1997 und im Museum der Bildenden Künste Leipzig vom 27. Februar bis 20. April 1997] -
1992: Ostpreußen und Westpreußen
Bookmann, Hartmut
Reihe: Deutsche Geschichte im Osten Europas -
1971: Katalog Neuere Meister
Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Bearb.: Lauts, Jan
19. und 20. Jahrhundert -
1971: Katalog Neuere Meister
Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Bearb.: Lauts, Jan
19. und 20. Jahrhundert -
[2011]: Tür an Tür
Hrsg. von Malgorzata Omilanowska ... Kuratorin der Ausstellung: Anda Rottenberg;
Polen – Deutschland; 1000 Jahre Kunst und Geschichte; [Ausstellung vom 23. September 2011 bis 9. Januar 2012 im Berliner Martin-Gropius-Bau]