Pierre Soulages - Peinture 252 x 102, 8 février 1990
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Peinture 252 x 102, 8 février 1990

Pierre Soulages

Maße:
H 63,0 cm  B 102,0 cm  
Jahr:
08.02.1990
Ort:
Kunsthallenpräsentation im ZKM

Beschreibung

Pierre Soulages gilt als zentrale Figur der Abstraktion nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankreich. Als einer der wenigen europäischen Künstler kann er für sich in Anspruch nehmen, nicht nur in Europa seit den 1950er-Jahren große Erfolge zu feiern, sondern auch im Entstehungsland des abstrakten Expressionismus, den USA. Die Farbgebung seiner Malerei ist auf starke Kontraste und dunkle Farben, zumeist auf das Braun der Nussbeize oder auf verschiedene schwarze Farbnuancen mit wenigen andersfarbigen Akzenten konzentriert.

Diese Entwicklung der formalen und farblichen Reduktion forciert er konsequent, bis er 1979 seine Palette mit Ausnahmen auf die Farbe Schwarz begrenzt, die, pastos aufgetragen, nicht mehr in ihrem Eigenwert genutzt wird, sondern in ihrer Eigenschaft zur Reflektion des umgebenden Lichts. Soulages nennt dieses Prinzip eine Malerei »outrenoir«, jenseits von Schwarz. Mit Bürsten, Messern und anderen Werkzeugen zieht der Maler mit der Hand unterschiedlich bewegte Furchen in die schwarze Farbe, die auf mannigfaltige Weise das einfallende Licht spiegeln.

In der zweiten Hälfte der 1980er- und in den frühen 1990er-Jahren arbeitete Soulages an den Glasfenstern der Abteikirche Sainte-Foy in Conques, seinem größten Werk in der Verbindung von Kunst und Architektur, Ästhetik und Spiritualität. Er gestaltete 104 großformatige Fenster für die nahe seinem Geburtsort Rodez liegende romanische Kirche, die er in einem opaken, für diesen Auftrag entwickelten Glas produzieren ließ. Die Fenster, die durch vertikale und horizontale geschwungene Linien in Blei strukturiert sind und das Licht auf unterschiedlich starke Weise durchscheinen lassen, sind in ihrer Wirkung abhängig auch vom Stand der Sonne und ihrer Position im architektonischen Gefüge.

Die in den Kartons und Vorarbeiten zu den Fenstern entwickelten Kompositionen griff Soulages auch in seiner Malerei dieser Zeit wieder auf. Peinture 252 x 102 cm, 8 février 1990 reiht sich in Format und Textur ein in den künstlerischen Reflexionsprozess zu den Kompositionen der Kirche von Conques. Zugleich ist es Ausdruck einer Phase des Experimentierens mit der Farbe Blau, das er vornehmlich von 1986 bis 1991 verfolgte (das letzte Bild mit Elementen in Blau datiert aus dem Jahr 1997). Das langgestreckte Hochformat – formal erinnert es an Kirchenfenster – ist, wie immer bei Soulages, in mehrere Tafeln geteilt. Auf den vier leicht voneinander abgesetzten Tafeln hat er die opake schwarze Farbe mit einer Bürste so bearbeitet, dass dynamische Lichtlinien entstehen. Auf den oberen zwei Tafeln folgen sie einer Kurve, denen der Künstler in der mittleren Tafel horizontale Linien blockhaft, bremsend entgegengesetzt hat. Die vierte Tafel, die unterste, nimmt die Dynamik der oberen durch elegante Schwünge mit unterschiedlichen Reflexionsräumen des Lichts wieder auf. So entsteht die für Soulages typische, lichtgefüllte Malerei, die sich aufgrund der unterschiedlichen Texturen in einen lebendigen Dialog mit den Betrachtenden und der Umgebung stellt.

Daten und Fakten

Titel Peinture 252 x 102, 8 février 1990
Künstler*in Pierre Soulages
Entstehungszeit 08.02.1990
Inventarnummer 3110
Maße Bildträger H 63,0 cm  B 102,0 cm  T 4,5 cm  
Maße Gesamtwerk H 255,4 cm  B 102,0 cm  T 4,5 cm  
Material Leinwand
Technik Ölfarbe
Gattung Gemälde
Abteilung Neue Malerei (nach 1800)
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