Archistories (21/28) Zwei Stunden in einer Fotografie Details der Station
Eine breite Straße ist rechts und links von Hochhäusern gesäumt. Der Nebel über der Straße zeichnet die Spuren der Menschen, die während der Aufnahme dort waren, nach.
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New York Short Stories – Gay Pride Parade, New York (14:11 – 16:23 Uhr, 28.06.1998)

Michael Wesely

Maße:
H 175cm B 125cm
Jahr:
1998
Ort:
Orangerie

Zwei Stunden in einer Fotografie

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Die Zeit scheint still zu stehen. Ein seltsam diffuser Nebel hängt über einer breiten Straße. Die Fotografie zeigt eine Straßenschlucht, Wolkenkratzer rahmen sie links und rechts. Der nebulöse Schleier ist keine klimatisch bedingte Wolkenbildung, nicht etwa Dampf aus den Gullydeckeln, wie man ihn in New York oft zu Gesicht bekommt.

Es sind die Spuren eines Großereignisses, das verrät uns ein genauerer Blick auf die schlierigen Schwaden auf den Gehsteigen und am Straßenrand, in denen vereinzelte Umrisse all jener zu sehen sind, die sich zum Zeitpunkt der Aufnahme dort befanden.

So zieht sich eine Erinnerungsspur zwischen den Häuserzeilen entlang. Wir befinden uns in New York City an der 5th Avenue Ecke 44th Street zum Zeitpunkt der Gay Pride Parade am 28. Juni 1998, einem jährlich stattfindenden Pride March, den die Heritage of Pride seit 1970 organisiert.

Die ganze Parade in einem Foto

Michael Wesely hat in nur einer Fotografie die ganze Parade aufgenommen mithilfe einer Belichtungszeit von mehreren Stunden, genauer gesagt von 14:11 bis 16:23 Uhr. Die verwischten Bewegungen lassen nur erahnen, was sich zum Zeitpunkt der Aufnahme abspielte. Alle Menschen, alle Paradewagen verschwimmen in Raum, Licht und Zeit zu einem wolkenhaften Teppich.

Die vollen, mit der Energie feiernder und demonstrierender Menschen gefüllten Straßen werden durch die Langzeitbelichtung gleichsam entleert. Stille macht sich breit, die so in der Metropole während eines solch farbenprächtigen Umzugs nicht geherrscht hat.

Langzeitbelichtung als fotografischer Zeitraffer

Michael Wesely begleitete viele Ereignisse fotografisch, indem er Prozesse nicht in einer Serie von Bildern festhielt, sondern mit einer extrem verlängerten Belichtungszeit. Diese kann von ein paar Stunden bis zu mehreren Jahren reichen. Was durch diese fotografische Technik sichtbar wird, ist der Unterschied zwischen Statik und Dynamik, Bleiben und Gehen.

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