
Garten der Villa d'Este in Tivoli bei Rom mit der Chiesa della CaritÃ
Beschreibung
Viens Zeichnung zeigt den Garten der Villa d’Este, ein beliebtes Motiv in Tivoli. Links sind die Schauarchitektur der zwischen 1569 und 1576 erbauten Wasserorgel und der Wasserfall zu erkennen, rechts ist der Chor der Chiesa della Carità dargestellt, unterhalb dessen eine Treppe zum Brunnenbecken hinabführt.
Die Ansicht ist nicht als detailgenaue Beschreibung der einzelnen Bauformen angelegt, vielmehr sind weite Partien der Gebäude durch Laubwerk verdeckt. Dieses ist mit weichen, unterschiedlich dicht gesetzten Schraffuren modelliert, die sich durch die gekonnte Verteilung der Helligkeiten zu einem lebendigen Relief verdichten. Bei der Ausführung nutzte Vien die Möglichkeiten der Akzentuierung von Licht und Schatten durch die Arbeit mit schwarzer und weißer Kreide auf blauem Papier, dessen Farbton – wie die Rückseite des Blattes zeigt – ursprünglich kräftiger war. In ihrer fein nuancierten und freien Gestaltung entfaltet die Darstellung eine atmosphärische Qualität und lädt zur sinnlichen Wahrnehmung der Parklandschaft ein.
Das Blatt zählt zu einer kleinen Gruppe von Landschaftszeichnungen Viens, die mit dem ersten Romaufenthalt des Künstlers als Stipendiat der Französischen Akademie (1744–1750) in Verbindung gebracht werden. Es befand sich ursprünglich in der Sammlung seines Schülers Pierre Lacour (1745–1814), der vermutlich seinen und Viens Namen sowie die Angabe „pf“, wohl als Abkürzung für „portefeuille“ (Mappe), hinzufügte. 1775 kehrte der vor allem als Historienmaler erfolgreiche Vien noch einmal nach Rom zurück. Er übernahm in diesem Jahr die Nachfolge seines Lehrers Charles-Joseph Natoire als Direktor der Französischen Akademie, an der zahlreiche französischen Künstler ausgebildet wurden.
Daten und Fakten
Titel | Garten der Villa d'Este in Tivoli bei Rom mit der Chiesa della Carità |
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Künstler*in | Joseph-Marie Vien (1716) |
Entstehungszeit | 1744/50 |
Inventarnummer | 1993-12 |
Maße Blatt | H 45,8 cm |
Maße | B 30,3 cm |
Material | Büttenpapier blau |
Technik | schwarze Kreide weiße Kreide fixiert |
Gattung | Zeichnung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Die Gegend um Tivoli, die bereits in der Antike als Sommerfrische geschätzt worden war, erfreute sich im 18. Jahrhundert größter Beliebtheit. Das Zusammenspiel von Naturerlebnis, eindrucksvollen Resten der Römerzeit und Prachtentfaltung der Renaissance mit Palast und Gartenanlagen wurde für zahlreiche Reisende zu einer einzigartigen Erfahrung.
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