
Selbstbildnis mit Weinflasche
Beschreibung
Die Kompositionen des Norwegers Edward Munch sind häufig direkt aus dem Leben gegriffen. Er übersetzte selbst erfahrene Leidensgeschichten, Traumata und Krankheiten in eine moderne Bildsprache und schuf allgemeine Bildfiguren, in denen sich die Dramen der menschlichen Existenz spiegeln.
Ab den 1890er Jahren griff Munch vermehrt auf druckgrafische Medien zurück und experimentierte mit verschiedenen Verfahren. Zugleich dienten Reproduktionen bereits entwickelter Motive der Popularisierung seiner Bildschöpfungen. Auch die Karlsruher Lithografie geht auf ein gleichnamiges Gemälde von 1906 zurück, in dem Munch seine Alkoholsucht thematisierte. Im Vordergrund sitzt der Künstler mit herabhängenden Schultern und melancholischem Gesichtsausdruck verloren an einem Tisch. Sein Blick geht ins Leere und verweist in dieser Zurückhaltung unwillkürlich auf die schwarze Weinflasche, die sich kontrastreich vom Tisch abhebt. Weiter hinten im schmucklosen Café sitzt eine weitere Person, kraftlos zusammengesunken und gesichtslos anonymisiert. Hinter dem Künstler stehen zwei dunkel gekleidete Gestalten, die in ihrer Physiognomie beinahe der Form der Flasche ähneln und wie ein formales Echo wirken. Sie könnten als Schatten einer inneren Welt verstanden werden.
Die Lithografie legte Munch mit der breiten Seite der Kreide direkt auf dem Stein an. Schroffe, schnell ausgeführte Striche verdichten sich in der Darstellung seiner Person und tragen wesentlich zum Ausdruck der Grafik bei.
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Daten und Fakten
Titel | Selbstbildnis mit Weinflasche |
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Künstler*in | Edvard Munch |
Entstehungszeit | um 1925-26 |
Inventarnummer | II 2364 |
Maße | H 42,3 cm B 50,5 cm |
Material | Papier |
Technik | Linolschnitt |
Gattung | Linolschnitt |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Munch ließ seinen Alkoholismus mehrmals in Sanatorien behandeln. Zu seiner Krankheit sagt er: „Diese Schwächen, die ich behalten werde, sind Teil meiner selbst. Ich möchte meine Krankheit nicht ablehnen, denn meine Kunst schuldet ihr viel.“ Munch beschäftigte sich intensiv mit seiner eigenen Person: In mehr als 70 Gemälde, 100 Zeichnungen und 20 Grafiken dokumentierte er seinen Lebensweg.
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