Der Hals der schönen Frau ist mit aufwendigen Rüschen geschmückt, die ähnlich voluminös wie die Ärmel des Kleides gestaltet sind. Die Halskrause hat ihren Ursprung in der spanischen Mode des 16. Jahrhunderts und wurde in abgewandelter Form im 17. Jahrhundert beispielsweise von bürgerlichen Amtsträgern in den Niederlanden getragen.
Im Gegensatz zu diesen strengen, gestärkten Krausen, ist die von Boucher gezeigte Variante der Rokoko-Mode locker gerafft und der spielerischen Szene angemessen.
Auf dem Eckschrank im Halbschatten steht eine Buddhafigur, die den Dressurakt aus der Distanz zu beobachten scheint. Boucher war ein leidenschaftlicher Sammler von Ostasiatika und nutzte die Objekte seiner Sammlung als Inspirationsquelle und Modelle für seine Darstellungen. Der Bildausschnitt gibt nur wenig von der Inneneinrichtung oder der Identität der jungen Frau Preis. Jedoch verweist die asiatische Figur sowie weitere Dekorationsobjekte auf ihren gehobenen sozialen Stand. Besonders Objekte aus Asien, wie edle Porzellane aus China, galten als begehrte Schmuckstücke für die Appartements der Oberschicht. Die groteske Figur zeigt der Künstler auch in anderen Gemälden.
Auf dem zierlichen Beistelltischchen steht eine Vase im Schatten und ist dadurch nur schemenhaft zu erkennen. Dennoch wird die aufwendige goldene Bronzemontierung deutlich, die ebenso wie die daneben stehende goldene Schatulle hell glänzt. Besonders chinesisches Porzellan wurde mit solchen Bronzemontierungen versehen. Auch François Boucher sammelte diese Stücke, die er in den Räumen neben seiner Wohnung im Louvre präsentierte. Teilweise ließ er die Objekte nach seinen Zeichnungen mit Montierungen versehen. Dies zeigt welchen Stellenwert er seiner Sammlung beimaß, die er durch diese Adaptation aufzuwerten versuchte.
Im Schatten fast vollständig verborgen, lugt ein neugieriger Beobachter zum Fenster herein. Interessiert scheint er dem Dressurakt zu folgen. Zugleich könnte er aber auch ein Verweis auf eine Interpretation der Szene sein, wie sie bereits für ähnliche Darstellungen des 17. Jahrhunderts überliefert ist: Genauso, wie die Frau den Hund dressiert, so wird sie auch ihren männlichen Begleiter abrichten.
In der rechten Hand hält die junge Frau einen Gebäckkringel, auf Französisch „Gimblette“, mit dem sie den Hund dazu bringt einen Dressurakt zu vollführen. Dazu beugt sie sich leicht nach vorne und weist mit ihrer linken Hand und dem ausgestrecktem Zeigefinger in Richtung des weißen Pudels. Das ringförmige Gebäckstück stammt aus Südfrankreich wurde traditionell in der Fastenzeit bis Palmsonntag hergestellt. Dank seiner besonderen Form konnten die Gebäckstücke an Zweigen aufgehängt werden. Das süße Nahrungsmittel wurde mit Zitronen- und Orangengeschmack verfeinert und erfreute sich im 18. Jahrhundert auch in der Hauptstadt Frankreichs großer Beliebtheit.
Der weiße Pudel scheint mit seiner Rasur und den extravaganten Locken den modischen Vorlieben seiner Besitzerin zu entsprechen. Die Darstellung bezieht sich auf die Tradition holländischer Genreszenen, wie sie beispielsweise durch Reproduktionen in französischen Sammler*innenkreisen bekannt waren.
In einer Komposition von Frans van Mieris (1635–1681) verweist der Dressurakt des Hundes gleichzeitig auf die Beziehung zwischen Frau und Mann und thematisiert ironisch Geschlechterrollen. Die Bezeichnung unter der Darstellung von Pierre-François Basan aus dem 18. Jahrhundert deutet die Szene so: Nur ein tölpelhafter Mann gehorche den Befehlen einer Frau.
Rosen gelten als Repräsentation der Liebe. Die scheinbar achtlos hingeworfene Blüte im Vordergrund ziert den ansonsten neutralen Fußboden durch einen frischen Farbakzent. Der ebenfalls in einem hellen Rosa gehaltene Seidenschuh der Dame weist direkt auf die Blume. Womöglich wollte Boucher durch die zentrale Position mittig im Vordergrund diese Liebessymbolik hervorheben.
Die Frau trägt ein üppiges grünes Kleid mit rotem Mieder, das Boucher mit schnellen Pinselstrichen ausführte. Im Gegensatz zu den Kleidungsstücken in anderen Genredarstellungen des Künstlers wirken die Falten am Saum des Kleides ungewöhnlich steif und stehen regelrecht auf dem Boden. Der weiche Stoff erhält durch grob strukturierende Pinselhiebe und die abrupten Brechungen der Falten eine beinahe skulpturale Härte. Das Kleid füllt fast die gesamte Breite des Gemäldes aus und unterstreicht die Bedeutung, die Bouchers der gekonnten Wiedergabe von Stoffen und Kleidungsstücken beimaß.
Diese Komposition und sein Pendant Das verzogene Kind malte Boucher auch als frivole Variationen. Die als Das indiskrete Auge bekannte Adaptation der hier gezeigten Szene in Privatbesitz, zeigt anstatt des Dressuraktes, wie die Frau ihren Rock hebt und in eine Schüssel uriniert. Die beiden freizügigen Gemälde gehörten dem Finanzbeamten Pierre Paul Louis Randon de Boisset (1708–1776), der ein Freund Bouchers war. Wahrscheinlich stammten auch die Karlsruher Gemälde aus seinem Besitz. Der genaue Zusammenhang zwischen den vier Werken ist bis heute ungeklärt. So könnten die anständigen Szenen die freizügigen verdeckt haben. In diesem Zusammenhang verweist der Voyeur hinter dem Fenster wohl auf den neugierigen Blick des Betrachtenden.
Die junge Frau trägt eine robe à la française – „ein Kleid nach französischer Art“ – dessen Ärmel auf Höhe der Ellenbogen in üppigen Rüschen enden. Der vorne geöffnete so genannte „Manteau“ (französisch für Mantel) lässt den darunterliegenden „Jupe“ (französisch für Rock) und das Mieder zum Vorschein treten. Das Mieder ist mit einem Stecker geschmückt, auf dem zahlreiche Schleifen befestigt sind. Boucher hatte eine besondere Vorliebe für einfarbige Kleider, bei deren Darstellung der Faltenwurf besonders schön zur Geltung kam. Die Kombination eines edlen grünen Farbtons mit hellrosa Details nutze er auch für das berühmte Gemälde Madame de Pompadour.
Im Haar der jungen Frau blitzt ein goldener Haarreif, der aus filigranen Blüten geformt ist und der wohlhabenden Trägerin angemessen ist.
Im 18. Jahrhundert wurden modische Hochsteckfrisuren auch mit bunten Bändern gehalten. Einzelne lose Haarsträhnen verleihen der Frisur eine verführerische Note. An beiden Armen trägt die junge Frau schmückende Bänder. Auf der linken Seite ist ein goldenes Medaillon zu erkennen. Auch in Bouchers Gemälde von Madame de Pompadour trägt die Trendsetterin und Mäzenin Ludwig XV. ihre Perlenarmbänder auf dieser Höhe.