Stillleben mit Dörrobst, Kirschen und Siegburgkanne
Beschreibung
Anders als andere Stilllebenmaler*innen seiner Zeit wählt Georg Flegel für seine Darstellungen meist das Hochformat – ein Format, das im frühen 17. Jahrhundert – mit Ausnahme von Blumenstillleben – kaum genutzt wird. Flegel verwendet es auch hier.
Auf einer Tischplatte, die fast die Hälfte der Bildfläche einnimmt, arrangiert er eine durchdacht geordnete Fülle: eine Kanne aus Siegburger Steinzeug, ein gefülltes Weinglas, randvolle Porzellanschalen und -teller mit frischem und getrocknetem Obst. Dazwischen liegen Walnüsse, Haselnüsse, Bohnen oder Samenfrüchte und Zuckerwerk. Während Muscheln im Werk des Stilllebenmalers eher selten vorkommen, ist etwa der Teller mit Dörrobst ein häufig verwendetes Motiv.
Der aus Olmütz in Mähren (heute: Olomouc, Tschechien) stammende Georg Flegel gilt als erster spezialisierter Stilllebenmaler in Deutschland und zählt zu den bedeutendsten europäischen Künstler*innen dieser Gattung im frühen 17. Jahrhundert. Seine Entwicklung zum Stilllebenmaler beginnt mit der Zusammenarbeit mit dem flämischen Maler Lucas van Valckenborch, dem Flegel um 1592/93 nach Frankfurt am Main folgt. Seit den späten 1580er-Jahren ist er – so die in der Forschung weitgehend akzeptierte These – als Spezialist für stilllebenhafte Details in Arbeiten der malenden Mitglieder der Familie Valckenborch zuständig.
Flegels Motive sind außergewöhnlich vielfältig: Sie umfassen etwa Mahlzeiten- und Dessertstillleben, Vorbereitungen zur Mahlzeit, Mahlzeitenstillleben mit Blumensträußen, Blumen- und Vogelstillleben, Nachtstücke mit Kerzenlicht, augentäuschende Schrank- und Nischenbilder sowie kleinformatige Insektenstillleben. In der Auswahl und Darstellung luxuriöser Objekte, rarer Delikatessen und seltener Blumenarten scheinen sich Warenangebot und Wohlstand der Handels- und Messestadt Frankfurt am Main widerzuspiegeln, die dem Künstler zur langfristigen Wirkungsstätte geworden war.
Besondere Aufmerksamkeit widmet Flegel der differenzierten stofflichen Wiedergabe seiner Bildobjekte. Oberflächen und Texturen arbeitet er mit größtmöglicher Präzision heraus. Ihm geht es dabei sowohl um die naturgetreue Darstellung von Naturalien und Artefakten als auch um die Wiedergabe der Fülle und Vielfalt der von Gott geschaffenen Welt.
Daten und Fakten
| Titel | Stillleben mit Dörrobst, Kirschen und Siegburgkanne |
|---|---|
| Künstler*in | Georg Flegel (1566) |
| Entstehungszeit | Unbekannt |
| Inventarnummer | 3065 |
| Maße Bildträger | H 32,0 cm B 23,6 cm T 0,6 cm |
| Maße Rahmen | H 57,4 cm B 49,3 cm T 5,2 cm |
| Material | Buchenholz |
| Technik | Ölfarbe |
| Gattung | Gemälde |
| Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |