Blick auf den Pont Saint-Michel in Paris
Beschreibung
Albert Marquet, 1875 in Bordeaux geboren und gemeinsam mit Henri Matisse zwischen 1894 und 1898 Schüler von Gustave Moreau an der École des Beaux-Arts in Paris, gehörte zu den Mitbegründern des Fauvismus. Die Ansicht des Pariser Pont Saint-Michel zeigt den Blick aus dem Fenster jenes Ateliers, das Marquet 1908 von Matisse übernommen hatte.
Beide Maler verband zuweilen auch eine Arbeitsgemeinschaft. Im Jahr 1900 wirkten sie anlässlich der Pariser Weltausstellung zusammen an der Dekoration des Grand Palais, 1902 folgte eine gemeinsame Ausstellung in der Galerie Berthe Weill.
Auch die Ansicht der Brücke – die allein von Marquet in mehreren Versionen existiert – malten beide. Marquet tat dies 1912 jedoch keineswegs mit jener aufrührerischen Intensität der Farben, die den Malern 1905 anlässlich einer Ausstellung von Marquet, Derain, Dufy und Vlaminck im Salon d‘Automne den „Schmähnamen“ der „Fauvisten“ (Wilden) eingetragen hatte. Vielmehr scheint die grautonige Palette die Stimmung eines nebelverhangenen Wintertages wiederzugeben, an dem noch Reste von Schnee auf den Dächern liegen, das Sonnenlicht nur diffus gedämpft durch die dicke Wolkendecke dringt und nur wenige schwarzgekleidete Menschen und schwarze Kutschen die Brücke etwas steif überqueren. Der Pont Saint-Michel verbindet über einen Arm der Seine hinweg den Boulevard Saint-Michel mit der Île de la Cité. Das Licht ist so spärlich, dass man den Pont Neuf im Hintergrund nur schemenhaft erahnen kann. Marquets flächige Malerei zeichnete sich stets durch eine äußerste Reduktion aus. Auf die Schilderung von Details wird verzichtet, in größtmöglicher Einfachheit erzeugt Marquet den Gesamteindruck einer Szenerie und der Stimmung, die sie im Künstler erweckt, unforciert und doch prägnant.
Daten und Fakten
Titel | Blick auf den Pont Saint-Michel in Paris |
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Künstler*in | Albert Marquet |
Entstehungszeit | 1912 |
Inventarnummer | 2616 |
Maße Bildträger | H 65cm B 81cm |
Maße Rahmen | H 85.2cm B 100.5cm T 8cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
Von der Freundschaft zwischen Marquet und Matisse zeugen mehr als 200 überlieferte Briefe. Die beiden Künstler verbanden nicht nur künstlerische Überzeugungen, sondern auch die Lust am Reisen und eine große Affinität zur japanischen Kultur. Matisse nannte Marquet wohl auch deshalb „unseren Hokusai“.
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