Combray (Saint-Germer-de-Fly II)

Elger Essers Heliogravüren des Fotoprojektes Combray rücken systematisch Bauwerke aus allen Départements Frankreichs in den Blick – Kirchen, Waschhäuser, alte Herrensitze, Landhäuser, Dorfplätze oder aufgelassene Fabrikgebäude. Der in Stuttgart geborene Künstler studierte bei Bernd und Hilla Becher, die mit ihrer fotografischen Spurensicherung historischer Architekturen zu den Begründern der Düsseldorfer Fotoschule wurden. Esser agiert jedoch nicht primär als Chronist. Seine Perspektive auf den Bildgegenstand verrät immer eine individuelle Erfahrung des Raums oder der Landschaft und transportiert Emotionen und das Erlebnis von – mitunter melancholischen – Atmosphären.

Der Serientitel erinnert an jenen fiktiven Ort der Kindheit und des Erinnerns in Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit . Der Künstler sagt selbst, dass die Wahl seiner Motive immer etwas mit einer Art Liebe auf den ersten Blick zu tun habe. Essers Werke erschöpfen sich nicht in der dokumentarischen Dimension, die sie auch haben, oder in einer distanzierten Sachlichkeit oder gar Nüchternheit. Vielmehr erzeugt er eine evokative Aura um seine Sujets, um verlassene Räume. Auf Gassen und Plätzen ist niemand anwesend. Die Gebäude bleiben für sich. Das Interesse für Spuren der Vergangenheit hat Esser früh entwickelt, denn er wuchs in Rom auf, einer Stadt, in der Geschichte in Form architektonischer Residuen omnipräsent ist.