Im Schlafzimmer
Daten und Fakten
Titel | Im Schlafzimmer |
---|---|
Künstler*in | Pieter de Hooch |
Entstehungszeit | um 1658/60 |
Inventarnummer | 259 |
Maße Bildträger | H 51.8cm B 60.6cm |
Maße Rahmen | H 74.5cm B 83cm T 6cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Genre | Genre |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |
Jan Lauts, Slg. Kat. Karlsruhe 1966, S. 152: „Entstanden um 1658-1660. Drei weitere annähernd gleich große Exemplare des Bildes sind bekannt: 1) in der National Gallery in Washington (Hofstede de Groot 78, aus der Sammlung Widener in Philadelphia); 2) ehemals im Museum zu Philadelphia, versteigert in New York 29.2.1956, Nr. 17 (Hofstede de Groot 84; ehemals Sammlung L[l]oyd, Versteigerung Christies London, 30.4.1937, Nr. 108; in der Abbildung des Auktionskatalogs noch ohne den Nachttopf, der erst später freigelegt wurde); 3) im Museum von Toledo/Ohio (aus der Sammlung E. Drummond Libbey; möglicherweise die „alte Kopie", welche Hofstede de Groot zu Nr. 78 erwähnt). Diese drei Exemplare weichen in Einzelheiten von der Karlsruher Fassung ab: das Karlsruher Exemplar zeigt als Muster der Fliesen an der Türwand jeweils eine einzelne Blüte (?), am Spiegel rechts eine geschnitzte Rosette am oberen, eine weitere Verzierung am unteren Rand; die drei anderen Fassungen haben alle als Fliesenmuster gegenständig angeordnete Figuren und nur am oberen Rand des Spiegels eine Schleife. Am Boden liegt auf diesen drei Bildern jeweils ein Strohhalm vor der Bettdecke; diese Einzelheit fehlt in Karlsruhe. Das Karlsruher Exemplar wird allgemein als das beste angesehen, wenngleich W. Stechow (briefl. Mitt. 21.9.1960), der die Echtheit der Signatur bezweifelt, auch dieses nicht als „das Original" ansehen möchte, sondern als eine von mehreren Repliken.
Eine kleinere, uns nicht bekannt gewordene Fassung befand sich in der Versteigerung H. A. J. Munro of Novar, London 1.6.1878, Nr. 314 (Hofstede de Groot 86). Eine unten etwas verkürzte Kopie des Karlsruher Bildes war 1938 im holländischen Kunsthandel (Holz, 48 : 61; aus den Versteigerungen M. L. S., Brüssel, 26.5.1930, Nr. 53 und L. Spiegels, Brüssel, 7.12.1931, Nr. 57).“
Die Beliebtheit der Komposition „Im Schlafzimmer“ lässt sich anhand der großen Anzahl von Versionen bzw. Kopien ablesen, die in öffentlichen Sammlungen zu finden sind oder bis heute auf dem Kunstmarkt zirkulieren. Peter C. Sutton verzeichnete in seinem 1980 publizierten Werkverzeichnis zu Pieter de Hooch drei Hauptversionen (darunter die Karlsruher Fassung als die beste), vier aus Beschreibungen bekannte Exemplare sowie neun Kopien. Da die Werke zum Teil nur aus alten Auktionskatalogen bekannt sind, Abbildungen sowie genaue Angaben fehlen und der Aufbewahrungsort vieler Bilder unbekannt ist, ist die Zuordnung bzw. Identifizierung und somit genaue Anzahl kursierender Versionen unklar. Als Hauptversionen mit der Zuschreibung an Pieter de Hooch werden in der jüngeren Forschung (Ausst. Kat. London-Hartford 1998-1999, Ausst. Kat. Delft 2019-2020) aber vor allem die Bilder aus Karlsruhe und Washington angesehen sowie die damit zusammenhängende Tafel der „Kolf-Spieler“, die den Bildausschnitt auf das zur Tür hereintretende Kind und den dahinterliegenden Durchblick (mit abweichendem Hintergrund) reduziert (National Trust, Polesden Lacey, Inv. 44, 63,5 x 45,7 cm; Sutton 1980, Nr. 41).
Eine Neubewertung der Gemälde aus Karlsruhe und Washington erfolgte im Rahmen der Delfter Ausstellung 2019-2020: Zum einen datiert Frans Grijzenhout die Gesamtkomposition etwas später als zuvor, nämlich um 1660-1662. Er verweist auf den vorstädtischen Charakter des Raumes und seiner Umgebung, der mit dem damaligen Wohnort des Malers vor den Toren Amsterdams (nach dem Wegzug aus Delft um 1660/1661) zusammenhängen könnte und der mit unterschiedlichen Abweichungen auch auf Bildern in Amsterdam (Rijksmuseum, Inv. SK-C-149, datiert um 1660-1661; Sutton 1980, Nr. 42) und New York (Metropolitan Museum of Art, Inv. 14.40.613, datiert um 1662-1665; Sutton 1980, Nr. 43) wiederkehrt. Zum anderen hat die Washingtoner Version kunsttechnologischen Untersuchungen nach als erste zu gelten, da der Raumdarstellung eine sorgfältige Fluchtpunktkonstruktion (mit einem noch immer sichtbaren zugehörigen Einstichpunkt) zugrunde liegt, die dem Karlsruher Gemälde fehlt. Hinzukommt, dass das Washingtoner „Schlafzimmer“ die für de Hoochs Delfter und frühe Amsterdamer Jahre typische graue Grundierung aufweist, während die in der Karlsruher Version auftretende bräunliche Grundierung Anna Krekeler zufolge auf eine etwas spätere Entstehung hinweist. Dafür spräche auch die vereinfachte Ausführung verschiedener Details von Inv. 259: So zum Beispiel die ungemusterte Decke über der Stuhllehne, das fehlende Stroh im Bettkasten und auf dem Boden, der eher schematisch ausgeführte Krug am linken Bildrand, aber wohl besonders die blauweißen Wandfliesen, die auf dem Washingtoner Bild – und vor allem auf der Version in Polesden Lacey – als sogenannte „kinderspeltegels“ identifiziert werden können.
Die ehemalige Bewertung des Karlsruher Gemäldes als beste der bekannten Versionen von Pieter de Hoochs „Schlafzimmer“ ist nach dem heutigen Kenntnisstand zu revidieren; ob es sich bei Inv. 259 überhaupt um ein eigenhändiges Werk des Künstlers handelt, bleibt zu diskutieren.
-
Vermeer. Oorsprong en invloed
Museum Boymans, Rotterdam 09.07.-09.10.1935
-
Hauptwerke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Kunstverein St. Gallen 26.04.-12.07.1947
-
Kunstwerk des Monats
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe November 1951
-
Pieter de Hooch. From the Shadow of Vermeer
Museum Prinsenhof Delft 11.10.2019-16.02.2020
-
1863: Deutscher Bildersaal
Parthey, Gustav
Verzeichniss der in Deutschland vorhandenen Oelbilder verstorbener Maler aller Schulen -
1864/II: Le musée de Carlsruhe
Viardot, L.
-
1887: Die Holbeinbilder in Karlsruhe
Lübke, W.
-
[unbekannt]: Beeldende Kunst
Bremmer, H. P.
-
1907: Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts
Hofstede de Groot, Cornelis
-
1914: Pieter de Hooch et son oeuvre
Rudder, Arthur de
-
1921: Terborch und das holländische Gesellschaftsbild
Rothes, Walter
-
1924: Hooch, Pieter de
Lilienfeld, K.
-
1925: Masters of Painting
Baker, C. H. Collins
Pieter de Hooch -
1926/1927: Pieter de Hooch
Valentiner, Wilhelm R.
-
1927/II: Tableaux inédits ou peu connus de Pieter de Hooch
Brière-Misme, Clotilde
-
1929: Pieter de Hooch
Valentiner, Wilhelm Reinhold
Des Meisters Gemälde in 180 Abbildungen -
1935: Vermeer, oorsprong en invloed
Hannema, Dirk
Museum Boymans, Rotterdam, 09.07.-09.10.1935 -
1936: De hollandsche schilderkunst in de zeventiende eeuw
Martin, Wilhelm
-
[ca. 1945]: Pieter de Hooch
Thienen, F. van
-
1947: Hauptwerke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Martin, Kurt (Bearb.); Kunstverein St. Gallen (Hg.)
Kunstverein St. Gallen, 26.04.-12.07.1947 -
1952: Kleine Köstlichkeiten
Kirschweng, Johannes
-
1957: Meisterwerke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Lauts, Jan (Bearb.); Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
-
1960: Holländische Meister aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Bildheft -
1966: Katalog Alte Meister bis 1800
Bearb.: Lauts, Jan; Hrsg.: Vereinigung d. Freunde d. Staatl. Kunsthalle
-
1966: Katalog Alte Meister bis 1800
Bearb.: Lauts, Jan; Hrsg.: Vereinigung d. Freunde d. Staatl. Kunsthalle
Bildband -
1968: Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Lauts, Jan (Bearb.); Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hg.)
-
1980: Pieter de Hooch
Sutton, Peter C.
Complete Edition -
1988: Ausgewählte Werke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Lüdke, Dietmar; Reising, Gert; Simons-Kockel, Katrin
150 Gemälde -
1988 (3. Aufl.): Unsere Kunsthalle
Reuter-Rautenberg, Anneliese
30 Bilder für Kinder -
1989: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Holsten, Siegmar
-
1990: Great Dutch Paintings from America
Broos, Ben
Mauritshuis, Den Haag, 28.09.1990-13.01.1991; Fine Arts Museum of San Francisco, 16.02.-05.05.1991 -
1993: Éloge du Quotidien
Todorov, Tzvetan
Essai sur la peinture hollandaise du XVIIe siècle -
1996: A Worldly Art
Westermann, Mariët
The Dutch Republic 1585-1718 -
1996: Dutch society in the age of Vermeer
Haks, Donald (Hg.); Sman, Marie Christine van der (Hg.)
Haags Historisch Museum, Den Haag, 01.03.-02.06.1996 -
1996: Delft Masters, Vermeer’s Contemporaries
Kersten, Michiel C. C.; Lokin, Daniëlle H. A. C.; Plomp, Michiel Christiaan
Illusionism through the Conquest of Light and Space -
1998: Pieter de Hooch, 1629-1684
Sutton, Peter C.
Dulwich Picture Gallery, London, 03.09.-15.11.1998; Wadsworth Atheneum, Hartford, Conn., 17.12.1998-27.02.1999 -
1999: Jean Siméon Chardin 1699-1779
Hrsg.: Staatl. Kunsthalle Karlsruhe; Konzeption: Lüdke, Dietmar
Werk - Herkunft - Wirkung -
2000: A View of Delft
Liedtke, Walter
Vermeer and his Contemporaries -
2001: Vermeer and the Delft School
Liedtke, Walter; Plomp, Michiel C.; Rüger, Axel
Metropolitan Museum of Art, New York, 08.03.-27.05.2001; National Gallery, London, 20.06.-16.09.2001 -
2009: Das Interieur in der Malerei
Schütz, Karl
-
2019: Pieter de Hooch in Delft
Jansen, Anita
From the Shadow of Vermeer -
2021: Hooch, Pieter de
Seelig, Gero