König Heinrich von Navarra vor Königin Elisabeth I. von England
Beschreibung
Gravelot wurde während eines mehr als zehnjährigen Aufenthaltes in London als exzellenter Illustrationszeichner bekannt und konnte schon bald nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Paris prominente Auftraggeber für seine Werke interessieren. Zu diesen gehörte auch der Schriftsteller und Philosoph Voltaire (1694–1778), einer der einflussreichsten Denker der Aufklärung. Er übertrug Gravelot die Illustration der Gesamtausgabe seiner Schriften, darunter die 1723 erschienene „Henriade“.
Das Heinrich IV. gewidmete Epos Voltaires feiert einen Herrscher, der mit dem Edikt von Nantes (1598) die Glaubenskriege beendet und damit das öffentliche Wohlergehen über religiöse Interessen gestellt hatte. Die Karlsruher Darstellung bildet den Auftakt der Illustrationsfolge und gibt eine Einführung in die komplexe politische Ausgangssituation. Der katholische König Heinrich III. hatte sich nach jahrelangen blutigen Auseinandersetzungen mit seinem Gegner, mit dem an der Spitze der Hugenotten kämpfenden Protestanten Heinrich von Navarra (später König Heinrich IV.) verbündet. Dieser warb bei der englischen Königin um Unterstützung für den Kampf gegen die katholische Liga. Gravelot wählt diese Gesprächssituation als Ausgangspunkt für seine Zeichnung und deutet ihren offenen Ausgang durch ein feine Differenzierung von Haltung und Gestik an.
Die Rötelspuren auf der Vorder- und Rückseite des Blattes verweisen darauf, dass der Künstler die Szene sukzessive in mehreren Zeichnungen entwickelte. Dafür bedeckte er die Rückseite der Darstellung mit Rötelkreide, pauste dann den jeweils aktuellen Stand der Komposition auf ein untergelegtes Blatt durch und bearbeitete die Komposition im Anschluss weiter.
Daten und Fakten
| Titel | König Heinrich von Navarra vor Königin Elisabeth I. von England |
|---|---|
| Künstler*in | Hubert-François Gravelot |
| Entstehungszeit | 18. Jahrhundert |
| Inventarnummer | 1979-3 |
| Maße Blatt | H 18,3 cm |
| Maße | B 13,3 cm |
| Material | Papier |
| Technik | Feder in Schwarz rote Kreide Bleigriffel |
| Gattung | Zeichnung |
| Abteilung | Kupferstichkabinett |
Einem Schreiben an Voltaire legte Gravelot erste Entwurfszeichnungen bei und schrieb: „Die Frage, ob mein Talent für die Ausführung genügend stark sein wird, überlasse ich Ihrer geneigten Beurteilung […]. Sie werden begreifen, mein Herr, in wie hohem Grade ich wünsche, dass sie Ihren Beifall fänden, weil dieser für mich ein Mittel wäre, gewissermaßen ein wenig an der Unsterblichkeit teilnehmen zu dürfen, die Ihnen so sicher verbürgt ist.“
-
sehen denken träumen. Französische Zeichnungen aus der Kunsthalle Karlsruhe
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 29.9.2018 – 13.1.2019
-
1983: Die französischen Zeichnungen 1570 - 1930
Johann Eckart von Borries
Kritischer und erläuternder Katalog -
1980: Erwerbungsbericht 1979 der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Kupferstichkabinett
-
2018: sehen denken träumen
Schäfer, Dorit (Hg.); Reuter, Astrid (Hg.)
Französische Zeichnungen aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe