Lageplan

Georges Leroux - Le Moulin de la Galette

Le Moulin de la Galette

Georges Leroux

Maße:
H 36.5cm B 54.5cm 
Jahr:
1904
Ort:
nicht ausgestellt

Beschreibung

So stellt man sich die Belle Époque vor! Die Betrachter dieser bildmäßig ausgeführten Zeichnung sind mitten auf der Tanzfläche des berühmten Lokals Moulin de la Galette auf dem Montmarte, einer der vielen ehemaligen Windmühlen auf dem Hügel im Norden von Paris. Im 19. Jahrhundert produzierte der dort tätige Müller aus dem Mehl ein schmackhaftes braunes Brot, eine „galette“, und gründete ein Tanzlokal, das von zahlreichen Bürgern, Bohémiens und Künstlern frequentiert wurde.

Leroux schildert das ausgelassene Treiben aus der Sicht eines Tänzers mitten im Saal – von links und rechts nähern sich drehend eng umschlungene Paare und geben den Blick frei auf das ausladende Parkett, auf dem sich weitere Tänzer heiter zur Musik bewegen. Röcke, Mäntel und Pelerinen schaukeln hin und her, verschiedene Hüte und eine Federboa zeugen von den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, die in dieser berühmten Vergnügungsstätte zusammenkamen. Im Hintergrund leuchten die zahlreichen Lampen, wobei die großflächigen Partien in Schwarz die nächtliche Stimmung unterstreichen. Hier und da blitzen starke farbige Akzente in Rot, Blau, Gelb und Weiß hervor und verleihen der quirligen Szene zusätzliche Lebendigkeit – fast meint man, die Klänge eines schwungvollen Walzers zu vernehmen. Und doch scheint die tanzende Gesellschaft nicht ganz unbeschwert, denn haftet den drängenden Bewegungen der Paare nicht auch etwas Grobes an – speziell dem handgreiflichen Mann, der links die junge Dame im roten Mantel bedrängt?

Leroux war ein äußerst erfolgreicher und vielseitig versierter Maler und Illustrator, der in jungen Jahren oftmals die Pariser Vergnügungsszene thematisierte. Nach seinen Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg schuf er jedoch auch gänzlich andere, eindrucksvolle Bilder der grausig erlebten Kampfplätze.

Kunsthalle x Markus Brock

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Tanzende Menschen in Abendgarderobe in einem Tanzlokal mit Lichterketten.

Die Pariser Belle Époque

So hat man in der Belle Epoque gefeiert! Wir sind mitten auf der Tanzfläche des berühmten Lokals Moulin de la Galette auf dem Montmarte. Sie war eine der vielen Windmühlen auf den Hügeln im Norden von Paris. Im 19. Jahrhundert hat der Müller dort aus dem Mehl ein leckeres braunes Brot gebacken, eine „galette“, und er hat ein Tanzlokal gegründet, in dem halb Paris gefeiert hat.

Berühmt ist ja das Bild Bal du Moulin de la Galette von Renoir, das im Musée d’Orsay in Paris hängt.

Detail eines tanzenden Paares.

La joie de vivre

Aber was diese farbige Zeichnung von Georges Leroux aus dem Jahr 1904 für mich genauso faszinierend macht: wir sind tatsächlich mittendrin. Denn Leroux schildert das ausgelassene Treiben aus der Sicht eines Tänzers mitten im Saal – im Hintergrund leuchten viele Lampen, hier und da blitzen farbige Akzente in Rot, Blau, Gelb und Weiß und machen die Szene noch lebendiger. Also alles heiter und froh? Wenn Sie genau hinschauen, fehlt den Bewegungen vieler Paare die Leichtigkeit – sie wirken drängend, geradezu grob, besonders bei dem handgreiflichen Mann, der links außen die Dame im roten Mantel bedrängt. Von links und rechts nähern sich eng umschlungene Paare, drehen sich und geben den Blick frei auf das Parkett, auf dem weitere Paare tanzen. Fast hören wir den Walzer, zu dem sie sich wohl bewegen. Röcke, Mäntel – alles schaukelt hin und her, verschiedene Hüte und eine Federboa zeigen, dass hier ganz unterschiedliche Gesellschaftsschichten zusammen kamen.

 

Verschiedene tanzende Paare in einem Raum.

Glanz und Elend

Leroux deutet damit wohl auch an, dass das Nachtleben im berüchtigten Künstler- und Ausgehviertel Montmartre damals nicht nur Glanz, sondern auch viel Elend kannte: die Prostitution florierte in den sogenannten „Schlachthäusern“. Georges Leroux war höchst erfolgreich als versierter, vielseitiger Maler und Illustrator, gerade mit solchen Pariser Vergnügungsszenen in seinen jungen Jahren.

Nach seinen schrecklichen Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg schuf er dann aber auch völlig andere, eindrucksvolle Bilder vom Wahnsinn des Krieges. Und die Moulin de la Galette? Sie ist heute die letzte von einst 30 Mühlen auf dem Montmartre. Und die Einzige, die noch tadellos funktionieren würde. Von innen besichtigen können Sie sie nicht. Aber drumherum können Sie im gleichnamigen Restaurant die Belle Époque wenigstens ein bisschen wieder aufleben lassen.

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Der Künstler vor einer Litfaßsäule
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Mit einem neuen Blick auf die Sammlung präsentiert Markus Brock einzelne Hidden Highlights.
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zur Tour

Daten und Fakten

Titel Le Moulin de la Galette
Künstler*in Georges Leroux
Entstehungszeit 1904
Inventarnummer 1994-23
Maße Blatt H 36.5cm B 54.5cm
Material Papier
Technik schwarze Kreide Gouache Farbkreiden
Gattung Zeichnung
Abteilung Kupferstichkabinett
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