Reitermonument vor flacher Wandnische
Beschreibung
Der aus dem Herzogtum Urbino stammende Künstler Bramante ist vor allem für seine Leistungen als Architekt der Hochrenaissance bekannt. Nach ersten Bauten in Mailand stand er ab 1504 im Dienst Papst Julius II. in Rom, wo er unter anderem mit dem Um- und Ausbau des Vatikanpalastes betraut war. Die Planung und Errichtung des zentralen Vierungsteils der neuen Peterskirche übernahm nach seinem Tod der junge Raffael.
Von seiner Tätigkeit als Architekturmaler zeugen heute nur wenige Werke. Die Darstellung des antikischen Reitermonuments entstand wohl als Entwurf für eine Wandmalerei, wahrscheinlich für ein Fassadenfresko. Dafür sprechen die perspektivische Ansicht und der sorgfältige Aufbau des Bildraumes, der auch Hinweise auf die Positionierung und Größe der geplanten Malerei gibt: Die sichtbare Sockeloberfläche liegt knapp unter Augenhöhe der Betrachtenden und lässt darauf schließen, dass das Fresko wohl in einer niedrigen Gebäudezone geplant war. Die sich nach oben hin verstärkende Untersicht deutet auf einen überlebensgroßen Maßstab.
Vermutlich ließ sich der Künstler von antiken Vorbildern wie den Dioskuren auf dem Quirinal inspirieren. Die statuenhafte Strenge des Reiters wird durch die angehobene rechte Vorderhand und den zurückgeworfenen Kopf des Pferdes belebt. Im Gegensatz zum fein ausgearbeiteten Reitermonument deuten die freien Schraffuren die Rundbogennische im Hintergrund lediglich an. Die Zeichnung ist mit schwarzer Kreide und Deckweiß auf blauem Naturpapier, dem sogenannten Venezianer Papier ausgeführt. In der unteren rechten Ecke der Zeichnung ist in moderner Aufschrift „Bramante“ zu lesen, doch wird in der jüngeren Forschung die Urheberschaft im Umfeld des Architekten vermutet. Es sind kaum Zeichnungen von Bramante überliefert. Ein Blatt findet sich in Kopenhagen (National Gallery of Denmark, Inv. KKSgb7066).
Daten und Fakten
Titel | Reitermonument vor flacher Wandnische |
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Künstler*in | Donato Bramante |
Entstehungszeit | um 1480 |
Inventarnummer | 1973-25 |
Maße | B 17,9 cm |
Maße Blatt | H 22,4 cm |
Material | Naturpapier blau |
Technik | schwarze Kreide Pinsel in Deckweiß |
Gattung | Zeichnung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Donato Bramante, der eigentlich Donato di Pascuccio d’Antonio hieß, soll seinen Beinamen „der Begehrende“ (ital. „bramare“) von seinem Großvater erhalten haben.
Im Rahmen der städtebaulichen Veränderungen Roms unter Papst Julius II. befasste sich der Künstler auch mit Hydraulik und Urbanistik. Der Künstlerbiograph Vasari berichtet zudem von Bramantes Fähigkeiten im Leier-Spiel.
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Bramantino and the French Rule in Renaissance Lombardy
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1938: Le dessin en Lombardie jusqu'à la fin du 15e siècle
Van Schendel, Arthur
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1953: Bramante pittore e il bramantino
Suida, William
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1974: Erwerbungsbericht 1973
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Kupferstichkabinett
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1974:
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1978: L'opera completa di Bramantino e Bramante pittore
G. Mulazzani
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1984: 250 Meisterwerke
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1988: 100 Zeichnungen und Drucke aus dem Kupferstichkabinett
Borries, Johann Eckart von; Theilmann, Rudolf
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2014: Bramantino
Natale, Mauro
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