"La Menagère Hollandaise" Die junge Magd reinigt in der Küche die Töpfe

Das Blatt von Johann Georg Wille (1715-1808) gibt ein Gemälde des holländischen Malers Gerrit Dou (1613-1675) wieder. Zu sehen ist eine junge Magd, die in einer Fensterlaibung einen Kupferkessel poliert. Gedankenverloren schaut sie über den Fenstersims hinweg, auf dem bereits eine Kelle und ein glänzender Zinnkrug zum Trocknen liegen. Die Komposition ist typisch für Dou, der es meisterhaft verstand, die Beschaffenheit der einzelnen Materialien und die Lichtreflexe auf den metallenen Oberflächen wiederzugeben. Ebenso gekonnt gelang dies Johann Georg Wille in seinem auf 1757 datierten Kupferstich. Durch die höchst unterschiedliche Qualität und Anordnung der Linien unterscheiden sich auch in der schwarzweißen Grafik die blank polierten Gefäße deutlich von den verschiednen Kleidungsstücken der Bediensteten und dem rauen steinernen Fensterrahmen. In Willes Reproduktionsstich erscheint das auf 1663 datierte Gemälde, das sich heute in der Royal Collection in London befindet, etwas vergrößert und wegen des Druckvorgangs seitenverkehrt. Im Großen und Ganzen wird die Vorlage jedoch sehr exakt wiedergegeben.

Das Blatt gehört zu einer ganzen Reihe von Stichen, die Wille ab Mitte der 1760er Jahre nach Werken der sogenannten Leidener Feinmaler ausführte. Diese kleinformatigen Genreszenen waren im 18. Jahrhundert unter Sammlern sehr gefragt und wurden entsprechend häufig reproduziert.

Wille lebte ab 1736 in Paris und gehört zu den einflussreichsten Kupferstechern und Kunstagenten seiner Zeit. Im Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe ist er mit insgesamt 42 Kupferstichen vertreten, die zum Teil schon im 18. Jahrhundert durch die badische Markgräfin Caroline Luise erworben wurden.

[J.B.]