Die Geschwister
Beschreibung
Motivisch griff Hans Thoma oft schlichte Momente auf, die er seinem persönlichen Umfeld entnahm. Bei dem Gemälde „Die Geschwister“ erinnerte sich der damals 34-jährige Künstler an seine Kindheit in einer Holzarbeiterfamilie im Schwarzwald.
Bruder und Schwester sitzen an einem Holztisch in einer karg eingerichteten Stube. Mit wenigen Dingen wird die Stellung der Familie skizziert: nur ein Spinnrad, ein Frauenbildnis, eine Miniatur und ein kleiner Herrgottswinkel mit dem charakteristischen Kruzifix bestimmen das bescheidene, tapetenlose Interieur. Fenster und Tür werden über ihre Rahmen links und rechts nur angedeutet, die Außenwelt entzieht sich jedoch dem Blick. Einzig in der hauchdünn konturierten Glaskaraffe wirkt das einfallende Licht des Fensters formgebend.
Die friedliche Szene in der Stube erinnert in seinem naiven Ausdruck und dem moralischen Unterton an eine Volksweise, wie Thoma selbst sie gedichtet hat. Mit aufgestütztem Kopf und angestrengtem Ausdruck liest das Mädchen in einem Buch. Allein über die Farbe schafft Thoma einen Bezug zwischen seinem blauen Rock und dem mit blauer Schleife geschmückten Spinnrad. Das Kruzifix und der strenge Blick aus dem Porträt, möglicherweise ihrer Mutter, verweisen auf die Erwartung an sie, ein tugendhaftes und fleißiges häusliches Leben zu führen. Der Junge hingegen sitzt vom Tisch abgewendet in Richtung des Fensters. Gedankenversunken träumt er vor sich hin und kommt seinen Aufgaben nicht nach.
1899 wurde Hans Thoma als einer der damals angesehensten deutschen Maler zum Professor an der Großherzoglichen Kunstschule in Karlsruhe und zum Direktor der Kunsthalle Karlsruhe ernannt. Aus diesem Amt schied er erst 1920 im Alter von 80 Jahren.
Daten und Fakten
Titel | Die Geschwister |
---|---|
Künstler*in | Hans Thoma |
Entstehungszeit | 1873 |
Inventarnummer | 2320 |
Epoche | Realismus |
Maße Bildträger | H 103,0 cm B 75,0 cm T 3,5 cm |
Maße Rahmen | H 130,0 cm B 103,2 cm T 9,5 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Genre | Genre |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
Zum Bestand der Sammlung gehören mehr als 100 Zeichnungen, zwei Skizzenbücher, fast alle Radierungen und Lithografien, rund 40 Ölstudien und fast genauso viele Gemälde des Künstlers.
Die Straße, in der sich die Kunsthalle Karlsruhe befindet, wurde schon zu Lebzeiten nach Hans Thoma benannt.
-
Ein Blick für das Volk. Die Kunst für Alle
Haus der Kunst, München 14.06.-03.09.2006
-
Hans-Thoma - Zwischen Poesie und Wirklichkeit
Städtische Museen Freiburg, Augustinermuseum, Freiburg 14.12.2024 - 18.03.2025
-
1971: Katalog Neuere Meister
Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Bearb.: Lauts, Jan
19. und 20. Jahrhundert -
1971: Katalog Neuere Meister
Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Bearb.: Lauts, Jan
19. und 20. Jahrhundert -
1988: Ausgewählte Werke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Lüdke, Dietmar; Reising, Gert; Simons-Kockel, Katrin
150 Gemälde -
1988: Unsere Kunsthalle
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hg.); Reuter-Rautenberg, Anneliese
30 Bilder für Kinder -
1988: Hans Thoma
Helmolt, Christa von
Spiegelbilder -
1989: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Holsten, Siegmar
-
1991: Bibelverständnis in der Malerei Hans Thomas
Hofstätter, Hans H.
-
1993: Hans Thoma (1839-1924)
Froitzheim, Eva-Marina
Ein Begleiter durch die Hans-Thoma-Sammlung in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe -
1995: Hans Thoma
Lauts, Jan
-
1998: Kraft aus den Wurzeln
Maier, Hans
Erst verhöhnt, dann hochgeachtet: Vor 75 Jahren starb der Maler Hans Thoma -
2002: Kalender für das Jahr 2003
(o. A.)
Blatt Oktober -
2005: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Voigt, Kirsten Claudia