
Die weisse Treppe
Beschreibung
Häufiger als seine Kollegen der Künstlergruppe »Die Brücke« setzte Karl Schmidt-Rottluff in seinen expressionistischen Bildwerken Gebäude als Hauptmotiv in Szene. Hieran lassen sich Spuren seines Architekturstudiums erkennen, das er 1905 an der Königlich-Sächsischen Technischen Hochschule Dresden aufgenommen hatte und schon im April 1907 wieder beendete, um sich ganz der Malerei, Grafik und Bildhauerei zu widmen. Die frühen Architekturbilder zeigen meist einfache Bauernhäuser, gedrungene Strukturen, Schutzbehausungen im Zusammenspiel mit der Natur, die sich dem Künstler auf Reisen in Norddeutschland darboten. Farbe und Form sind Ausdrucksträger und mitunter weit vom natürlichen Sinneseindruck des Auges entfernt.
In Die weiße Treppe zeigt sich ein anderer Ansatz, der sich stärker mit baulichen Funktionen und Stilelementen befasst. Die barocke Fassade einer Kirche auf einem erhöhten Plateau wird mittels einer weiß getünchten langen Treppe erschlossen, die etwa auf Höhe der Betrachtenden beginnt und im Verlauf zweimal die Richtung wechselt. So lenkt sie zwar unseren Blick in die Höhe, versperrt ihn aber auch und spielt zudem mit unserer Wahrnehmung, da die Perspektive von seitlicher Mauer und Stufenverlauf nicht übereinstimmt. Man kann dieses in Ansätzen surreale Gemälde daher weder der früheren expressionistischen Malerei des Künstlers zuordnen, noch lässt sie sich als neusachlich verorten. Die ungewöhnliche Klassizität des Themas, die dramatische Beleuchtung und die weitgehend naturalistische Farbigkeit erinnern eher an die »Pittura metafisica«, in der nicht zuletzt die Abwesenheit von Menschen charakteristisch ist. Tatsächlich entstand Die weiße Treppe wohl 1929 in Italien, auf einer Reise nach Ascona. Ob der Kirchenbau tatsächlich wie gemalt existiert oder ein Konglomerat aus unterschiedlichen Bauten darstellt, ist bislang ungeklärt.
Daten und Fakten
Titel | Die weisse Treppe |
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Künstler*in | Karl Schmidt-Rottluff |
Entstehungszeit | 1929 |
Inventarnummer | 2578 |
Maße Bildträger | H 101,5 cm B 87,4 cm |
Maße Rahmen | H 115,0 cm B 100,4 cm T 6,0 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
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Nyere tsyk kunst. Maleri og skulptur
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