Bildnis eines Herrn mit der Büste des Denis Diderot
Beschreibung
Der Maler Jean-Simon Berthélemy ist vor allem für seine Historienbilder, Porträts und Deckengemälde bekannt, die er unter anderem in Schlössern in und um Paris ausführte.
Dargestellt ist das Porträt eines jungen Mannes, der mit überkreuzten Beinen vor einer pilastergeschmückten Wand sitzt. Er wendet sich zur Seite und blickt über seine rechte Schulter in Richtung einer marmornen Büste, die den berühmten Philosoph und Kunstkritiker Denis Diderot (1713–1784) zeigt. Dieser schaut mit halb gesenkten Lidern und leicht geöffnetem Mund von seinem erhöhten Standpunkt auf die Betrachtenden herab. Berthélemy wiederholt im Mamorbildnis nahezu unverändert ein Porträt Diderots, das er im gleichen Jahr gemalt hatte (Paris, Musée Carnevalet). Die Skulptur steht auf einem Rundsockel, der mit einem Kranz geschmückt ist, auf dem die Lettern „OP“ und „PA“, vermutlich als Kürzel zu „optimum patri“ – „dem besten Vater“ – zu lesen sind. Der Rest der Inschrift ist durch den halb entrollten Ornamententwurf verdeckt, den der Porträtierte in seiner rechten Hand hält. Weitere Zeichnungen befinden sich in der grünen Mappe, die im Vordergrund in den Bildraum ragt. Die beigegebenen Attribute lassen vermuten, dass es sich bei dem Dargestellten um einen Architekten oder Innenausstatter handelt. Mit Sicherheit ist dessen Identität bisher noch nicht bestimmt worden.
Der besondere Reiz des Gemäldes liegt in der kommunikativen Rolle der Skulptur. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war der emotionale Umgang mit Bildnissen fest in der Porträtkultur verankert. Das Bildnis wurde zum Stellvertreter des abwesenden Dargestellten, der direkt in die Interaktion einbezogen werden konnte. Die stumme Zwiesprache zwischen dem jungen Mann und dem im Bildwerk gegenwärtigen Alten versinnbildlicht die geheimnisvolle Wechselbeziehung zwischen Kunstwerk und Betrachtenden.
Daten und Fakten
Titel | Bildnis eines Herrn mit der Büste des Denis Diderot |
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Künstler*in | Jean-Simon Berthélemy |
Entstehungszeit | 1784 |
Inventarnummer | 2825 |
Maße Bildträger | H 124.5cm B 99cm |
Maße Rahmen | H 144cm B 118.2cm T 11.5cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Genre | Porträt |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |
Während der französischen Revolution hielt sich Berthélemy im Abseits und arbeitete als Kostümzeichner für die Pariser Oper.
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Unter vier Augen. Porträts sehen, lesen, hören
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 13.07.-03.11.2013
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Le goût de Diderot
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1989: Private Museumsförderung - Freiraum oder Käfig
Rohr, A. von
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1989: [o. A.]
[o. A.]
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1990: Neuerwerbungen 1989
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
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1991: Eine Gemäldegalerie wächst heran
Vey, Horst
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1993: Tätigkeitsbericht der Ernst-von-Siemens-Stiftung 1983-1993
Langen, Stefanie von; Stein-Karnbach, Annegret
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1995: Neuerwerbungen für die Gemäldegalerie 1984-1994
Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Bearb.: Beckmann, Angelika
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1998: Jean-Simon Berthélemy, peintre d'histoire (1743-1811)
Volle, Nathalie
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2005: Gesamtverzeichnis Französische Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts in Deutschen Sammlungen
Rosenberg, Pierre; Mandrella, David
... erscheint anlässlich der Ausstellung "Poussin, Lorrain, Watteau, Fragonard ... - Französische Meisterwerke des 17. und 18. Jahrhunderts aus deutschen Sammlungen" , Paris/München/Bonn, 2005-2006 -
2013: Charakterköpfe
Kammel, Frank Matthias (Hg.)
Die Bildnisbüste in der Epoche der Aufklärung -
2013: Gegenwehr
Busch, Werner
Eine gemalte Antwort auf vernichtende Rezensionen? -
2013: Le Goût de Diderot
Hilaire, Michel; Wuhrmann, Sylvie; Zeder, Olivier
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