Die Muse Klio
Daten und Fakten
Titel | Die Muse Klio |
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Künstler*in | Simon Vouet |
Künstler*in (zugeschrieben) | Michel Dorigny |
Entstehungszeit | um 1640 |
Inventarnummer | 2486 |
Maße Bildträger | H 82cm B 64cm T 2cm |
Maße Rahmen | H 106cm B 88cm T 10cm |
Material | Eichenholz |
Technik | Ölfarbe |
Genre | Historie |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |
Jan Lauts, Slg. Kat. Karlsruhe 1966, S. 308-309: „Von Crelly (Lit. 1962), der das Werk zum ersten Male veröffentlicht und in die Jahre um 1640 datiert hat, als „Allegorie der Fama“ bezeichnet. Es handelt sich jedoch um eine Darstellung Klios, der Muse der Geschichtsschreibung: nach Cesare Ripa (Iconologia, Ausgabe Rom 1603, S. 346) wird diese dargestellt als Mädchen mit Lorbeerkranz, in der Rechten eine Trompete, in der Linken ein Buch haltend, auf dessen Rücken, wie es die vorliegende Darstellung erkennen läßt, der Name Thukydides erscheint. In der Peruginer Ausgabe der Iconologia von 1766 (Bd. IV, S. 198) wird noch auf eine erweiterte Darstellung hingewiesen, in welcher der Mädchengestalt ein bekränzter Putto mit je einer brennenden Fackel in der linken und rechten Hand hinzugefügt ist; auch dieses Motiv erscheint bei Vouet angedeutet.
Die Tafel dürfte in den größeren Zusammenhang einer Folge der neun Musen gehört haben, die vermutlich – worauf die betonte Untersicht deutet – friesartig über Augenhöhe des Beschauers angebracht war und den oberen Teil der Wandverkleidung eines Raumes bildete (vgl. die „Chambre des Muses“, ehemals im Hôtel Lambert zu Paris, mit den Bildern von Le Sueur, heute im Louvre zu Paris). R. Manning (in Studies in the History of Art, Dedicated to William Suida, The Phaidon Press 1959, S. 297 ff.) hat bereits darauf hingewiesen, daß einige erhaltene Tafeln Vouets mit Darstellungen von Musen als zusammengehörig betrachtet werden müssen und ursprünglich einen solchen Zyklus gebildet haben: Euterpe (Paris, Sammlung P. Cailleux; Holz, 82 : 64; Crelly Nr. 115, Abb. 178); Urania und Kalliope (Washington, National Gallery, Kress Foundation; Holz, 80 : 125,7; Crelly Nr. 83, Abb. 177); Polyhymnia (Paris, Louvre; Holz, 81 : 100; Crelly Nr. 112, Abb. 176); Apollo und die Musen auf dem Parnaß (Budapest, Gemäldegalerie; Holz, 80 : 125,7; Crelly Nr. 17, Abb. 175). Da die Darstellung der Klio nicht nur kompositionell eine genaue Entsprechung zur Euterpe der Sammlung Cailleux bildet, sondern mit dieser auch in den Maßen übereinstimmt, liegt es nahe, sie derselben Folge zuzurechnen.“
Bereits vier Jahre vor William R. Crelly hatte Yves Picart 1958 das Karlsruher Gemälde als Darstellung der Muse Klio identifiziert und auf das Ende der 1630er Jahre datiert.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden weitere Bilder aus der Reihe der Musen bekannt: Thalia (Verbleib unbekannt); Erato (New Orleans, Museum of Art; laut Damien Tellas handelt es sich um Terpsichore) und Terpsichore (Verbleib unbekannt; laut Damien Tellas handelt es sich um Erato). Die Darstellung der Melpomene ist durch eine alte Kopie überliefert (Paris, Privatsammlung). Die von Jan Lauts erwähnte „Euterpe“ aus der Sammlung Cailleux wurde zuletzt am 30.01.2014 bei Sotheby‘s New York versteigert (Lot 113) (Stéphane Loire 1992; Arnauld Brejon de Lavergnée 1999; Damien Tellas 2018).
Das Budapester Gemälde „Apollo und die Musen auf dem Parnass“ gehört Arnauld Brejon de Lavergnée (1999) zufolge nicht zur Reihe der Musen, seine Zuschreibung an Michel Dorigny (1616-1665), Mitarbeiter und Schwiegersohn Vouets, wird mittlerweile anerkannt.
Seit den 1970er Jahren wird aufgrund stilkritischer Betrachtungen von einer Beteiligung der Werkstatt an den Musendarstellungen ausgegangen (Arnauld Brejon de Lavergnée/Jean-Pierre Cuzin 1974; Stéphane Loire 1992; Arnauld Brejon de Lavergnée 1999; Pierre Rosenberg/David Mandrella 2005). Arnauld Brejon de Lavergnée schlägt, neben Michel Dorigny, Charles Poërson (um 1609-1667) als einen weiteren Beteiligten vor, ohne eine konkrete Zuschreibung der Karlsruher Tafel anzugeben. Damien Tellas (2018) gibt die gesamte Serie an Dorigny und datiert auf um 1645.
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1958: La Vie et l'Oeuvre de Simon Vouet
Picart, Yves
Tome 2: Simon Vouet. Premier peintre de Louis XIII (1628-1649) -
1962: The Painting of Simon Vouet
Crelly, William R.
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1963: Französische Meister aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Lauts, Jan (Bearb.); Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Bildheft -
1964: Erwerbungsbericht 1952-1963
Lauts, Jan; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
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1965: Rezension von: William R. Crelly, The Painting of Simon Vouet, 1962
Klessmann, Rüdiger
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1966: Katalog Alte Meister bis 1800
Bearb.: Lauts, Jan; Hrsg.: Vereinigung d. Freunde d. Staatl. Kunsthalle
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1966: Katalog Alte Meister bis 1800
Bearb.: Lauts, Jan; Hrsg.: Vereinigung d. Freunde d. Staatl. Kunsthalle
Bildband -
1974: À propos de Caravagesques français
Brejon de Lavergnée, Arnauld; Cuzin, Jean-Pierre
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1977: Paintings from the Samuel H. Kress Collection
Eisler, C.
European Schools, excluding Italion -
1985: The French painters of the Seventeenth Century
Wright, Christopher
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1988: Ausgewählte Werke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Lüdke, Dietmar; Reising, Gert; Simons-Kockel, Katrin
150 Gemälde -
1989: Reihe "museum"
Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Westermann-Führer -
1992: Simon Vouet
Loire, Stéphane
Nouvelles précisions et perspectives de recherches -
1999: Une série de Muses de l'atelier de Simon Vouet
Brejon de Lavernée, Arnauld
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2005: Gesamtverzeichnis Französische Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts in Deutschen Sammlungen
Rosenberg, Pierre; Mandrella, David
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2006: Die Karlsruher Kunsthalle und die Französische Schule
Vey, Horst
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2018: L'Apollon et les Muses de Michel Dorigny
Tellas, Damien