König Saul und die Hexe von Endor
Beschreibung
Das Gemälde thematisiert eine alttestamentliche Episode aus dem ersten Buch Samuel: Die Begegnung König Sauls mit der Wahrsagerin. Saul, der erste König von Israel, sucht die Zauberin heimlich in der Nacht auf, weil er sich im Krieg gegen die Philister von Gott verlassen fühlt. Obwohl er selbst die Wahrsagerei und Totenbeschwörung im Land verboten hat, bittet er die Frau nun, den Geist des verstorbenen Propheten Samuel heraufzubeschwören.
Dargestellt ist der Moment, in dem Samuel auf einer Wolke erscheint, Saul ihn erkennt und vor ihm niederkniet. Hoffnung bringt der in seiner Totenruhe gestörte Prophet jedoch nicht: Er kündigt Saul und seinen Söhnen den nahenden Tod an.
Das Gemälde wurde früher Paul Troger zugeschrieben. Heute gilt jedoch der aus Innsbruck stammende Maler und Freskant Joseph Ignaz Mildorfer als Urheber. Wie viele Künstler*innen seiner Zeit zieht es Mildorfer von Tirol nach Wien. Dort lernt und lehrt er um 1750 an der Wiener Kunstakademie – einem Ort, an dem zu dieser Zeit alles andere als konventionelle Kunst entsteht. Die Institution ist ein Ort der Wiener Avantgarde des 18. Jahrhunderts. Hier werden mit künstlerischen Mitteln Extreme in Bewegung, Ausdruck und Licht ausgelotet. Mildorfer ist – zunächst als Schüler, später als Professor für Malerei – aktiv an dieser künstlerischen Entwicklung beteiligt.
Mit der Darstellung von Saul bei der Hexe von Endor greift Mildorfer vermutlich ein 1745 von der Akademie gestelltes Wettbewerbsthema auf. Der Wettbewerb konnte jedoch wegen einer zeitweiligen Schließung der Akademie von 1745 bis 1749 aufgrund fehlender räumlicher Möglichkeiten nicht stattfinden.
Mildorfer, der 1742 bereits einen solchen Wettbewerb gewonnen hatte, setzt das Thema zweimal in ähnlicher Weise um. Beide Gemälde sind deutlich größer als das übliche Wettbewerbsformat, folgen jedoch exakt dem Ausschreibungstext, der die darzustellenden Bibelverse, nämlich 1. Samuel,11-14, vorgibt.
Daten und Fakten
| Titel | König Saul und die Hexe von Endor |
|---|---|
| Künstler*in | Josef Ignaz Mildorfer |
| Künstler*in (ehemalige Zuschreibung) | Paul Troger (1698) |
| Entstehungszeit | um 1745 |
| Inventarnummer | 2563 |
| Maße Bildträger | H 119,0 cm B 90,0 cm |
| Maße Rahmen | H 134,7 cm B 105,5 cm T 9,5 cm |
| Material | Leinwand |
| Technik | Ölfarbe |
| Gattung | Gemälde |
| Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |
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Badisches Landesmuseum 1994-1995
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Josef Ignaz Mildorfer. Rebell des Barock
Österreichische Galerie Belvedere 19.09.2019-06.01.2020
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1968: Neuerwerbungen 1967
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
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1968: "Die Hexe von Endor", ein bedeutendes Gemälde Paul Trogers
Aschenbrenner, Wanda
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1973: Neuerwerbungen Alter Meister 1966 - 1972
Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Bearb.: Lauts, Jan
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1994: Hexen und Hexenverfolgung im deutschen Südwesten
Siebenmorgen, Harald (Hrsg.)
Badisches Landesmuseum, Karlsruhe, 17.09.-11.12.1994 -
2012: Paul Troger
Johann Kronbichler
1698 - 1762 -
2017: Barocke Skizzenkunst
Straßer, Josef; Reuschel, Wilhelm; Reuschel-Czermak, Christine
die Sammlung Reuschel -
2019: Josef Ignaz Mildorfer. Rebell des Barock
Rollig, Stella; Hohn, Maike (Hrsg.)
Zur Ausstellung vom 19. September 2019 bis 6. Jänner 2020 im Oberen Belvedere, Wien