
Blick aus dem Küchenfenster
Beschreibung
Georg Scholz malte diesen „Blick aus dem Küchenfenster“ im Jahr 1926. Aus dem Dunkel eines alltäglichen Interieurs geht der Blick über ein Gemüsestillleben im Vordergrund hinaus ins Freie, ins Licht. Dort liegen ein sonnenbeschienener Obstgarten und dahinter ein steiler Rebhang.
Auf eindrucksvoll klare und präzise Weise versachlicht der Künstler, der zu dieser Zeit in Grötzingen lebte, mit dieser kontraststarken Komposition den romantischen Topos des Fensterbildes. Traditionell dient dieses Sujet dem Ausdruck von Sehnsucht, der Begegnung von Innen- und Außenwelt, von Insichgekehrtsein und Willen zum Aufbruch in die Ferne. Scholz „erdet“ dieses Motiv buchstäblich, indem er in den Vordergrund nicht nur Wurzelgemüse – Karotten und Kohlrabi –, sondern auch eine Wurzelbürste legt, die auf der Fensterbank trocknet. In der geöffneten Fensterscheibe spiegelt sich Landschaft, die jenseits des Ausschnitts liegt, den das Fenster an sich freigibt. Den Künstler hatte die herrschende Wohnungsnot in diese ländliche Umgebung verschlagen. Und tatsächlich bewegte ihn zu jener Zeit ein wachsendes Unbehagen den hier lebenden Menschen gegenüber, die ihm und seiner Familie wenig freundlich oder verständnisvoll begegneten. In seinem Bild schildert er eine fast etwas leblos aufgeräumte, effizient strukturierte Kulturlandschaft. Alles Wildromantische geht ihr gänzlich ab. Faszinierend ist die Fähigkeit des Künstlers, mit diesem Werk Interieur, Stillleben, Landschaftsbild und sogar eine Art objektivierte Milieustudie beiläufig miteinander zu verschränken.
Daten und Fakten
Titel | Blick aus dem Küchenfenster |
---|---|
Künstler*in | Georg Scholz |
Entstehungszeit | 1926 |
Inventarnummer | 1498 |
Maße Bildträger | H 73,0 cm B 98,0 cm |
Maße Rahmen | H 88,0 cm B 113,0 cm T 6,7 cm |
Material | Pappe |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
Kurz nach der Fertigstellung dieses Gemäldes gelang es Scholz, für sich und seine Familie eine Wohnung in Karlsruhe zu finden und das Haus am Rosalienberg 1 in Grötzingen zu verlassen. Günstig war dies auch deshalb, weil er 1925 als Professor an die Akademie berufen worden war.
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