
Sieben Kopf- bzw. Halbfigurenstudien
Beschreibung
Der namentlich unbekannte Meister der Gewandstudien wird auch Meister der Coburger Rundblätter genannt. Er leitete wohl die bedeutendste Straßburger Malerwerkstatt des späten 15. Jahrhunderts, aus der sich das größte überkommene zeichnerische Werk der Spätgotik erhalten hat. Darüber hinaus sind einzelne Tafelgemälde, Fragmente mehrteiliger Altaraufsätze und Reste von Wandmalereien von ihm bekannt. Die beiden sogenannten Notnamen beziehen sich auf Zeichnungen für runde Glasfenster, die sich in Coburg erhalten haben und auf die charakteristischen Gewandstudien, die in ihrer Pracht und herausragenden Qualität zu ihrer Zeit einzigartig sind.
Diese Reichhaltigkeit in der Gewandgestaltung ist auch in den Karlsruher Kopfstudien mit ihren unterschiedlichen Hauben und Bedeckungen erkennbar. Die Gesichtsausdrücke und Kopfhaltungen lassen darauf schließen, dass die Figuren aus Gemälden mit einer Kreuzigungsszene und einer Grablegungsszene entnommen wurden, einige lassen an niederländische Vorbilder denken. So erinnert die weibliche Figur links unten, die in ruhigem Gestus ihr über den Kopf gelegtes Gewand zusammenhält, an trauernde Marienfiguren, während die jüngere Frau rechts, mit ausdrucksstarkem Profil, hochgeflochtenen Haaren unter einer flatternden Kopfbedeckung und weit ausgeschnittenem Kleid an Darstellungen der verzweifelten Maria Magdalena unter dem Kreuz denken lässt.
Daten und Fakten
Titel | Sieben Kopf- bzw. Halbfigurenstudien |
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Künstler*in | Meister der Gewandstudien |
Entstehungszeit | um 1465/1475 |
Inventarnummer | 1955-4 |
Maße Blatt | H 22,9 cm B 19,9 cm |
Material | Papier |
Technik | Feder in Schwarz Lavierung in Grau |
Gattung | Zeichnung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Die Zeichnungen des Meisters der Gewandstudien stehen in engem Zusammenhang mit der Straßburger Werkstattgemeinschaft von Glasmalern um Peter Hemmel von Andlau, die von 1477-1481 große Aufträge im ganzen süddeutschen Raum auszuführte, bis nach Salzburg, München Ravensburg, Ulm, Augsburg und München.
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Kunsthalle@ZKM. Ein neuer Blick auf die Sammlung
Highlight-Präsentation ZKM 29.04.2023 - 01.09.2023
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1912: Versteigerung bei C. G. Boerner
28.11.1912
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1927: Burlington House
Catalogue of the Loan Exhibition of Flemish and Belgian Art
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1930: Skizzenbücher eines unbekannten rheinischen Meisters um 1500
Winkler, Friedrich
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1936: Versteigerungskatalog der Sammlung Henry Oppenheimer
Parker, K. Th.
Christies London, 10. - 14.07.1936 -
1952: Die Karlsruher Passion und ihr Meister
Fischel, Lilli
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1955: Reuchlin und die Kunst seiner Zeit
Kunst- und Kunstgewerbevereins im Industriehaus am Leopoldplatz, Pfortzheim
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1955: Altdeutsche Zeichnungen aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Martin, Kurt; Fischel, Lilli
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1956: Peter Hemmel, Glasmaler von Andlau
Frankl, Paul
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1959: Altdeutsche Zeichnungen aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, 11.06. - 02.10.1959
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1964: Erwerbungsbericht 1952-1963
Lauts, Jan
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe -
1966: Altdeutsche Zeichnungen aus dem Besitz der Kunsthalle
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, 26.09. - 30.10.1966
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1969: Les Primitifs flamands III
Sonkes, Micheline
Dessins du XVe Siècle: -
1988: Die Zeichnungen des "Meisters der Coburger Rundblätter"
Roth, Michael
Diss. -
1991: Martin Schongauer und seine Zeit
Groll, Karin
Kupferstiche, Holzschnitte und Zeichnungen der Spätgotik aus dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe -
1995: Bilder aus Licht und Farbe. Meisterwerke spätgotischer Glasmalerei
"Straßburger Fenster" in Ulm und ihr künstlerisches Umfeld
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1996: Die Karlsruher Passion
Lüdke, Dietmar; Roller, Stefan
Ein Hauptwerk Strassburger Malerei der Spätgotik -
2001: Spätmittelalter am Oberrhein
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2001: Jost Haller
Le peintre des chevaliers et l'art en Alsace au XVe siècle