Joseph Anton Koch - Das Hospiz auf dem Grimselpass

Das Hospiz auf dem Grimselpass

Joseph Anton Koch

Maße:
H 85,0 cm  B 103,0 cm  
Jahr:
1813
Ort:
Kunsthallenpräsentation im ZKM

Beschreibung

Joseph Anton Koch zeigt in diesem Gemälde eine Herberge auf dem Grimselpass als kleinen, fast verloren wirkenden Bau vor einer überwältigenden Hochgebirgskulisse. Der spiegelglatte, wie erstarrt wirkende See und die schroffen Felsen erzeugen eine erhabene und zugleich abweisend wirkende Stimmung, die den besonderen Charakter dieser Gebirgslandschaft betont.

Koch, einer der bedeutenden Landschaftsmaler der Romantik, griff dieses beeindruckende Motiv mehrfach auf. Die Komposition verdeutlicht sein Interesse an der Kraft und Größe der Natur – einer Natur, die hier in ihrer kargen, fast trostlosen Erscheinung dennoch eine eindrucksvolle Wirkung entfaltet.

Das 1813 entstandene Gemälde »Das Hospiz auf dem Grimselpass« gehört zu den Darstellungen, in denen der Künstler die Schweizer Hochgebirgslandschaft als erhabenen Naturraum inszeniert. Das unscheinbar wirkende Hospiz, ein Vorläufer heutiger Schutzhütten, steht auf einem kargen Steinplateau und dient als Maßstab für die monumentale Umgebung. Die glatte Oberfläche des vollständig erstarrt erscheinenden Sees spiegelt die schroffen Berghänge. So wird der Eindruck kristalliner Härte, der die gesamte Komposition bestimmt, nochmals verstärkt.

Koch hatte das Motiv mehrmals gezeichnet und 1813 in zwei Gemälden ausgeführt. In einer verwandten Zeichnung ließ er weite Partien bewusst unfertig, um die felsige Ödnis noch stärker hervorzuheben. Seine eigene Beschreibung der Gegend aus dem Jahr 1805 – eine »öde Partie« ohne Laub oder Gras, mit »stigisch« dunklem See und Wolken, die Schnee ankündigen – verweist auf die unmittelbare Naturerfahrung, die dem Bild zugrunde liegt.

Kochs Landschaftskonzeption steht im Kontext der seit der Mitte des 18. Jahrhunderts diskutierten Ästhetik des Erhabenen. Die einflussreiche Schrift des Philosophen Edmund Burke über die Wirkung gewaltiger Naturformen wurde zu einer wichtigen Grundlage der romantischen Naturauffassung, die Koch weiterentwickelte. In seinen eigenen kunsttheoretischen Überlegungen betonte Koch, dass die Kunst die Natur nicht nur nachbilden, sondern »umarbeiten« und zu einem höheren Stil steigern müsse, um wahrhaft schöpferisch zu sein.

Die Entstehungszeit des Gemäldes fällt in Kochs Wiener Jahre, in denen er trotz fehlender breiter Anerkennung mehrere wichtige Aufträge erhielt. Der durch den Politiker Josef von Giovanelli vermittelte Auftrag der Bozner Mäzenin Magdalena von Remich, darunter das »Hospiz auf dem Grimselpass«, sicherte Kochs finanzielles Überleben und damit auch künstlerischen Handlungsspielraum.

Gleichzeitig markierte die Auszeichnung für das »Dankopfer Noahs« im Jahr 1814 (ehemals Museum der bildenden Künste Leipzig, Kriegsverlust) einen wichtigen Schritt zu seinem allmählichen Durchbruch, der schließlich seine Rückkehr nach Rom ermöglichte. Ebenfalls bedeutsam war der Ankauf der »Heroischen Landschaft mit dem Regenbogen«, wovon die Kunsthalle die erste Fassung von 1804 besitzt (Inv. 789).

Daten und Fakten

Titel Das Hospiz auf dem Grimselpass
Künstler*in Joseph Anton Koch
Entstehungszeit 1813
Inventarnummer 2196
Maße Bildträger H 85,0 cm  B 103,0 cm  
Maße Rahmen H 113,0 cm  B 132,5 cm  T 8,5 cm  
Material Leinwand
Technik Ölfarbe
Gattung Gemälde
Abteilung Neue Malerei (nach 1800)
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