Kreuztragung Christi
Beschreibung
Das großformatige Tafelbild zeigt eine Szene der Passion Christi: die Kreuztragung. Dargestellt ist der Moment, in dem Christus auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte unter der Last des schweren Holzkreuzes zusammenbricht.
Matthias Grünewald verlegt das Geschehen in den engen Zwingerbereich eines Jerusalemer Stadttores. Die Spitze des Kreuzes, das Christus von der Schulter zu gleiten droht, verweist deutlich auf das Ziel des Zuges aus Soldaten und Schergen: den Berg Golgotha.
Obwohl der räumliche Verlauf – das Verlassen der Stadt mit dem Ziel Golgotha – klar markiert ist, wirkt die Szene alles andere als transitorisch. Der kurze Augenblick, in dem der Zug ins Stocken gerät, wird zur Ewigkeit gedehnt: Der Moment wird Monument. Grünewald erzielt diese Wirkung, indem er weitgehend auf erzählerische Details verzichtet und die Darstellung auf die unmittelbaren Gefühlsäußerungen konzentriert: die Aggression der Peiniger und das körperliche wie seelische Leiden Christi.
Die Inschrift auf dem Gebälk über der Szene kommentiert das Geschehen: Die Weissagung des Propheten Jesaja verweist auf das Sühneopfer Christi für die Menschheit. Bemerkenswert ist, dass die Inschrift nicht in lateinischer, sondern in deutscher Sprache verfasst ist. Zeitgleich mit Martin Luthers Kreuzestheologie gewinnt die Aussage der Inschrift an Aktualität. Daher wurde die Darstellung häufig als reformatorisches Bekenntnisbild interpretiert – eine Lesart, die in der Forschung jedoch umstritten bleibt.
Ursprünglich war die Darstellung Teil einer beidseitig bemalten Tafel. Sie bildete die Rückseite von »Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes« (Inv. 994), die ebenfalls von Grünewald stammt und sich auch im Bestand der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe befindet. Die vorder- und rückseitig bemalte Tafel stand vermutlich einst frei und ohne Seitenflügel zentral am Eingang zum Chor der Tauberbischofsheimer Stadtkirche St. Martin.
1883 wurden Vorder- und Rückseite im Zuge einer Restaurierung voneinander getrennt – eine aus heutiger Sicht unsachgemäße, damals jedoch verbreitete Praxis. Beide Werke gelangten 1900 unter dem damaligen Direktor Hans Thoma in die Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Als die spätesten erhaltenen Arbeiten Matthias Grünewalds zählen sie heute zu den Hauptwerken des Museums.
Daten und Fakten
| Titel | Kreuztragung Christi |
|---|---|
| Künstler*in | Matthias Grünewald |
| Entstehungszeit | 1523/24 |
| Inventarnummer | 993 |
| Maße Bildträger | H 195,5 cm B 152,5 cm T 5,0 cm |
| Maße Rahmen | H 223,0 cm B 180,0 cm T 12,0 cm |
| Material | Nadelholz |
| Technik | Mischtechnik |
| Gattung | Gemälde |
| Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |
Matthias Grünewald war auch als „Wasserkunstmacher“ - heute würde man Wasserbauingenieur sagen - und als Seifensieder tätig.
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