
Die "Torri gemelle" in San Gimignano
Beschreibung
Der gebürtige Karlsruher Maler besuchte die Stadt San Gimignano auf einer Italienreise im Jahr 1913. Zu diesem Zeitpunkt setzte er sich sowohl intensiv mit ihrer Stimmung als auch ihrer Silhouette auseinander. Der Ort mit seinen hohen Geschlechtertürmen wirkte auf Kanoldt bedrohlich. Diese Empfindungen spiegeln sich in der düsteren Atmosphäre der Zeichnung wieder.
Was Kanoldt hier festhält, ist augenscheinlich ein Teil des historischen Zentrums von San Gimignano. Die dargestellten Gebäude lassen sich durchaus den dort existierenden Häusern und Türmen zuordnen. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass die Ansicht nicht wirklichkeitsgetreu, sondern konstruiert ist. Zudem reduziert er sie auf geometrische Blöcke, um sie anschließend hintereinander angeordnet neu zusammenzusetzen. Die Stadt wird so zu einem komponierten Stillleben. Von einem Balkon aus blickt der Betrachter auf einen gestaffelten Raum: Ein Treppenabgang, hinter dem ein Gebäude mit drei dunklen Toröffnungen zu sehen ist. Auf der nächsten Ebene erheben sich drei der typischen Geschlechtertürme. Sie sind übereck als aufragende, schlanke Quader skizziert. Lediglich ein blasses Gelb-Grün auf der Fassadenfläche und der zarte Braunton der Türme vermitteln etwas Licht und Wärme. Immer wieder thematisiert Kanoldt die italienische Stadt in seinen Werken und widmet ihr und später auch den Bergstädten Subiaco und Olevano jeweils einen ganzen Werkzyklus. Die reduzierten Ansichten werden geometrisch zerlegt. Sie wirken anonym, distanziert, statisch, menschengemacht, aber menschenleer.
Daten und Fakten
Titel | Die "Torri gemelle" in San Gimignano |
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Künstler*in | Alexander Kanoldt |
Entstehungszeit | 1913 |
Inventarnummer | 1955-108 |
Maße Blatt | H 20,4 cm |
Maße Darstellung | H 12,5 cm |
Maße | B 13,2 cm B 7,0 cm |
Material | Papier gelblich |
Technik | Bleistift leicht aquarelliert |
Gattung | Zeichnung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
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2000: Alexander Kanoldt
Holger Jacob-Friesen
Graphik und Malerei aus dem Besitz der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe