
Der Hl. Hieronymus in bergiger Landschaft
Beschreibung
Der große Kirchengelehrte Hieronymus (347–420) übersetzte das Neue Testament aus dem Hebräischen in ein Latein, das er dem gesprochenen Latein seiner Zeit annäherte. Daher wurde seine überaus bedeutende Übersetzung die „Vulgata“ (vulgare = allgemein gebräuchlich) genannt und zur meistverbreiteten Übersetzung der Bibel überhaupt. Oftmals wurde Hieronymus in Studierstuben dargestellt, die mit zahlreichen Büchern und Schriftrollen angefüllt waren. Rembrandt dagegen zeigt ihn in einer italienischen Landschaft. Der Künstler selber kannte Italien nicht, doch besaß er zahlreiche italienische Druckgrafiken, die er für die Einbettung dieser Szene als Inspirationsquellen nutzte.
Die Figur des Hieronymus scheint von Licht durchdrungen, fast transparent – Rembrandt skizzierte in schnellen Strichen seine Umrisse und verzichtete annähernd gänzlich auf die Binnenzeichnung. Nur sein in die Lektüre vertieftes Gesicht ist unter der breiten Krempe des Hutes leicht verschattet. Er sitzt unter einem Baum auf einer Böschung, eine Sandale ist ihm vom nackten Fuß geglitten. Dieses liebevolle Detail lässt den Kirchenvater menschlich erscheinen und unterstreicht darüber hinaus seine Selbstvergessenheit beim Lesen der Heiligen Schrift. Neben ihm steht wachsam der zahme Löwe, der ihm treu ergeben ist, seitdem der Heilige ihm der Legende nach einen Dorn aus der Pranke zog.
Rembrandt wendet in dieser Radierung die ganze Bandbreite unterschiedlicher Linienqualitäten an. Teilweise lassen zart gesetzte Strichlagen den Papiergrund hell aufstrahlen, teils verschattet ihn eine dichte Schraffur in dunklem Schwarz. Schummrige Partien in der Landschaft und samtige Ränder an tiefschwarzen Linien bezeugen die Anwendung der Kaltnadel, die subtile atmosphärische Stimmungen erzeugt.
Daten und Fakten
Titel | Der Hl. Hieronymus in bergiger Landschaft |
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Künstler*in |
Rembrandt |
Entstehungszeit | um 1653 |
Inventarnummer | 1993-13 |
Maße Platte | H 26,2 cm B 21,4 cm |
Material | Papier |
Technik | Radierung Kaltnadelradierung Kupferstich |
Gattung | Druckgrafik |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Bei der Kaltnadeltechnik wird mit der Radiernadel direkt in die Platte geritzt und das Metall dabei aufgerissen. Die neben den Linien entstehenden Grate nehmen die Druckerschwärze an und drucken sie in samtigen Spuren auf das Papier. Da bei diesem Radierverfahren die Platte nicht geätzt wird und daher keine Hitze entsteht, spricht man von der „kalten Nadel“.
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Radierungen von Rembrandt aus dem Kupferstichkabinett
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 25.10.2011 - 08.01.2012
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Vertraute Fernen. Landschaftsradierungen des 17. Jahrhunderts
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Vorlegesaal 28.08. - 25.11.2012
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1808: Le peintre graveur
Bartsch, Adam von
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1952: Rembrandt's Etchings
L. Münz
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1998: Vertraute Fernen
Klump, Axel
Landschaftsradierungen des 17. Jahrhunderts aus dem Besitz der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe; Ausstellung 21. November 1998 bis 31. Januar 1999, Staatl. Kunsthalle Karlsruhe