
Landschaft bei Pompeji
Beschreibung
Wie angenehm, mittags noch etwas im Schatten des Weinlaubs hinter dem Haus zu sitzen, einen Kaffee zu trinken und dort ungestört seinen Gedanken nachzuhängen. Viel zu früh dringt das fröhliche Treiben auf dem Platz ans Ohr. Eine Pferdekutsche wirbelt in schneller Fahrt den Sand auf, und Bauern treffen sich mit schwer bepackten Eseln am Hauseingang. Es verspricht ein herrlicher Tag zu werden, und so wird es auch für ein Bauernpaar Zeit aufzubrechen. Feigen und Oliven müssen geerntet werden, Fenchel und Tomaten sind ebenfalls reif. Etwas Verpflegung für den Nachmittag auf dem Feld ist in den Körben gerichtet. Ein roter Schirm als Schutz vor der Sonne ist bereits aufgespannt. Achenbachs Gemälde lädt zum Phantasieren ein. Es gibt viele Anknüpfungspunkte fürs Fabulieren.
„Nie vergesse ich den Eindruck, den ich empfing, als ich zum ersten Male im Hafen von Neapel landete!... Der Himmel, der Strand, das Meer, der Vesuv hatten eine Färbung, die ich nirgend woanders gesehen. Dieser Eindruck war entscheidend für mein Leben und meine Kunst!“
Oswald Achenbachs Bauernpaar fängt mit dem roten Sonnenschirm den Blick und weist zwischen der im Schatten liegenden Baumgruppe und dem von Feigengestrüpp zugewucherten Mäuerchen den Weg zu dem pittoresken Haus, von dem es vielleicht aufgebrochen ist. Der verwitterte Anstrich der ehemals weißen und ockerfarbenen Hauswände erhält durch das Sonnenlicht eine ausgesprochen malerische Wirkung. Über zahlreiche Gärten hinweg kann man den Golf von Neapel erahnen. Der Vesuv macht sich am rechten Bildrand mit einer Rauchwolke bemerkbar. Der mit zahlreichen, zarten Wolkenbahnen geschmückte Himmel nimmt fast die Hälfte des Bildes ein.
Oswald Achenbachs italienische Landschaften beeindruckten seine Zeitgenossen durch die atmosphärische Schilderung der Natur und die genrehaften ländlichen Alltagsszenen. Auch bei der Darstellung markanter Gebäude ging es ihm nicht um eine detailgenaue Wiedergabe. Wichtig waren dem Künstler die charakteristischen Farben, Formen und das warme, südliche Licht. Die Verteilung und auch Kontrastierung von Licht- und Schattenbereichen interessierte ihn besonders. Vorbereitende Studien in Öl, Bleistift oder auch Aquarell entstanden auf seinen Reisen direkt in freier Natur. Seine frühen Landschaftsbilder, ausgeführt in einer für die Zeit unkonventionellen Malweise, galten als richtungsweisend für ein neues Verständnis der Landschaftsmalerei. Um einen bestimmten Farbton zu erreichen, setzte er Farbschichten mit unterschiedlicher Pigmentdichte und Pastosität übereinander. Ab den 1860er Jahren arbeitete er zugleich mit Pinsel, Spachtel und auch mit dem Finger. Als gestalterisches Mittel setzte er darüber hinaus die Leinwandstruktur ein.
Oswald Achenbach gehörte zu den höchstgeschätzten und bestbezahlten Landschaftsmalern des 19. Jahrhunderts.
Daten und Fakten
Titel | Landschaft bei Pompeji |
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Künstler*in | Oswald Achenbach |
Entstehungszeit | 1863 |
Inventarnummer | 2756 |
Maße Bildträger | H 130,0 cm B 179,5 cm |
Maße Rahmen | H 140,6 cm B 191,5 cm T 5,5 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
Neben seiner Malerei war Achenbach auch als Regisseur, Schauspieler und Bühnendekorateur tätig. Er inszenierte „Pannemanns Traum - ein Opernragout“ und spielte die Hauptrolle!Oswald Achenbachs Bruder Andreas war ebenfalls ein bedeutender Landschaftsmaler. Die Brüder wurden scherzhaft als „A und O“ der Landschaftsmalerei bezeichnet!
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15. Westdeutsche Kunstmesse
Düsseldorf 1984
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Galerie Paffarth, Düsseldorf 1984
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Geschmack - der gute, der schlechte und der wirklich teure
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden 09.07. - 09.10.2011
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Unter freiem Himmel. Landschaft sehen, lesen, hören
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 18.02.2017 - 27.08.2017
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1985: Neuerwerbungen 1984
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Gemäldegalerie
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1988: Ausgewählte Werke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Lüdke, Dietmar; Reising, Gert; Simons-Kockel, Katrin
150 Gemälde -
1995: Oswald Achenbach
Potthoff, Mechthild
Sein künstlerisches Wirken zur Hochzeit des Bürgertums -
1995: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. Neuerwerbungen für die Gemäldegalerie 1984-1994
Beckmann, Angelika (Bearb.)
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2005: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Voigt, Kirsten Claudia
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2011: Geschmack - der gute, der schlechte und der wirklich teure
Holten, Johan (Hg.)
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, 09.07. - 09.10.2011