The Disparagers (Die Höhnenden)

Lyonel Feininger widmete sich erst im Alter von 36 Jahren der Malerei. Zuvor arbeitete er als Karikaturist für diverse Zeitungen und Zeitschriften, unter anderem für Harper’s Young People , Humoristische Blätter , Ulk und

Die Lustigen Blätter . In seinen frühen Radierungen wie in The Disparagers (Die Höhnenden) wirkt dieser Stil nach. Er reiste mehrfach nach Paris und war fasziniert von den Errungenschaften der Industrialisierung, die die Erscheinung der französischen Metropole kennzeichneten. Insbesondere die zweistöckige Kreisbogenbrücke im Pariser Stadtteil Meudon interessierte ihn.

Das Viadukt steht übermächtig in der Stadt und teilt sie. Was sich dahinter verbirgt, ist nur schemenhaft durch die Bögen zu erkennen. Der schnelle Zug mit seinen fabrikartigen Waggons zieht an den Gestalten, die aus der Tiefe emporsteigen, vorbei. Die Männer, die mit ihren Spazierstöcken, Fräcken und Zylindern der Mode des Biedermeier zuzuordnen sind, also eine Garderobe tragen, die im frühen 19. Jahrhundert zeitgemäß war, wirken in den 1910er-Jahren wie aus der Zeit gefallen. Ihre kleinen maskenartigen Gesichter muten etwas grotesk an. Eine Gruppe aus drei Musikern, mittig am unteren Bildrand zu erkennen, vielleicht die Höhnenden , lärmt auf der Straße. An ihnen gehen die anderen Passanten unbeeindruckt vorbei. Feininger setzt mehrere Fluchtpunkte, was zu verzerrten Perspektiven und unterschiedlichen Raumstaffelungen führt. Das Viadukt ist beispielsweise in Auf- und Untersicht dargestellt, sodass gleichzeitig unter die Bögen als auch auf die Schienen geblickt werden kann. Feininger bricht hier an mehreren Stellen mit der Zentralperspektive.

Die Brücke symbolisiert die Ausgrenzung all jener, die mit dem technischen Fortschritt nicht mithalten können. Ob sich der Titel auf die vorbeieilende Eisenbahn, die die Männer verhöhnt oder auf die mittleren drei lärmenden Figuren bezieht, bleibt offen.